TV Vor 20 Jahren: Rosa von Praunheims Skandal-Outing
Vor 20 Jahren, am 10. Dezember 1991, outete Filmemacher Rosa von Praunheim in der RTL-Sendung "Explosiv - Der heiße Stuhl" mit Ulrich Meyer die beiden TV-Lieblinge Hape Kerkeling und Alfred Biolek als schwul. Ein unvergessener Skandal der Fernsehgeschichte. Im dpa-Interview erinnert sich der Journalist Ulrich Meyer (55), an die Skandal-Show und ist sich heute sicher: "Das war unverzeihlich!"
Herr Meyer, wie billigend haben Sie damals den Outing-Skandal in Kauf genommen?
Meyer: Es war mein letzter "Heißer Stuhl" - und da passierte, was weder geplant noch gewollt war. Ich war wie vom Donner gerührt, als Praunheim plötzlich von Biolek und Kerkeling sprach. Ich habe mich in der Moderation noch bemüht zu relativieren, aufzufangen. Die Diskutanten, darunter Uwe Zimmer, der damalige "AZ"-Chef, ebenfalls, wofür ich ihnen heute noch dankbar bin - aber das war unumkehrbar.
Für wie wichtig halten Sie selbst diese Sendung vom 10. Dezember 1991 für die Schwulen-Emanzipation in Deutschland?
Meyer: Das Aufsehen danach hat sicher dazu beigetragen, diese Diskussion zu beschleunigen und zuzuspitzen. Wir hatten uns lange um das Thema bemüht: Outing und Zwangsouting war in dem Jahr in den USA ein großes Thema, das zum Jahresende Deutschland erreicht hatte. Darüber wollten wir sprechen - und ich hatte die Illusion, dies ginge, ohne Namen zu nennen.
Hatte Rosa von Praunheim genau angekündigt, was er vorhat?
Meyer: Mit keiner Silbe. Im Gegenteil. Ich sehe mich noch aus dem Vorgespräch unmittelbar vor der Sendung herauskommen, bei dem ich ihm mehrfach eingeschärft hatte: keine Namen! Er machte sich zum Amüsement seiner Begleitung eher einen Spaß daraus, rundum Leuten mit Geschlechtsverkehr zu drohen.
Würden Sie eine solche Sendung heute wieder machen?
Meyer: Ich stehe zu allem, was ich als TV-Journalist gemacht habe. Auch zu dem, was mir misslungen ist. Das war damals leider viel zu blauäugig von mir. Ich habe Alfred Biolek und Hape Kerkeling deshalb nie eine Erklärung aufgenötigt oder sie um Entschuldigung gebeten. Das war unverzeihlich...
Bräuchte Deutschland heute wieder so eine Show wie "Explosiv - Der heiße Stuhl"?
Meyer: "Der heiße Stuhl" hatte vor allem eine zirzensische Optik. Die Konstellation "Fünf gegen einen" ist inzwischen reine TV-Unterhaltung. Den "Heißen Stuhl" haben wir bei Sat.1 weiterentwickelt zu "Einspruch!". Und heute finden Sie nicht wenig davon wieder in "Hart, aber fair" oder "Eins gegen eins". Seine Spuren gibt es also noch. Wer ihn wiederhaben will als Symbol von Unberechenbarkeit im Fernsehen, muss erst mal mit diesem Jahrestag klarkommen."