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Jürgen Vogel wird deutlich: "Das ist wie eine ansteckende Krankheit"


Jürgen Vogel
"Das ist wie eine ansteckende Krankheit"

InterviewVon Charlotte Erbe

06.10.2024 - 11:28 UhrLesedauer: 5 Min.
Interview
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Jürgen Vogel: In der neuen ARD-Serie "Angst über der Stadt" schlüpft er in die Rolle eines Ermittlers.Vergrößern des Bildes
Jürgen Vogel: In der neuen ARD-Serie "Angst über der Stadt" schlüpft er in die Rolle eines Ermittlers. (Quelle: NDR)

Terror, Vorurteile und Angst: Im Interview mit t-online berichtet Jürgen Vogel von seiner neuesten Rolle und gibt auch private Details preis.

"Informant – Angst über der Stadt" lautet der Titel des neuen Formates im Ersten. In insgesamt sechs Folgen wird die Ermittlung eines zu vermeidenden Anschlags in Hamburg erzählt. Dabei stets im Mittelpunkt: Gabriel Bach. Der Polizist vom LKA wird von Jürgen Vogel gespielt.

Umringt von Zeitdruck, neuen Kollegen und der Vereinbarung von Privatleben und Beruf steht Gabriel Bach vor großen Herausforderungen. Im Interview mit t-online verrät Jürgen Vogel mehr über den Charakter seiner Figur und geht auch persönlich auf seine Rolle ein.

t-online: Herr Vogel, Sie verkörpern einen eiskalten Ermittler, der zwischen gefährlichen Informanten und dem LKA agieren muss. Wie viel Gabriel Bach steckt in Ihnen?

Jürgen Vogel: Jede Figur hat etwas mit einem zu tun. Ich habe mir vor dem Dreh schon Gedanken gemacht, was das für ein Typ ist. Gabriel ist ein sehr gebrochener Mann, der zur alten Garde gehört. Er ist skrupellos, und zwar aus einem bestimmten Grund: Er wäre sonst enttarnt worden in der Welt, in der er eingeschleust war. Aber das ist nicht mehr modern, weil es politisch nicht kompatibel ist und bei der Außenwirkung der Polizei nicht gut ankommt. Ich fand es interessant, so eine alte Generation zu spielen, die mit der neuen Welt konfrontiert ist.

Wieso genau?

Zum Beispiel bis in die Achtzigerjahre war es fast Standard, dass Frauen tagtäglich richtig blöd angemacht wurden. In der jetzigen Zeit traut man sich das nicht mehr. Das wurde durch die "Metoo" Bewegung in Gang gesetzt. So ist es auch bei Polizeibeamten, die dürfen auch nicht mehr so agieren wie früher.


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Für mich ist es interessant, so einen Charakter zu erzählen und zu zeigen, zu was man fähig sein kann.


Jürgen Vogel


In der Serie werden Sie handgreiflich und schlagen andere nieder. Was löst das für Gefühle in Ihnen aus?

In erster Linie ist es eine Rolle und wie die Rolle in der Szene reagiert. Für mich ist es interessant, so einen Charakter zu erzählen und zu zeigen, zu was man fähig sein kann. Menschen sind facettenreich, teilweise zwiespältig. Meine Figur ist auch ein cooler Vater, versucht als Mann allen gerecht zu werden, aber schafft es nicht richtig. Er hat Abgründe in sich, so wie viele Menschen verschiedene Seiten haben. Durch seinen Beruf durfte er diese ausleben. Im Privatleben ist das schwierig, und damit kommt er nicht klar.

Was macht diese Zwiespältigkeit bei Gabriel so besonders?

Er ist ein gebrochener Mann, weil er ein Dinosaurier in seinem Beruf ist. Das, was damals toll war, wofür er Ruhm und Ehre bekommen hat, ist nicht mehr angesagt – darunter leidet er. Aber er kann aus der Zeit und aus seiner Haut nicht raus, weil er all diese Charakterzüge verinnerlicht hat.

Der Konflikt, eine stabile Balance zwischen seinem Privatleben und seinem Beruf zu finden, ist ebenfalls ein Thema der Serie. Inwieweit funktioniert das bei Ihnen?

Wie in jedem Beruf ist es immer ein Spagat, gerade wenn man viele Kinder hat. Auf der einen Seite ist man bei der Arbeit mega konzentriert und wirklich den ganzen Tag in einem Projekt drin. Aber auf der anderen Seite möchte man auch das Leben haben, mit Familie, Liebe und Kindern, die man versucht zu prägen und großzuziehen. Man hat immer das Gefühl, dass man nicht allen zu 100 Prozent gerecht werden kann. In diesem Zwiespalt sind ganz viele Menschen. Aber ich habe gelernt, damit zu leben.

Wie genau gelingt Ihnen der Spagat?

Ich tauche zwar einerseits vollständig in meine Arbeit ein, aber ich kann auch sehr gut wieder auftauchen. In meinem Beruf habe ich den Luxus, nach Projekten etwas mehr Zeit und Freiräume für die Familie zu haben, in denen ich zu 100 Prozent für sie da bin.

In der Serie dreht sich sehr viel um Angst, wie der Titel bereits verrät. Kennen Sie das Gefühl?

Ich versuche, mich von Angst nicht leiten zu lassen. Ich weiß aus Erfahrung, dass Angst kein guter Begleiter ist und im Leben eher bremst als hilft. Bestimmte Dinge kann man nicht aufhalten, man kann nicht alles richtig machen und sich vor allem schützen. Es ist nie gut, wenn Leute versuchen, einem Angst zu machen, das sind keine guten Menschen. Es ist immer kontraproduktiv, weil man eine Abwehrhaltung entwickelt. Stattdessen kann man Dinge abwägen und sich auf sie vorbereiten.

Haben Sie ein Beispiel?

Angenommen man ist ängstlich, gibt es Möglichkeiten, sich selbst zu schützen und das Gefühl der Hilflosigkeit zu reduzieren. Man könnte Reizgas oder Pfefferspray mit sich führen oder Kampfsport zur Selbstverteidigung erlernen. Es ist wichtig, das zu tun, was in der eigenen Macht liegt, um sich auf mögliche Situationen vorzubereiten. Das gibt einem das Gefühl, nicht völlig ausgeliefert zu sein. Denn wenn man sich in einer Opferrolle befindet, wirkt man noch verletzlicher und zieht negative Aufmerksamkeit eher auf sich. Ähnlich wie bei Hunden, die gemeinsam auf ein schwächeres Tier losgehen.

Terroristische Anschläge sind ein brandaktuelles Thema, wie der Fall in Solingen zeigt. Seitdem herrscht wieder Angst in der Gesellschaft. Laut aktuellen Umfragen fühlt sich fast die Hälfte der Menschen in Deutschland an öffentlichen Orten nicht mehr sicher. Kennen Sie solch ein Unsicherheitsgefühl auch?

Wir leben in einer Zeit, in der Angst für die Politik genutzt wird. Das ist wie eine ansteckende Krankheit.

Welche Bedeutung haben Produktionen wie diese in der heutigen Zeit?

Um den Realismus zu begreifen und zu verstehen, dass Panik und Hysterie erst die Voraussetzungen für Straftaten schaffen – zumindest ist das in der Serie so dargestellt. Das fand ich auch an den Drehbüchern so interessant: Die Art und Weise, wie wir in der Serie mit diesen Themen umgegangen sind, hat letztlich dazu geführt, dass jemand Amok läuft.

Die Entscheidungen des LKA und BKA in der Serie fundieren unter anderem auch auf Instinkten oder Intuitionen. Vertrauen Sie persönlich auch gerne auf Ihre Gefühle oder sind Sie doch ein Kopfmensch?

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Ich versuche, meinen Instinkt zu analysieren und dann vom Intellekt her zu bearbeiten. Aber ich folge sehr stark meinem Instinkt und meiner Erfahrung.

Stellen Sie sich dieses hypothetische Szenario vor: Zwei Streifenwagen halten mit quietschenden Reifen vor Ihrer Haustür, Beamte springen aus den Autos und nehmen Sie fest. Was würde Ihnen als Erstes durch den Kopf schießen, was es für einen Grund geben könnte, dass die Polizei es auf sie abgesehen hat?

Ich habe keine Scheiße gebaut. Vielleicht wollen die mich für irgendwas benutzen. Ich bin ein sehr guter Hausmann, ich kann sehr gut sauber machen, vielleicht wollen die, dass ich deren Wohnung sauber mache.

Ab kommendem Freitag, dem 11. Oktober, kann die Serie in der ARD-Mediathek gestreamt werden. Zudem strahlt das Erste die sechs Folgen am 16. und 17. Oktober um 20.15 Uhr aus. Neben Jürgen Vogel werden die anderen beiden Hauptrollen von Elisa Schlott als BKA-Beamtin Holly Valentin sowie Ivar Wafaei in der Rolle des Informanten Raza Shaheen inszeniert.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Jürgen Vogel
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