"Erzgebirgskrimi"-Star Teresa Weißbach "Da ist noch eine Menge Luft nach oben"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Wurde Zeit, mal eine andere Seite zu zeigen", sagt Teresa Weißbach. Was die Schauspielerin damit meint, erklärt sie t-online im Interview.
Teresa Weißbach ist seit drei Jahren eines der bekanntesten Seriengesichter im TV. Glauben Sie nicht? Die ZDF-Reihe "Erzgebirgskrimi" erreicht im Schnitt sieben Millionen Zuschauende, kommt auf 25 Prozent Marktanteil. Auch an diesem Mittwoch, dem 21. Dezember, wird Weißbach als Saskia Bergelt zur besten Sendezeit im Zweiten zu sehen sein.
Wie gehabt unterstützt sie das ermittelnde Duo Robert Winkler (Kai Scheve) und Karin Szabo (Lara Mandoki) im siebten "Erzgebirgskrimi". Bergelt ist Einheimische und kennt die Gegend und ihre Menschen. So auch ihre Darstellerin. Im Interview mit t-online spricht Teresa Weißbach über die enge Verbindung zu ihrer Heimat und Vorurteile gegenüber Sachsen.
t-online: Frau Weißbach, Sie kommen aus dem Erzgebirge. Was bedeutet Ihnen die Hauptrolle in der ZDF-Krimireihe aus Ihrer Heimat?
Teresa Weißbach: Ich bin Schauspielerin und möchte per se gerne Hauptrollen spielen. Wenn sich dann die Möglichkeit bietet, in einer Fernsehreihe in der eigenen Heimat besetzt zu werden, ist das großartig. Zumal ich mich dem Erzgebirge eng verbunden fühle – das ist wie ein Hauptgewinn.
Sie sind sogar Botschafterin des Erzgebirges. Da ging die Krimireihe gar nicht ohne Sie, oder?
Natürlich geht es auch ohne mich. Es gibt genügend gute Schauspieler aus Sachsen und oft genug werden solche Rollen mit anderen tollen Kollegen besetzt, die ihre Wurzeln nicht in der Region haben. Auf der anderen Seite kenne ich meine Heimat und die Eigenheiten ihrer Bewohner wie kaum ein anderer. Außerdem ist es für mich ganz normal, in diesem Dialekt zu sprechen. Von daher war es, so denke ich, eine nachvollziehbare Entscheidung, mich zu besetzen.
Wie gehen Sie mit Vorurteilen bezüglich des sächsischen Dialekts um?
Das finde ich als Sächsin natürlich schade. Umso mehr erfreut es mich, dass in einem TV-Format wie dem "Erzgebirgskrimi" anders damit umgegangen wird. Meine Figur ist unter anderem wegen des Dialektes Sympathieträgerin. Oft werden die Sachsen im Film oder Fernsehen als die Unterbelichteten oder die Bösewichte des DDR-Staates gezeigt. Da wurde es Zeit, mal eine andere Seite zu zeigen.
Finden Sie, dass der Osten Deutschlands in TV-Filmen und Dokumentationen ausreichend repräsentiert wird?
Aus meiner Sicht ist da in den letzten Jahren einiges nachgeholt worden. Inzwischen gibt es neben dem "Erzgebirgskrimi" einige Krimiformate, die auf dem Gebiet der ehemaligen DDR angesiedelt sind. Wenn man trotzdem die letzten 30 Jahre im TV betrachtet, war der Osten Deutschlands recht unterbelichtet und oft klischeehaft dargestellt. Da ist noch eine Menge Luft nach oben.
Was fehlt Ihnen denn?
Oft wird der Ostler eben etwas eindimensional dargestellt oder in eine bestimmte Ecke gestellt. Das finde ich schade. Es würde dem Selbstverständnis der ostdeutschen Bürger guttun, wenn sie stärker in anderen Facetten zu sehen wären.
Sind Sie im Leben da, wo Sie als Jugendliche in diesem Alter sein wollten?
Ich wollte schon als Neunjährige Schauspielerin werden und habe mir diesen Traum erfüllt. Ich bin glücklich mit dieser Entscheidung und kann von diesem Beruf bis heute leben. Das ist doch eine ganze Menge. Natürlich gibt es viele Rollen, die ich gern gespielt hätte und noch spielen möchte. Abgesehen von der beruflichen Seite kann ich mich nicht erinnern, wie ich mir als Jugendliche meine private Welt vorgestellt habe. Aber ich glaube, ich habe damals nicht gedacht, dass ich mal Mutter von drei Kindern sein würde.
Teresa Weißbach (*1981)
Die Schauspielerin wuchs im sächsischen Stollberg in einer Bäckerfamilie auf. 1999 spielte sie in Leander Haußmanns "Sonnenallee" die Rolle der Miriam Sommer. Seither trat sie in verschiedenen Kino- und TV-Filmen auf und spielte in unterschiedlichen Fernsehserien und -reihen mit – seit 2019 in einer festen Rolle im "Erzgebirgskrimi".
Heute sind Sie genau das. Mit ihren drei Kindern und ihrem Mann leben Sie in Berlin. Wie gelingt es Ihnen, dass ihre Kinder eine besondere Beziehung zum Erzgebirge aufbauen?
Ich hoffe, dass mir das gelingt. Ich versuche einmal im Monat, mit ihnen ins Erzgebirge zu fahren. Das finde ich wichtig. Ich bin ein Familienmensch und habe eine enge Beziehung zu meinen Eltern. Genauso möchte ich, dass meine Kinder eine enge Beziehung zu ihren Großeltern haben. Dadurch lernen sie Land, Leute, Traditionen und Bräuche meiner Heimat kennen. Auch in unserem Alltag in Berlin werden erzgebirgische Traditionen, zum Beispiel an den Feiertagen, weitergegeben.
Zum Beispiel an Weihnachten? Was gehört da für Sie immer dazu?
Schwibbögen! Jedes Fenster bekommt einen eigenen. Und natürlich Räuchermännchen und Nussknacker. Es werden auch Engel, Bergmänner und Pyramiden aufgestellt. Weihnachtssträuße schmücke ich mit Strohsternen und buntem Holzschmuck, vieles original aus dem Erzgebirge. Und es wird ordentlich geräuchert. Ich liebe den Duft von Weihrauch und als Bäckertochter Weihnachtsstollen. Wir sind eine Familie, die erzgebirgische Traditionen auch außerhalb des Erzgebirges intensiv pflegt. Das ist mir wichtig. Meinen Kindern machen das Schmücken und die mit Weihnachten verbundenen Rituale inzwischen auch große Freude. Das ist schön zu sehen.
Für viele Menschen gehört an Weihnachten auch ein Gottesdienstbesuch dazu. Wie ist das bei Ihnen?
Ich bin christlich aufgewachsen, jedoch nicht streng religiös erzogen worden. Aber ich bin ein christlich denkender und fühlender Mensch. Christi Geburt ist ein wichtiges Fest im Kirchenjahr und hat für mich schon eine Bedeutung. Dass wir uns jedes Jahr aufs Neue daran erinnern dürfen und uns die Weihnachtsgeschichte erzählen, gefällt mir sehr. Der Glauben ist für mich wie ein Licht, das den Menschen Hoffnung schenkt. Ich gehe regelmäßig in die Kirche und nicht nur an Weihnachten. Und meine Kinder begleiten mich des Öfteren.
Was sind die wichtigsten Werte, die Sie Ihren Kindern mitgeben möchten?
Offenheit, Dankbarkeit, Toleranz, Mut und Ehrlichkeit sind wichtige Werte für mich. Ich versuche ihnen vorzuleben, mit offenem Herzen durchs Leben zu gehen, die Augen und Ohren offenzuhalten, um mitzubekommen, wo sie anderen Menschen helfen können, sich für andere einsetzen können. Aber auch immer nach innen zu lauschen, was ihre Bedürfnisse und Wünsche sind. Ich ermuntere sie, dass sie ehrlich sind zu anderen und zu sich selbst. Und dass sie dankbar sind, das ist mir ganz wichtig.
Stichwort Menschen helfen: Dazu gehört auch, der Umwelt zu helfen und gegen die Klimakrise anzukämpfen. Gehen Sie mit Ihren Kindern beispielsweise zu Klimademos?
Ja, wir waren schon mal auf einer Klimademo. Leider ist die anfängliche Begeisterung bei meinen Kindern schnell erloschen. Vielleicht war es ihnen zu laut, zu viele Menschen, vielleicht waren sie einfach auch nur überfordert. Ansonsten mache ich ihnen die Ernsthaftigkeit des Klimawandels im Alltag bewusst und ich versuche, in unserer Familie entsprechende Maßnahmen durchzusetzen.
Sie haben mal in einem Interview erzählt, dass Sie kaum noch Fleisch essen. Wie kam das?
Ich wollte etwas ändern. Unser hoher Fleischkonsum fördert die Massentierhaltung und geht damit zulasten von Tieren und Klima. Wir sprachen eben über den Klimawandel. Und da man irgendwo anfangen muss, habe ich bei mir angefangen.
Was denken Sie: Was können sich andere Menschen von Ihnen abschauen?
Ich weiß nicht, ob man sich was von mir abschauen sollte. Wenn es etwas gibt, was ich selbst an mir mag und vermitteln würde, dann Optimismus, Offenheit, Klarheit, Herzlichkeit und vielleicht die Fähigkeit, sich für etwas zu begeistern. Außerdem gefällt mir der Gedanke, dass ich andere mit meiner Lebensfreude anstecken könnte.
- Interview mit Teresa Weißbach
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