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Zum journalistischen Leitbild von t-online."40 Jahre Supernasen" Thomas Gottschalk und Mike Krüger im Flachwitz-Rausch
Pocher, Heino und Erinnerungen aus dem Kinoarchiv: Im Berliner Admiralspalast luden die beiden "Supernasen" zur großen Kult-Zeitreise und Gender-Debatte.
Ältere Semester werden sich vielleicht noch daran erinnern: Vor genau vierzig Jahren zogen die beiden Show-Legenden Thomas Gottschalk und Mike Krüger unter dem "Die Supernasen"-Banner durch die deutschen Kinos. Vier Jahrzehnte später feiert man nun im Berliner Admiralspalast das große Jubiläum der erfolgreichen Verwechslungsgeschichten um "Tommy Jürgensen" (Thomas Gottschalk) und "Mike Bachstein" (Mike Krüger).
Die große Gala ist noch keine drei Minuten alt, da passt sich Laura Wontorra auch schon der zu erwarteten Witzkultur an: "Berlin hat sich richtig rausgeputzt, hatte eigentlich Sorge, dass ich vor einem Ü-60-Publikum stehe", kichert die Moderatorin. Die beiden Hauptdarsteller des Abends nehmen den Spielball gerne auf und duellieren sich in der Folge in schöner Regelmäßigkeit im platten Sprücheklopfen. Dabei hinkt der einige Male im Stile eines torkelnden Jack Sparrow im weißen Satin-Schlafanzug mit Blümchenmuster über die Bühne schleichende Thomas Gottschalk seinem Kollegen im blauen Anzug stets ein bisschen hinterher.
"Stell dir vor, ich wäre der Wendler"
Den beiden ersten Gästen des Abends ist der interne Wettlauf um den Sprüche-Titel ziemlich schnuppe. Chris Tall und Oliver Pocher sind einfach nur froh, dabei sein zu dürfen. Während der Eine (Chris Tall) sich seine mitgebrachte "Supernasen"-VHS-Sammlung signieren lässt, stellt sich der Andere (Oliver Pocher) sogar für die Nachstellung der berüchtigten "Wurfrad-Szene" zur Verfügung. "Wo sind die Messer!", schreit Thomas Gottschalk voller Vorfreude. "Stell dir vor ich wäre der Wendler!", flachst Oliver Pocher zurück. "Oh, dann würde ich mit Anlauf zustechen!", schallte es aus dem Mund des großen Blonden.
Die Twitter-Community "feiert" den Wurfrad-Spaß wie "ein Kindergeburtstag bei McDonalds". Auch die nach und nach dazustoßenden Gäste werden von der Netz-Polizei kritisch beäugt. Egal ob die drei Filmreihe-Kolleginnen Anja Kruse, Denise Biellmann und Andrea L'arronge, RTL-Promi-Spezialistin Frauke Ludowig oder der "ganz spontan" aus dem Publikum in Richtung Bühne hüpfende Jörg Pilawa: Niemand haut die viralen TV-Wächter aus den Socken.
Einzig die zwischendurch mit Mike Krüger das akustische Akustikrock-Meisterwerk "Der Pansexuelle Mann" anstimmende Ella Endlich wird von einigen Genderüberdrüssigen auf Händen getragen. Hier wird die Debatte auf die Spitze getrieben, wenn Krüger davon singt sich die "Hosenträger*innen" anzulegen.
Heino stimmt "Sternenhimmel" an
Die nicht enden wollende Flachwitz-Staffelübergabe erreicht im weiteren Verlauf der von diversen weitaus spannenderen Werbeblöcken unterbrochenen Gala immer groteskere "Höhepunkte". Zwar ist Laura Wontorra irgendwann froh, dass die beiden "Quatschköppe" (Pocher und Tall) endlich von der Bühne sind. Aber was bringt das, wenn kurz darauf Heino im schwarzen Leuchtjäckchen ins Rampenlicht stolpert und im Vollplayback-Modus den Hubert-Kah-Gassenhauer "Sternenhimmel" anstimmt.
Zwischen immer wieder eingestreuten Film-Erinnerungen aus einer Zeit, in der ein schauspielerisches Schaffen aus dem Hause Krüger-Gottschalk satte sechs Millionen Deutsche in die Kinos lockte und musikalischen Schunkel- und Foxtrott-Einspielern vom "Nippel"-Urheber himself und von NDW-Ikone Markus ("Ich will Spaß") fällt einem irgendwann nicht mehr viel ein. Ist aber auch egal. Der Berliner Admiralspalast steht längst Kopf. Hans Werner Olm schießt einen kurzen "Hatta Klima?"-Gag aus der Hüfte. Oliver Kalkofe hält die Abschluss-Laudatio. Und Tommy und Mike trällern im Konfettiregen gemeinsam "Rocking all over the world".
Nach drei Stunden klatschen alle laut in die Hände – die Einen, weil es sich einfach so gehört und die Anderen, weil der Spuk endlich ein Ende hat.
- RTL: "40 Jahre Supernasen – Mit Mike Krüger und Thomas Gottschalk" vom 20. August 2022