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Queen Elizabeth II. ist tot (†96): Ein Leben lang Job auf Vollzeit


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Zum Tod von Elizabeth II.
Ein Leben lang Vollzeit

MeinungEin Nachruf von Maria Bode

Aktualisiert am 11.09.2022Lesedauer: 6 Min.
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Das bewegte Leben von Queen Elizabeth II.: Schon im Alter von 27 Jahren bestieg sie den Thron. (Quelle: t-online)

Ihre Aufgabe als britische Regentin sah Königin Elizabeth II. als "Job auf Lebenszeit" – obwohl sie nicht dafür vorgesehen war.

70 Jahre lang saß Elizabeth II. auf dem britischen Thron, nun ist sie im Alter von 96 Jahren verstorben. Bei ihrem Tod war sie die älteste und am längsten amtierende Monarchin der Welt. Sie trieb die Gleichberechtigung in der Monarchie voran und machte sie moderner: Sie war die einzige Frau in der Royal Family, die Militärdienst leistete. Sie machte eine Ausbildung zur Automechanikerin, ritt seit ihrer frühen Kindheit – aber nicht im Damensitz. Sie unterstützte die Abschaffung des männlichen Erstgeburtsrechts und arbeitete ihr Leben lang Vollzeit.

Viele verbinden mit der Queen Tradition und Konservatismus. Doch sie entstaubte die Monarchie, lange bevor dies durch die Hochzeit ihres Enkelsohnes Prinz Harry mit der geschiedenen amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle ein weiteres Mal geschah. Königin Elizabeth II. hat viel zur Modernisierung der traditionellen Staatsform beigetragen, sorgte etwa dafür, dass das Volk Einblicke in das Privatleben der Royals bekommt. Nicht zuletzt dank ihr lieben die Briten ihre Königsfamilie – trotz unzähliger Skandale. Im Mai 2021 sagten 61 Prozent der Befragten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, Großbritannien solle eine Monarchie bleiben. Nur 24 Prozent wünschten sich die Umwandlung in eine Republik.

Mit 25 Jahren auf Englands Thron

Dabei hätte Elizabeth eigentlich niemals Königin werden sollen. Ihr Vater, der spätere König George VI., war der Zweitgeborene. Doch sein Bruder, König Edward VIII., dankte im Jahr 1936 nach 325 Tagen ab. Der Grund: Er wollte die zweimal geschiedene amerikanische Schauspielerin Wallis Simpson heiraten. Die Regierung war allerdings dagegen und führte als Begründung sowohl politische als auch moralische Überlegungen an. George VI. folgte Edward auf den Thron. Seine älteste Tochter, Prinzessin Elizabeth, wurde somit zur Thronfolgerin. 25 Jahre alt war sie schließlich, als ihr Vater 1952 starb. Zu diesem Zeitpunkt war sie mit ihrem Ehemann Prinz Philip in Kenia. Ein Gästebucheintrag im Treetops-Safari-Hotel, in dem das Paar übernachtete, lautet ganz passend: "Zum ersten Mal in der Geschichte ist ein junges Mädchen auf einen Baum geklettert und am nächsten Tag als Königin heruntergekommen."

Unten angekommen war die Idylle vorüber, das heimelige Familienleben wurde unterbrochen. Elizabeth nahm die Nachricht vom Tod ihres Vaters tapfer auf, unterdrückte öffentlich ihre Tränen. Als sie einen Tag später in London aus dem Flugzeug stieg, war sie Königin Großbritanniens. Immer an ihrer Seite, oder besser immer ein paar Schritte hinter ihr: Ehemann Prinz Philip, in den sie sich schon mit 13 Jahren bei einem Besuch der Marinehochschule in Dartmouth verliebte. Er bildete die Konstante in ihrem Leben. Philip, dem aufgrund seiner Herkunft aus einer verarmten Adelsfamilie und seines ungehobelten Auftretens anfangs kaum jemand zutraute, der richtige Mann für eine Monarchin zu sein, war bis zu seinem Tod im April 2021 immer für sie da. Mit der Krönung Elizabeths ordnete er sich ihr vollständig unter.

Die Krönungszeremonie am 2. Juni 1953 war eines der ersten TV-Großereignisse der Welt. Der damalige britische Premierminister Winston Churchill sagte an jenem Abend über die Queen, sie sei "eine glänzende Figur, von der Vorsehung geschickt, in einer Zeit harter Gegenwart und verhangener Zukunft". Das "Time"-Magazin kürte sie im selben Jahr zur "Frau des Jahres".

Das Königshaus öffnet sich

1957 hielt Elizabeth II. zum ersten Mal eine live im Fernsehen ausgestrahlte Weihnachtsansprache. Daraus wurde eine Tradition. "Vielen von Ihnen werde ich wie eine unnahbare Figur erscheinen. Aber jetzt begrüße ich Sie für ein paar Minuten im friedlichen Rahmen meines Zuhauses", sagte sie damals. Zwölf Jahre später gingen sie und ihre Familie noch einen Schritt weiter: Der Buckingham-Palast öffnete sich der Welt und den Medien. Die Dokumentation "Royal Family" wurde in 140 Ländern ausgestrahlt. Zuschauer saßen quasi am Tisch mit Elizabeth, Philip und den Kindern. Das Ziel: die jüngeren Bürgerinnen und Bürger von der Monarchie überzeugen, das ganze System attraktiver machen.

Wenige Jahre vor ihrer Krönung wandelte sich das Empire offiziell zum Commonwealth of Nations. Doch erst Elizabeth erfüllte den Staatenbund ehemaliger britischer Kolonien mit Leben. Ein halbes Jahr lang reiste sie noch vor dem Beginn ihrer Regentschaft ohne ihre beiden kleinen Kinder durch die Commonwealth-Staaten. Überhaupt ist sie die am weitesten gereiste Monarchin weltweit. Viele Länder, wie beispielsweise China, Russland und im Jahr 2011 die Republik Irland, besuchte sie als erste britische Königin.

1961 reiste sie nach Ghana, in die erste britische Kolonie in Afrika, die unabhängig geworden war. Kurz zuvor gab es Bombendrohungen, der Queen wurde von ihrer Reise abgeraten. Doch sie machte klar: "Gefahr gehört zu meiner Arbeit." Auf all ihren Reisen hinterließ Königin Elizabeth II. bleibenden Eindruck. "Die Queen hat es geschafft, das Commonwealth, das alte Britische Empire, zu etwas Neuem, Ungewöhnlichen und Wunderbaren zu machen. Die Historiker werden das einmal als die große Errungenschaft ihrer Regentschaft bezeichnen", sagte der Historiker und Queen-Biograf Robert Lacey anlässlich ihres 90. Geburtstages im Jahr 2016.

Kritik an der Königin

Doch so großer Beliebtheit sie sich die meisten Jahre ihrer Amtszeit über erfreuen durfte, es gab auch düstere Zeiten. Dazu zählt das "Annus horribilis": "1992 ist kein Jahr, auf das ich mit ungetrübter Freude zurückblicke", sagte die Queen in einer Rede, die sie am 24. November 1992 anlässlich ihres 40. Thronjubiläums hielt. Ja, es war ein verheerendes Jahr für die Königsfamilie. Zu Trennungen ihrer drei Kinder Prinz Andrew, Prinzessin Anne sowie Prinz Charles und dem Brand von Schloss Windsor kamen Enthüllungen des Journalisten Andrew Morton über die Ehe von Diana und Charles sowie Skandalfotos von Herzogin Fergie.

Skandale machten sich im Königshaus immer wieder breit. Besonders schlecht stand es um die Beliebtheit der Monarchin im Jahr 1997 – nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana. Sechs Tage lang herrschte im Palast Funkstille, man setzte keine Flaggen auf halbmast, zeigte kein Mitgefühl, zog sich auf Schloss Balmoral in Schottland zurück. Hierfür hagelte es Kritik. "Zeigen Sie uns Ihre Betroffenheit", forderten die Zeitungen. Als Familienoberhaupt war die Queen zu diesem Zeitpunkt eher gefasst als gefühlskalt. Doch Großbritannien war enttäuscht von seiner Königin. Fast eine Woche nach Dianas Tod hielt sie live im Fernsehen eine Rede. Fast drei Monate später stand dann die Goldene Hochzeit mit Prinz Philip an – da liebte sie das Volk schon wieder.

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Auch in der jüngeren Vergangenheit gab es Skandale: etwa der Rückzug von Prinz Harry und Herzogin Meghan als hochrangige Mitglieder des Königshauses und ein Interview der beiden, in dem sie der Familie unter anderem Rassismusvorwürfe machten. Oder die Verwicklung von Prinz Andrew, dem zweitältesten Sohn der Queen, in einen Missbrauchsskandal. Intern wurden Konsequenzen gezogen, nach außen zeigte sich die Queen weiter fleißig arbeitend.

Ihre Arbeit als Monarchin war vielfältig, bestand aus mehr als Händeschütteln und Smalltalk: Seit Anfang der 2000er-Jahre zeigte sich Königin Elizabeth zunehmend von ihrer lockeren Art. So spielte sie in einem Kurzfilm zum Auftakt der Olympiade 2012 in London sich selbst und wurde von James-Bond-Darsteller Daniel Craig im Helikopter abgeholt; bekam dafür sogar einen Ehrenpreis der Britischen Akademie für Film- und Fernsehkunst. Selbst mit moderner Technologie fremdelte sie nicht: In der Corona-Pandemie zeigte sich, dass die Queen auch Zoom-Calls kann – ohne die Unterstützung der jüngeren Generation: Aus der Ferne empfing sie zu Audienzen, absolvierte Termine und hielt Ansprachen, die von Schloss Windsor aus in die Welt gesendet wurden.

In dieser Zeit musste Elizabeth II. auch Abschied nehmen. Abschied von ihrem Ehemann Philip, der am 9. April 2021 mit 99 Jahren starb. Zuvor hatte das Paar, das aufgrund seines hohen Alters zur Corona-Risikogruppe gehörte, noch viele gemeinsame Monate isoliert auf Schloss Windsor verbracht.

Zeit der Könige

"Sie will die Krone in dem Wissen weitergeben, dass sie alles getan hat, was sie konnte", sagte Enkelsohn William 2011. Das hat sie. Womöglich mehr als das. Die große Aufgabe, die sie eigentlich nie übernehmen sollte, bewältigte sie bis an ihr Lebensende. Nun ist Elizabeths ältester Sohn Charles am Zug. Gefolgt von William und George. Nach einer starken Frau als Monarchin bricht nun eine Zeit der Könige an.

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