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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bizarre Vorwürfe, versteckte Botschaften Trumps Katzenverschwörung eskaliert
Donald Trump teilt unablässig seltsame Katzenbilder im Internet und verbreitet Verschwörungserzählungen. Hat ihm Taylor Swift deshalb einen Seitenhieb verpasst?
Als Donald Trump plötzlich über Haustiere redet, bricht Kamala Harris in Gelächter aus. Ihr Mikrofon ist währenddessen zwar stummgeschaltet, dennoch ist ein "unglaublich" zu hören und zu sehen, wie die Demokratin fassungslos mit dem Kopf schüttelt. Es ist der wohl bizarrste Moment in der TV-Debatte zwischen dem republikanischen Kandidaten und seiner demokratischen Rivalin.
Trump sagt wörtlich: "In Springfield essen sie die Hunde – die Leute, die hierhergekommen sind –, sie essen die Katzen. Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben." Der 78-Jährige poltert gegen die illegale Migration, will offenbar mit dieser Geschichte glaubhaft machen, wie angeblich unzivilisiert sich die Einwanderer in den USA verhalten. Belege gebe es laut der zuständigen Stadtverwaltung im US-Bundesstaat Ohio nicht, das stellen auch die Moderatoren während der Debatte schnell klar. Doch Trump behauptet: Er habe das im TV gesehen – und verbreitet nun munter manipulierte Katzenbilder im Internet.
Eine Verschwörungserzählung, die in den sozialen Netzwerken rasant an Fahrt aufnimmt – mal mit einem Augenzwinkern, mal mit hetzerischem Impetus. Der republikanische Senator Ted Cruz teilt auf der Plattform X ein Katzenfoto, auf dem zu lesen ist: "Bitte wählt Trump, damit uns Migranten aus Haiti nicht essen." Elon Musk hingegen twittert "Rettet sie!" und zeigt dazu ein künstlich wirkendes Bild einer Babykatze und eines Kükens.
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Überall tauchen jetzt solche Inhalte auf, das Internet scheint mit "Cat Content", also vermeintlich niedlichen Katzen-Beiträgen, geflutet zu werden. Und das alles, weil Donald Trump in einer TV-Debatte eine bisher unbestätigte Geschichte in Umlauf gebracht hat? Tatsächlich fiel der Startschuss für die Katzeninvasion schon früher.
Schon seit Tagen veröffentlichen diverse Republikaner KI-generierte Katzenbilder – darunter auch Trump auf seinem Sprachrohr Truth Social. Auf einem kürzlich geposteten Bild ist er in einem Flugzeug zu sehen, umgeben von Katzen und Enten, auf einem anderen posiert eine Katze mit einer Waffe und der Trump-Botschaft "Make America Great Again".
"Taylor Swift – kinderlose Katzenfrau"
Offenbar scheint es eine Strategie der Republikaner zu sein, bei dem in den USA so wichtigen Migrationsthema mit solchen Horrorgeschichten Zweifel zu säen. Zweifel an der Einwanderungspolitik der demokratischen Regierung unter Joe Biden und seiner Vizepräsidentin Harris, die unter anderem für dieses Thema zuständig ist, und Zweifel an der Integrierbarkeit der Einwanderer.
Den Anfang nahm alles mit Aussagen von Trumps Vizekandidat J.D. Vance: Er hatte vor einigen Tagen zuerst die Behauptung aufgestellt, illegal eingewanderte Migranten aus Haiti würden in der US-Stadt Springfield Haustiere klauen und essen. Kurioserweise war es auch Vance, der noch für eine weitere Wendung im Wahlkampf verantwortlich sein könnte: nämlich für den Katzen-Seitenhieb, den wiederum Taylor Swift nach der TV-Debatte in Richtung der Republikaner absetzte.
Denn J.D. Vance hatte in einem Interview im Jahr 2021 führende demokratische Politikerinnen als "kinderlose Katzenfrauen" bezeichnet. Und wie es in diesem bizarren Katzenkampf kommen musste, nahm Taylor Swift diesen Kommentar auf – und verwendete ihn kurz nach Ablauf der TV-Debatte in ihrem öffentlichen Bekenntnis für Kamala Harris.
Dort schrieb sie, ihre Stimme bei den Präsidentschaftswahlen 2024 "für Kamala Harris und Tim Walz" abzugeben. Das Team der Demokraten kämpfe "für jene Rechte und Anliegen", von denen Taylor Swift glaubt, dass eine Kämpfernatur sie verfechten müsse. Swift halte Kamala Harris "für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit", hieß es weiter. Und dann unterschrieb sie ihre Erklärung auf Instagram mit den Worten: "Taylor Swift, kinderlose Katzenfrau". Ein Zufall oder ein geschickt eingefädelter Seitenhieb gegen das Trump-Team?
Schon das Bild des Postings war ein Statement, denn Taylor Swift postete für ihre rund 283 Millionen Fans auf Instagram ein Foto von sich, auf dem sie eine Katze in den Armen hält. Es stammt aus der Fotoreihe des US-amerikanischen "Time"-Magazins, das Taylor Swift 2023 zur "Person des Jahres" wählte. Seit jeher ist bekannt, dass der Popstar eine Vorliebe für Katzen hat – und nun auch, dass sie ihre Stimme für Kamala Harris abgibt. Damit ist buchstäblich die Katze aus dem Sack. Vor dem Hintergrund der von Trump initiierten Desinformationskampagne vielleicht genau zur richtigen Zeit.
- twitter.com: Profil von Elon Musk und Ted Cruz
- truthsocial.com: Profil von Donald Trump
- instagram.com: Profil von Taylor Swift
- times.com: "Taylor Swift Makes History as Person of the Year. Here’s How" (englisch)