Linken-Vorsitzende Heidi Reichinnek Tattoos sprechen eindeutige Sprache – neues Motiv geplant

Heidi Reichinnek hat bei jungen Wählern Sympathiepunkte gewonnen. Inzwischen ist sie Co-Vorsitzende ihrer Fraktion im Bundestag. Wer ist die auffällig tätowierte Linken-Politikerin?
Sie gilt als eines der besten Beispiele für politischen Erfolg in den sozialen Medien – fernab der rechten AfD-Filterblasen. Bei Instagram, TikTok und X folgen Heidi Reichinnek weit mehr als eine Million Fans. Die 37-Jährige nutzte diesen Rückenwind und holte mit ihrer Partei Die Linke 8,8 Prozent bei der Bundestagswahl. Die vor wenigen Monaten noch totgesagte Partei erlebt ein Comeback.
Ein politisches Wunder, das viel mit der Personalie Reichinnek zu tun hat. Sie trat als Spitzenkandidatin ihrer Partei an, setzte sich stark für soziale Themen wie bezahlbare Mieten, Vermögensabgaben und höhere Löhne ein. Nachdem Friedrich Merz wenige Wochen vor der Wahl dafür gesorgt hatte, dass erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ein Antrag im Bundestag mithilfe der AfD zu einer Mehrheit gelangte, nahm der Siegeszug Reichinneks an Fahrt auf.
Der "Arabische Frühling" prägte Reichinnek
In einer Rede brandmarkte sie das Vorgehen als einen "Dammbruch". Nie habe sie sich vorstellen können, dass eine "christdemokratische Partei mit Rechtsextremen paktiert", rief sie dem CDU-Politiker im Plenum lautstark entgegen. Mehr dazu lesen Sie hier. Ihre Partei galt anschließend als Symbol eines Gegenentwurfs: Die Linke war nun der Inbegriff von Rebellion gegen rechts. Die Mitgliederzahlen wuchsen, die Partei rückte geschlossen zusammen und erzielte am 23. Februar 2025 einen Wahlerfolg. Seit März ist Heidi Reichinnek Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag.
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Doch was ist über sie fernab dieses kometenhaften Aufstiegs bekannt? Heidi Reichinnek wurde am 19. April 1988 in Merseburg geboren, einer 35.000-Einwohner-Stadt an der Saale im südlichen Sachsen-Anhalt. Sie wuchs wenige Kilometer entfernt in dem kleinen Ort Obhausen auf. Nach ihrem Abitur 2007 studierte sie Politikwissenschaft und Nahoststudien. Von September 2010 bis Juni 2011 lebte sie in Kairo und bekam dort die Aufstände des "Arabischen Frühlings" hautnah mit.
"Meine persönliche Geschichte kann man auf meiner Haut sehen"
Eine Erfahrung, die sie sich unter der Haut verewigen ließ: Denn Heidi Reichinnek trägt ein Porträt von Nofretete als Tattoo. Die ägyptische Königin ist auf dem Motiv mit einer Gasmaske abgebildet. Laut Reichinnek steht dieses Tattoo für all jene Menschen, insbesondere Frauen, die für ihre Rechte auf die Straße gehen und kämpfen, so die Politikerin auf ihrem TikTok-Kanal.
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Zu "Bunte" sagte Reichinnek gerade: "Meine persönliche Geschichte kann man auch auf meiner Haut sehen." Und so zieren neben dem Nofretete-Porträt weitere Tattoos ihren linken Arm, den sie selbst ihren "politischen Arm" nennt. Dabei zieht sich buchstäblich ein roter Faden durch ihre Körperkunst: Die bekennende Metal-Anhängerin hat alles in den Farben Rot und Schwarz anfertigen lassen.
Auf dem Unterarm ist ihr politisches Vorbild zu finden: Rosa Luxemburg. Kombiniert wird das Konterfei mit dem Zitat "Ich war, ich bin, ich werde sein." Es stammt von der berühmten Politikerin und Publizistin und lautet vollständig: "Die Revolution sagt: Ich war, ich bin, ich werde sein."
Deshalb ist Rosa Luxemburg ihr Vorbild
Dazu erklärte Reichinnek einst in einem TikTok-Video. "Ich habe mich am Unterarm für Rosa Luxemburg entschieden, die mein politisches Vorbild ist, weil sie einfach gezeigt hat, in dieser Politik stecken Menschen. Und dafür sind wir alle da, nicht als Selbstzweck, sondern weil wir etwas für die Menschen erreichen wollen. Und das ist für mich einfach unglaublich wichtig, sie dann auf meinem Arm dabei zu haben."
Rosa Luxemburg gilt nicht nur als eine einflussreiche Vordenkerin der Arbeiterbewegung, sondern auch als Revolutionärin. Sie engagierte sich zunächst in der SPD und war zum Ende des Ersten Weltkriegs zusammen mit Karl Liebknecht maßgeblich an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beteiligt. Am 15. Januar 1919 wurde sie von rechten Freikorpsangehörigen verschleppt und ermordet.
Sozialistin, Feministin und Antifaschistin
Reichinnek weckte also nicht nur mit ihrem kämpferischen Ausruf "Auf die Barrikaden", den sie am Ende ihrer erwähnten Bundestagsrede Friedrich Merz entgegen schmetterte, Erinnerungen an die revolutionäre Haltung Luxemburgs. Sie hat auch ihren "politischen Arm" im Sinne ihrer Überzeugungen gestaltet: Die Tätowierungen bringen ihre Haltung für Freiheitsrechte, Gleichheit und den Widerstand gegen Unterdrückung zum Ausdruck.
Doch nicht alle Körperbilder von Reichinnek haben einen politischen Hintergrund. So verriet sie "Bunte" außerdem: "Ich habe auch meinen ehemaligen Kater tätowiert." Zudem sei schon ein neues Tattoo in Planung, dieses soll eine Hyäne zeigen. Reichinnek erklärt dem Magazin diesbezüglich: "Die haben nur wegen 'König der Löwen' ein schlechtes Image. Dabei sind das sehr fürsorgliche Tiere. Mein Team hat mir eine Hyänen-Patenschaft geschenkt."
Reichinnek, die vor ihrem Einzug in den Bundestag im Jahr 2021 als pädagogische Mitarbeiterin in der Jugendhilfe arbeitete, bezeichnet sich als Sozialistin, Feministin und Antifaschistin. Über ihr Privatleben ist wenig bekannt. Auf der Seite ihrer Partei wird ihr Beziehungsstatus als ledig angegeben.
- Eigene Recherchen
- tiktok.com: Profil von heidireichinnek
- heidi-reichinnek.de: "Heidi Reichinnek"
- bunte.de: "Heidi Reichinnek trägt ihre persönliche Geschichte auf der Haut"