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Schönheitseingriffe und Social Media: Experte spricht über Gefahren


Doc Rouben über Beauty-Branche
"Das erachte ich schon als problematisch"

InterviewVon Charlotte Erbe

Aktualisiert am 11.09.2024Lesedauer: 6 Min.
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Rouben Czwikla: Der Arzt ist auf Social Media für seine ästhetischen Eingriffe bekannt.Vergrößern des Bildes
Rouben Czwikla: Der Arzt ist auf Social Media für seine ästhetischen Eingriffe bekannt. (Quelle: Doc.Rouben)

Die Beauty-Branche und die sozialen Medien weisen einige Schnittstellen auf. Mit t-online spricht nun ein Experte über die entsprechenden Auswirkungen.

Auf Social Media gewähren zahlreiche Promis Einblicke in ihr Leben sowie in ihre Arbeit. Seit der Corona-Zeit kann sich auch Rouben Czwikla zu dieser Kategorie dazuzählen. Als Doc Rouben teilt der Arzt aus Wiesbaden mit seinen fast 215.000 Tik-Tok-Followern Tipps und Tricks rund um das Thema Beauty, zeigt auch direkte Ausschnitte seiner Tätigkeit.

Mit seinen Videos hat er nicht nur den ein oder anderen Social-Media-Nutzer auf sich aufmerksam gemacht, sondern auch die "Bunte". Am 11. September 2024 verleiht das Magazin zum ersten Mal die "Bunte Beauty Stars". In insgesamt fünf Kategorien werden hier sowohl Produkte als auch entsprechende Personen geehrt. So soll auch ein Beauty-Creator zum "Social-Media-Star" gekürt werden.

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Rouben Czwikla ist einer der Nominierten, die heute Abend auf den Preis hoffen. Im Interview mit t-online sprach der Beauty-Doc vorab aber nicht nur über den Award, sondern vor allem auch über die Verknüpfung von Schönheitseingriffen und den sozialen Medien sowie über die Chancen, aber auch die Risiken, die damit einhergehen.

t-online: Herr Czwikla, auf Social Media wird immer offener über Schönheitseingriffe gesprochen. Ärzte zeigen, was möglich ist, Promis offenbaren ihre Optimierungen. War das ein Boom für die Beauty-Branche?

Rouben Czwikla: Die Nachfrage nach Behandlungen der ästhetischen Medizin ist über die letzten Jahre massiv gestiegen. Jeder versucht sich ein bisschen zu optimieren – egal, ob 18 oder 85 Jahre alt. Social Media hat dazu beigetragen. Ärzte nutzen die Plattform, um über Behandlungen zu informieren. Viele wissen gar nicht, was es überhaupt alles für Eingriffe gibt. Die sozialen Medien haben einen sehr hohen Stellenwert für die Beauty-Branche, aber sie haben auch ihre Kehrseite ...

Die da wäre?

Alle zeigen auf Social Media nur ihre perfekten Fotos, nutzen Bildbearbeitungsprogramme und Filter, jeder wirkt makellos schön. Das ist vor allem für jüngere Menschen ein Problem. Sie könnten Komplexe bekommen und denken, sie müssten mit 20 Jahren anfangen, sich Botox oder Hyaluronsäure spritzen zu lassen – nur um auch so auszusehen. Doch die Fotos entsprechen zum Teil gar nicht der Realität.

Auf Instagram wirkt immer alles so perfekt. Wie stehen Sie zu stark bearbeiteten Bildern?

Jeder kann das so machen, wie er oder sie möchte. Ich weiß, dass das Aussehen auf den Bildern nicht immer der Wirklichkeit entspricht. Aber die jüngere Bevölkerung, auch Minderjährige, die sehr stark mit sozialen Medien in Kontakt steht, ist da noch nicht so reflektiert und wird getäuscht. Man sieht das Bild und denkt sich: Genau diese Lippen will ich auch. Und das erachte ich schon als problematisch.


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Personen des öffentlichen Lebens werden als Vorbilder genommen, ihnen wird nachgeeifert.


Rouben Czwikla


Zu den bearbeiteten Bildern kommt auch hinzu, dass immer mehr Stars offen über ihre Eingriffe sprechen. Befeuern sie damit Beauty-OPs?

Offen damit umzugehen, finde ich einen guten Ansatz. Aber Personen des öffentlichen Lebens werden als Vorbilder genommen, ihnen wird nachgeeifert. Wenn dann jemand eine besonders schöne Figur hat oder eine perfekte Nase und tolle Lippen – und dann auch noch dazu steht, nachgeholfen zu haben, und sagt bei wem und wo, dann befeuern sie das natürlich. Man denkt sich: Sie macht es, ich will so sein wie sie, dann mache ich es auch. Stars haben allerdings andere finanzielle Mittel. Als Normalsterblicher weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Das verzerrt die Realität, was ein Normalbürger investieren kann oder sollte.

Werden die Patienten immer jünger?

Ja, aber grundsätzlich sagen wir: Medizinisch nicht notwendige Eingriffe, worunter der größte Teil unserer Behandlung fällt, erst ab 18 Jahren. Aber es gibt Ausnahmen. Dazu zählen aber keine Lippenunterspritzungen oder Botoxbehandlungen, sondern zum Beispiel Behandlungen mit dem Laser: Wenn jemand schlimme Akne-Narben hat und darunter leidet, wenn jemand stark schwitzt und deswegen in der Schule gemobbt wird oder jemand eine sehr auffällige Warze oder ein Muttermal im Gesicht hat. Dann bin ich grundsätzlich dazu bereit, wenn der Patient das möchte, weil es massiv stört, und die Eltern einverstanden sind.

Gibt es denn Eingriffe, die Sie ablehnen?

Zum Beispiel, wenn die Lippen nach bereits einigen erfolgten Unterspritzungen zu voluminös und unnatürlich aussehen. Es gibt Patienten, die sehr stark unterspritzte Lippen haben und trotzdem von mir noch mehr Volumen in die Lippe wünschen. Viele, vor allem junge Patientinnen, verlieren aus meiner Sicht das Auge dafür und wollen immer mehr und mehr. Man vergisst schnell, wie der Ursprungszustand war, da man sich an das behandelte Ergebnis gewöhnt hat. Das ist eine sehr besorgniserregende Entwicklung. Letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden, aber ich persönlich kann das nicht nachvollziehen und lehne daher auch einige Patienten ab. Grundsätzlich darf man auch nie vergessen, dass eine Unterspritzung der Lippe auch gefährlich sein kann.

Inwiefern?

Bei einer einfachen Lippenunterspritzung gibt es eine schwerwiegende Komplikation: den Gefäßverschluss. Hierbei wird Hyaluronsäure aus Versehen in ein Blutgefäß gespritzt – und dann kann es passieren, dass ein Teil der Lippe abstirbt. Aber das sind Risiken, über die man nicht Bescheid weiß, wenn man einfach nur ein Vorher/Nachher-Bild bei Instagram sieht. Dann ist man schnell dazu animiert, zu sagen, sich mal eben "nur ein bisschen" Hyaluronsäure spritzen zu lassen.

Immer mehr Promis lassen sich ihre Lippe mit Hyalase oder Hyaluronidase auflösen. Geht es zurück zu mehr Natürlichkeit?

Es ist schon ein Trend erkennbar. Viele sagen, sie wollen etwas nur leicht optimieren, aber sie möchten keine Typveränderung. Es soll dezent sein: mal eine Zornesfalte weg, ein paar Lachfältchen weniger, vergrößerte Poren verbessern, eine kleine Narbe entfernen. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen nicht-invasive Behandlungen möchten. Also keine Operationen, sondern Behandlungen mit Ultraschall oder Laser, die man gegebenenfalls auch in der Mittagspause machen kann. Auch Haartransplantationen sind ein riesiges Thema.

Ihr Spezialgebiet ...

Sehr viele Prominente lassen es machen und berichten darüber. Influencer gehen Kooperationen mit Kliniken ein. Das ist ein großer Trend aus meiner Sicht, vor allem bei Männern. Abgesehen von den Haartransplantationen unterziehen sich aber auch immer mehr Männer Behandlungen wie Falten vorbeugen mit Botox. Das ist völlig legitim und unter den Männern deutlich salonfähiger geworden, als das noch vor ein paar Jahren war. Früher hat man gesagt, in einer Praxis seien 90 Prozent Frauen, das ist schon lange nicht mehr so.

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Was ist bei Männern besonders gefragt?

Das Thema Haarausfall ist für Männer etwas ganz, ganz Großes, was am Ego kratzt und wovon auch unheimlich viele betroffen sind. Aber ansonsten sind es die üblichen Themen wie bei Frauen auch: Falten, Narben, Akne. Eigentlich bunt gemischt. Lippenunterspritzungen kommen eher selten vor, aber das gibt es auch.

Es soll auch eine Beautybehandlung geben, die das Sexleben verbessert.

Ja, solche Eingriffe mache ich allerdings nicht. Ich bin da kein Experte, aber ich weiß, dass sie auch einen großen Effekt auf das Sexualleben und dementsprechend auch auf die Lebensqualität haben kann. Es gibt auch eine Behandlung, bei der mit einem Laser intravaginal eine Straffung erfolgen kann. Es gibt so viele Eingriffe, von denen viele nichts wissen.

Über die klären Sie auch auf Instagram auf. Wie sind Sie zu Social Media gekommen?

Social Media und vor allem Tik Tok ging bei mir während der Corona-Zeit los. Die Praxen waren geschlossen, man durfte nicht arbeiten und hatte viel Zeit. Da habe ich dann angefangen – noch in meinem WG-Zimmer – Videos zu drehen. Warum auch immer kam das ziemlich gut an. Ich habe versucht, Einblicke in die Praxis und die Behandlungen zu geben. Das ist für Zuschauer oder mögliche Patienten immer ganz interessant. Ich finde es schön, darüber aufzuklären, vielleicht auch mit dem einen oder anderen Vorurteil aufzuräumen. Aus Lust und Laune kam die Idee – und das hat dann ganz gut funktioniert. Aber ich wollte nie Influencer oder Content Creator werden.

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Aber jetzt sind Sie für den Award "Bunte Beauty Stars" in der Kategorie "Social-Media-Stars" nominiert. Was bedeutet Ihnen diese Nominierung?

Das bedeutet mir ziemlich viel. Ich bin ehrlicherweise auch ein bisschen über die Nominierung überrascht gewesen. Ich bin kein Fulltime-Creator, sondern Vollzeit-Arzt. Meine Haupttätigkeit ist – mit einer ganz großen Priorität in meinem Leben – meine ärztliche Tätigkeit für verschiedene Behandlungen im Bereich der ästhetischen Medizin. Darüber berichte ich nebenbei auf Social Media, mache Videos und kläre ein bisschen auf. Deswegen hat mich das sehr überrascht, aber auch sehr gefreut, dass ich nominiert worden bin.

Bei der Auszeichnung des "Social-Media-Stars" handelt es sich um einen Publikumspreis. Bis gestern Abend konnte die "Bunte"-Community für ihren Favoriten abstimmen. Wer am Ende die Nase vorn hat, wird heute Abend verkündet.

Verwendete Quellen
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