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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zwischenfall auf Mallorca "Bierkönig"-Türsteher verletzt Wendlers Querdenker-Anwalt
Ballermann-Lokale kommen durch brutales Security-Personal ins Gerede. Jetzt geht es um den "Bierkönig": Der Wendler-Anwalt und Querdenken-Jurist Markus Haintz prangert an, grundlos geschlagen worden zu sein.
Das Partylokal "Bierkönig" in Arenal hat sich Probleme mit einem der streitbarsten Anwälte der Querdenken-Szene eingehandelt – und das hat mit Corona überhaupt nichts zu tun: Markus Haintz, Ulmer Corona-Aktivist der ersten Stunde und Anwalt des einstigen Ballermannstars Michael Wendler, ist Recherchen von t-online zufolge als Gast mit zwei Begleiterinnen aus dem Lokal geworfen worden.
Er selbst berichtet, dass ihn ein Security-Mitarbeiter vorher und ohne Vorwarnung geschlagen habe. Anzeige ist erstattet, die Polizei ermittelt. Haintz will nicht nur, dass der "Bierkönig" zahlt, es solle auch über Übergriffe auf Gäste geredet werden. "Ich war schockiert, und die Gewalt der Türsteher ist ein massives Problem auf der Insel."
"Traumatische Trommelfellperforation"
Es war 1.50 Uhr am frühen Donnerstag, als Haintz buchstäblich schlagartig klar wurde: Der Partyspaß ist jetzt endgültig vorbei. Von rechts sei die Hand eines 1,85-Meter-Muskelmanns geflogen gekommen und aufs Ohr geklatscht, so erzählt es eine Zeugin, und so steht es im Protokoll der Vernehmung. Auf einer Rechnung eines HNO-Arztes vom Freitag steht zudem "Traumatische Trommelfellperforation rechts", das Bild einer Endoskopkamera zeigt zwei große Löcher im Trommelfell. "Schwimmen kann ich vergessen", sagt Haintz.
Dass er und zwei Bekannte im berüchtigten Lokal gelandet waren, lag an der Frau, mit der t-online sprechen konnte. "Ich war noch nie in der Schinkenstraße, habe die anderen beiden bequatscht." Alle seien da nur maximal leicht angesäuselt gewesen, erzählt sie. Es sei proppenvoll gewesen, der Hit "Layla" habe gedröhnt, auch "Bumsbar". Sie hätten schließlich Tisch und Stühle gefunden, etwas erhöht rechts vom DJ, und sich von der Stimmung anstecken lassen.
Eine Stunde sei rum gewesen. Zumindest die Frauen seien hochgestiegen, als der DJ "Auf die Stühle!" gerufen habe. Bei der zweiten Frau aus der Gruppe hat der Alkohol Spuren hinterlassen, sie steigt sogar auf den Tisch. Das geht aber gar nicht. "Zwei Security-Männer kamen umgehend, sie soll sofort runter. Aber sie ging nicht sofort, hat noch schnippisch 'Ihr und Eure Verbote' gesagt, nicht aggressiv." Doch da sei bereits mit verkniffener Miene furchteinflößend ein dritter Security-Mann gekommen, die Frau habe sich beeilt, vom Tisch zu steigen. "Wir hatten den auch vorher gesehen, wie er ruppig und ohne Vorwarnung Leute von der Bühne gerissen hat."
Jetzt soll nicht nur die Tischtänzerin gehen, die umgehend das Weite gesucht habe. Auch Haintz und die zweite Frau sollen sofort gehen. "Wir hatten aber doch nichts gemacht", sagt sie. Während Haintz noch bei den ersten beiden Security-Mitarbeitern nachgefragt habe, ob er sein fast volles Glas noch austrinken könne, habe der dritte ihm plötzlich den Schlag verpasst. "Markus hat sich sofort ans Ohr gegriffen und noch spontan 'Ey' gesagt." Dann seien sie aber angesichts des aggressiven Mannes schleunigst gegangen. So steht es auch im Protokoll der Nationalpolizei.
Haintz ist bekannt dafür, während der Coronahochphase gegenüber Polizisten provozierend, großspurig und wenig kompromissbereit aufgetreten zu sein, wenn Kameras liefen. Auf Twitter tritt er oft unverschämt und diffamierend auf. Dem Schlag sei aber nichts dergleichen vorhergegangen, sagt die Begleiterin. Auch Haintz versicherte t-online: "Ich habe nicht im Ansatz etwas getan, was einen Schlag auf meinen Kopf gerechtfertigt hätte. Ich kann solche Situationen einschätzen und in aller Regel auch vermeiden." Der Schlag sei völlig unerwartet gekommen.
"Warum wird Gewalt offenkundig toleriert?"
Am Ausgang des Bierkönigs seien an dem Abend alle Versuche vergebens gewesen, die Geschäftsführung zu sprechen. Tatsächlich teilte die auch der "Mallorca Zeitung" mit, vom Vorfall sei ihr nichts bekannt. Der Geschädigte solle sich dort melden. Haintz hat inzwischen bereits zivilrechtliche Forderungen angekündigt, aber auch den Bierkönig gefragt: "Warum wird Gewalt durch 'Sicherheitspersonal' gegen Gäste in Ihrem Haus offenkundig toleriert?" Auf eine Anfrage von t-online an das "Bierkönig"-Management gibt es noch keine Antwort.
Haintz zufolge spielte dabei auch die lokale Polizei eine fragwürdige Rolle. Nach dem zweiten Anruf sei die gekommen, aber nicht bereit gewesen, mit ihm noch einmal in den "Bierkönig" zu gehen und sich den Mann zur Personalienfeststellung zeigen zu lassen. Haintz: "Die Polizisten haben sich nach meinem Eindruck sehr gut mit dem Sicherheitspersonal verstanden." Sie hätten nicht einmal seine Personalien aufgenommen und gesagt, sie sollten zur Nationalpolizei.
Mehrere Übergriffe durch Security-Mitarbeiter
Dort, berichten Haintz und seine Bekannte übereinstimmend, sei man verwundert gewesen über das Vorgehen der Kollegen, aber sehr professionell und hilfsbereit. Die Anzeige ist erstattet – mitsamt genauer Personenbeschreibung des Schlägers. Die Vorwürfe gegen den Mann stehen in einer Reihe von Übergriffen durch Security-Mitarbeiter. Laut "Mallorca Zeitung" gesteht die Polizei Handlungsbedarf ein: Sie versuche bereits, die Sicherheitsleute "dahingehend zu sensibilisieren, zuerst die Polizei zu rufen, ehe sie selbst handgreiflich Probleme lösen". Bemerkenswert ist auch der Satz, man könne auch "nicht von einem offenen Krieg der Türsteher gegen die Touristen sprechen". Bilder sahen zum Teil danach aus:
15. Juni: Sicherheitsleute mit Schlagstöcken treiben die Mitglieder eines Fußballteams aus dem Schwarzwald vor sich her und bedrohen Unbeteiligte, die die Aktion filmen. Das zeigt ein Video. Vorausgegangen war, dass einige der Kicker im "Bamboleo" geraucht hatten und rausgeflogen waren. Als der Rest geschlossen auch ging, gab es offenbar das Missverständnis, dass die Türsteher einen Angriff befürchteten und dem zuvorkamen. Das Video zeigt auch, wie ein Türsteher unvermittelt einem der Männer einen Boxschlag ins Gesicht verpasst, der nur mit ihm reden will, und wie ein am Boden Liegender getreten wird.
22. Mai: Schädelbasisbruch und Lebensgefahr bei einem deutschen Polizisten, der von einem Türsteher geschubst worden sein soll. Der Mann hatte sich vor dem "Megapark" auf einen Blumenkübel gesetzt und hatte offenbar nach dem Geschmack des Security-Mitarbeiters nicht schnell genug auf die Aufforderung aufzustehen reagiert. Der Türsteher gab an, der Polizist sei von allein unglücklich gefallen.
24. Juni: Ein Video zeigt, wie ein Türsteher mit einem Golfschläger auf einen Gast einprügelt. Das Opfer, ein Niederländer, muss später mit vier Stichen am Kopf genäht werden. Hier war offenbar vorausgegangen, dass der Mann sich in einem Ballermann-Lokal tatsächlich daneben benommen und Streit gesucht hatte. Die balearische Zeitung "Ultima Hora" meldete, der Türsteher mit Golfschläger sei polizeibekannt und Mitglied eines Rockerclubs, der sich erst kürzlich auf der Insel niedergelassen hatte.
Wer nach Übergriffen vergleichsweise glimpflich davon gekommen ist, dürfte die Tat vielfach gar nicht angezeigt haben oder von der lokalen Polizei abgewiegelt worden sein. Bei Michael Wendlers Querdenken-Anwalt Haintz könnte der Türsteher aber an den Falschen geraten sein.
- mallorcazeitung.es: "Nach Auseinandersetzung vor Megapark auf Mallorca: Deutscher Polizist offenbar nicht mehr in Lebensgefahr"
- mallorcamagazin.com: "Ein Türsteher an der Playa de Palma attackiert Gast mit einem Golfschläger"
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