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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorwürfe des Fehlverhaltens Mit diesen Ausrastern sorgte Til Schweiger für Wirbel
Til Schweiger redet und macht gern überall mit. Vorzugsweise über Social Media. Doch nicht nur das wurde ihm schon mehr als einmal zum Verhängnis.
Inhaltsverzeichnis
- Stänkern gegen die Deutsche Filmakademie
- Schweigers Al-Qaida-Vergleich
- Das Fass vom neuen "Tatort"-Vorspann
- Eine Backpfeife für M'Barek
- Til Schweiger und die Filmkritiken
- Projekt für Geflüchtete
- Immer wieder diese Ausraster
- Fragwürdige Posts in der Corona-Pandemie
- Foto mit Querdenker
- Schweiger in impfkritischer Dokumentation
Schauspieler Til Schweiger ist normalerweise niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt. Derzeit allerdings schon. Seitdem in der vergangenen Woche in einem "Spiegel"-Bericht Gewaltvorwürfe gegen ihn aufkamen und auch von Alkoholmissbrauch die Rede war, schweigt er. Der 59-Jährige ließ nur über seine Anwältin mitteilen, dass die Vorwürfe nicht stimmten. Selbiges erklärte auch die Produktionsfirma Constantin Film. Auf Anfragen von t-online reagierte Schweiger bisher nicht.
- Schweiger und die schweren Vorwürfe: Hat er am Filmset zugeschlagen?
Nicht die erste Kontroverse um Til Schweiger. In den vergangenen Jahren hat er so manches Mal für Kritik an seiner Person gesorgt. Hier bekommen Sie einen Überblick über von Schweiger ausgelöste Debatten der letzten Jahre.
Stänkern gegen die Deutsche Filmakademie
2008 trat Schweiger aus der Deutschen Filmakademie aus. Denn diese hatte seinen erfolgreichen Film "Keinohrhasen" nicht für den Deutschen Filmpreis nominiert. Den Veranstaltern zufolge war er formal falsch angemeldet worden. Schweiger warf dem Gremium "Gleichgültigkeit und Nichtachtung" vor. Letztlich versöhnte man sich, Schweiger trat wieder in die Deutsche Filmakademie ein.
In der Zwischenzeit plante er, einen eigenen Award zu gründen, erklärte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich schaffe einen Publikumspreis, den es in jedem Land dieser Erde gibt und den es früher auch in Deutschland mal gab." Und: "Ich glaube, das wird eine ganz tolle Sache, von der alle profitieren werden." Zudem kündigte er an: "Jedenfalls legen wir nächstes Jahr los." Den Preis gibt es bis heute nicht
Schweigers Al-Qaida-Vergleich
Im September 2008 verglich Schweiger die religiöse Rechte in den USA mit der Terrororganisation Al-Qaida und sagte bei einer Pressekonferenz: "Die religiöse Rechte im Mittleren Westen ist genauso verbohrt. Und die bestimmen die Partei."
Tags darauf entschuldigte er sich in "Bild": "Ich bin kein Politiker und wollte die Gründe dafür nennen, warum ich in den USA nicht die Republikaner wählen würde." Er habe nicht behaupten wollen, "dass die von mir angesprochenen Wählerkreise im Mittleren Westen dieselben Methoden anwenden oder moralisch auf derselben Stufe stehen wie Al-Qaida".
Das Fass vom neuen "Tatort"-Vorspann
2012, kaum neuer Hamburger "Tatort"-Kommissar, kam Schweiger direkt mit einem Vorschlag daher: Er wollte den damals schon über 40 Jahre alten Vorspann der ARD-Krimireihe modernisieren, weil er "outdated" sei. Kritische Stimmen folgten prompt.
Schließlich ruderte Schweiger zurück, sagte auf einer Pressekonferenz: "Ich finde nach wie vor, der ist altmodisch. Aber hey, wenn alle das so lieben: Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass dieser Vorspann noch 30 Jahre kommt." Erst habe er über "diese Welle", die er losgetreten habe, lachen können, sich aber später nur noch gewundert: "Da habe ich echt gedacht, was ist denn los in Deutschland?"
- Til Schweiger und "Tatort": Wie sieht es mit seiner Zukunft im ARD-Krimi aus?
Eine Backpfeife für M'Barek
Nach dem Deutschen Filmpreis im Juni 2015 stritten sich Schweiger und Elyas M'Barek in einem Restaurant in Berlin. "Das kommt unter Männern schon mal vor", sagte Schweiger danach zu "Bild". Es sei "im weitesten Sinne" um Filme gegangen. "Ich sehe ein: Die leichte Backpfeife war unnötig", so Schweiger. M'Barek sagte dem Blatt: "Til hat sich aber am nächsten Tag bei mir entschuldigt und wir haben uns längst wieder versöhnt." Hier lesen Sie mehr zu Schweigers Ohrfeige an M'Barek.
Til Schweiger und die Filmkritiken
Vermehrt erklärte Schweiger in der Vergangenheit, dass er sich von der Filmkritik missverstanden fühle. "Wenn jemand in Deutschland versucht, das Publikum zu erreichen, wird er dafür abgestraft", sagte er etwa bei einer Podiumsdiskussion in der Berliner Akademie der Künste. Er werde systematisch "niedergeschrieben", so Schweiger. Deshalb zeige er seine Filme vor dem Kinostart vorab nicht mehr der Presse. "Ich beschütze sie vor diesen Angriffen. Ich sehe das nicht ein, Euch die Filme umsonst zu zeigen."
Projekt für Geflüchtete
2015 kündigte Til Schweiger an, dass er in Osterode am Harz in einer alten Bundeswehrkaserne zusammen mit Freunden ein "Vorzeige-Flüchtlingsheim" mit Freizeitangeboten für Kinder, einer Sportanlage, Werkstätten und einer Näherei schaffen wolle. Schließlich gab es dort aber Probleme, Schweiger suchte sich andernorts, in Osnabrück, ein neues erstes Projekt für seine dann gegründete Til-Schweiger-Foundation. Einige Kritiker warfen Schweiger vor, sich selbst zu vermarkten.
Andere lobten sein Engagement, darunter der frühere Linken-Fraktionschef im Bundestag, Gregor Gysi. "Das ist viel mehr als Politik, das ist sozusagen Gesellschaftsgestaltung", sagte dieser in seiner Rede bei der "GQ"-Gala "Männer des Jahres" im Jahr 2015 über Schweiger. Schließlich überreichte er dem Schauspieler einen Preis.
Im November 2016 eröffnete Schweiger die maßgeblich von seiner Stiftung finanzierte Kita für Flüchtlingskinder in Osnabrück.
Immer wieder diese Ausraster
Setzt sich Schweiger für Themen ein, die ihm wichtig sind, wird er häufig emotional. Ein Beispiel: Im August 2015 geriet Schweiger in "Menschen bei Maischberger" mit dem damaligen CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer aneinander. "Sie gehen mir auf den Sack, echt", so der Schauspieler zu dem Politiker.
Auf Scheuers Nachfrage, wann sein Flüchtlingsheim eröffnet werde, reagierte Schweiger gereizt. "Ich find' das so geil, Ihren süffisanten Blick, weil Sie mich jetzt vorführen wollen", entgegnete er. Wie es letztlich ausging mit dem Heim, lesen sie einen Punkt weiter oben.
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Schauspieler Mario Adorf sagte in diesem Zusammenhang in der "Stuttgarter Zeitung" über Schweiger: "Dass ein prominenter Künstler den Flüchtlingen helfen will, finde ich großartig. Til Schweiger hat aber leider die unglückliche Gabe, sich mit seinem dünnhäutigen, motzigen Auftreten nicht beliebt zu machen."
Dass Schweiger mit seiner direkten Art aneckt, ist ihm bewusst. 2017 sagte er zu "Gala": "Ich habe schon eine Menge Menschen verletzt, aber nicht aus Vorsatz, sondern weil ich eine sehr direkte Art habe." Und weiter: "Wenn ich das gemerkt habe, dann habe ich mich immer sofort und ehrlich entschuldigt." Er habe schon immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gehabt. "Ich bin so auf die Welt gekommen."
Fragwürdige Posts in der Corona-Pandemie
Und dann kam die Corona-Pandemie – und Schweiger sorgte für mehrere Kontroversen. Im Mai 2020 hatten Virologe Christian Drosten und SPD-Politiker Karl Lauterbach öffentlich gemacht, dass sie Morddrohungen erhalten hätten. Schweiger schrieb daraufhin auf Instagram: "Herr Drosten und Herr Lauterbach, take a Chill-Pill!" Zudem berichtete er von mehreren Morddrohungen gegen sich selbst. "Also heult jetzt nicht rum – habe ich auch nicht getan!" Schnell löschte er den Post jedoch wieder und entschuldigte sich. Der Beitrag sei "unbedacht", "völlig unangebracht und vor allem überflüssig" gewesen, so Schweiger.
Doch damit nicht genug. So lobte Schweiger die Videos des bekannten Verschwörungstheoretikers Ken Jebsen während der Pandemie als "der Knaller" und machte Werbung für dessen Beiträge. Außerdem promotete er den Corona-Leugner und HNO-Arzt Bodo Schiffmann auf seinen Kanälen.
Foto mit Querdenker
Im Juni 2021 postete Schweiger schließlich zwei Bilder auf Instagram. Das zweite regte die Nutzerinnen und Nutzer auf. Denn es zeigt Schweiger mit dem "Querdenker" Boris Reitschuster. Schweiger nennt ihn in dem Post seinen "Helden".
Dafür gab es viel Kritik. "Klasse, ein Journalist, der lieber Fake News produziert und in jeder Bundespressekonferenz zerstört wird. Mit solchen Leuten will man sich gerne öffentlich zeigen und sie 'Held' nennen." Hier erfahren Sie, wie Jan Böhmermann auf den Post von Schweiger reagierte.
Schweiger in impfkritischer Dokumentation
Im selben Jahr trat Schweiger im Film "Eine andere Freiheit" auf, äußerte sich darin kritisch über Corona-Impfungen bei Kindern, nannte diese "entsetzlich". Unter anderen neben ihm zu sehen: die Schauspielerin Miriam Stein und Drehbuchautor Dietrich Brüggemann, Mitinitiator der Aktion Allesdichtmachen. Schweiger sagte in dem Dokumentarfilm, Corona sei für Kinder "absolut harmlos" – hier lesen Sie die Details dazu noch einmal nach.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- spiegel.de: "Vorwürfe von Mitarbeitern gegen Til Schweiger: Sie nennen ihn den 'Imperator'" (kostenpflichtig)
- tagesspiegel.de: "'Keinohrhasen'-Erfinderin Anika Decker ist wütend: 'Sie wollten mich in die Schlampenecke stellen'" (kostenpflichtig)
- instagram: Profil von tilschweiger
- facebook.com: Profil von TilSchweiger
- eine-andere-freiheit.com: Der Film
- focus.de: "Auftritt in impfkritischem FilmTil Schweiger: Tochter nach Schweinegrippe-Impfung an Narkolepsie erkrankt"
- stuttgarter-zeitung: "Adorf: Schweigers Hilfe nützt wenig"