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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Carsten Maschmeyer über DFB-Aus "Das fügt sich gut ins Bild dieser verkorksten WM"
Carsten Maschmeyer ist Unternehmer – und ganz nebenbei großer Fußballfan. Der DFB-Elf hatte er eine erfolgreiche WM gewünscht und ist nun gnadenlos enttäuscht.
Mit seiner Frau Veronica Ferres ist er auf der Ehrentribüne des FC Bayern ein gern gesehener Gast. Dort sitzt er dann neben Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge oder dem ehemaligen Bundestrainer Joachim Löw und schaut sich Stars wie Serge Gnabry, Joshua Kimmich oder Leroy Sané aus der Nähe an.
Diesmal war das nicht möglich. Der Unternehmer reist derzeit durch die USA, beruflich natürlich. Doch den Bayernstars hielt er dennoch die Treue – und fieberte mit ihnen und ihren Mannschaftskollegen aus der DFB-Elf bei den Partien der Fußball-WM in Katar mit. Umso enttäuschter ist der 63-Jährige jetzt ob des frühen Ausscheidens. Im Kurzinterview mit t-online zieht Maschmeyer schonungslos Bilanz.
t-online: Wie sehr trifft Sie das WM-Aus der Deutschen auch persönlich?
Carsten Maschmeyer: Sehr, weil ich Fußballfan bin und es der Mannschaft gegönnt hätte, weiterzukommen. Aber Hand aufs Herz: Das deutsche Ausscheiden fügt sich gut ins Bild dieser verkorksten WM: Ein Gastgeberland, das Menschenrechte mit Füßen tritt, die Spiele finden mitten in der Wüste statt, und das alles im Winter. Nicht zu vergessen das Gebaren dieser schillernden Fifa-Funktionäre. Schade für die DFB-Elf, aber das passt alles zusammen.
Was macht dieses erneute Vorrunden-Aus nach dem Drama in Russland 2018 mit dem Selbstverständnis der Deutschen – auch über den Fußball hinaus?
Deutschland und Fußball gehören zusammen. Zu unserem Selbstverständnis als Deutsche gehört, dass wir bei den großen internationalen Turnieren eigentlich ganz vorne mitspielen. Ein zweimaliges Vorrunden-Aus kratzt da gewaltig am Selbstvertrauen der Fußballnation. Gerade in der jetzigen Zeit mit den vielen Krisen, die wir gleichzeitig zu bewältigen haben, hätte es der Seele unserer Nation gutgetan, wenn unsere Elf ein erfolgreiches Turnier gespielt hätte. Viele Tore und Siege wären eine willkommene Abwechslung zu den vielen Negativnachrichten gewesen, es hätte dem ganzen Land einen Motivationsschub gegeben und Optimismus verbreitet, der sich auch auf andere Bereiche übertragen hätte.
Welche Konsequenzen müssen jetzt gezogen werden und wie würden Sie den Neuanfang angehen?
Die Einzelspieler sind ja alle exzellent, Weltmeister und Champions-League-Sieger. Aber als Team scheinen sie nicht funktioniert zu haben. Erinnert mich fast ein bisschen an die Politik der Ampel in Berlin … Bei einem Neuanfang muss man nach diesen zwei peinlichen Vorrundenpleiten jetzt tiefer gehen. Ich bin überzeugt, dass die Bundesliga erst mal wieder auf ein höheres Niveau kommen muss. Kein Wunder, dass man europäische Top-Stars wie Haaland, Lewandowski und andere nicht in der Bundesliga halten konnte. Das Niveau in anderen Ligen ist leider aktuell höher. Erst wenn die Bundesliga wieder top ist, wird auch Deutschland bei der WM wieder top sein. Das wird aber anscheinend leider erstmal dauern.
- Interview mit Carsten Maschmeyer