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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schweineköpfe und Nackte an Kreuzen Die größten Skandal-Auftritte beim Wacken-Festival
Metal-Musik ist bekannt dafür, dass sie gerne auch mal provoziert. Diese Künstler übertrieben es jedoch ein bisschen – und sorgten für Skandale.
Es ist das Headbanger-Spektakel des Jahres: Nach zwei Jahren Corona-Pause pilgern seit Donnerstag wieder Zehntausende Metalheads in das kleine Kaff Wacken, um dort auf matschigen Ackern ihrer Leidenschaft zu frönen.
Das Hard'n'Heavy-Genre hat durchaus einen exzentrischen Ruf. Dass das Wacken-Festival mehr Familientreffen als Skandal-Veranstaltung ist, dürfte regelmäßigen Besucher klar sein. Hin und wieder kommt es dennoch zu dem einen oder anderen Aufreger.
Satyricon kapern die Bühne
So unter anderem im Jahr 2004, als die norwegische Black-Metal-Band Satyricon einen Auftritt hinlegte, den sie eigentlich gar nicht hinlegen sollte. Was war passiert? Eigentlich sollte das Duo Darkthrone auftreten, doch Schlagzeuger Fenriz entschied kurzerhand, nicht auf die Bühne gehen zu wollen. Generell tritt die Gruppe nicht auf. Sänger Nocturno Culto suchte sich Ersatz und fand ihn in der Band Satyricon.
Was sich Culto jedoch so wohl nicht vorgestellt hatte: Satyricon-Frontmann Satyr wurde zur dominierenden Figur, Culto selbst durfte nur ein paar wenige Songs singen.
Mayhem mit Ekel-Auftritt
Auch eine andere norwegische Black-Metal-Band sorgte im selben Jahr für skeptische Blicke. Die Gruppe spielte ihre Songs zur Kulisse von aufgespießten Schweineköpfen, die der Sänger zunächst ableckte und schließlich ins Publikum schleuderte. Als wäre das noch nicht genug, trat er zudem mit einem Schwert auf die Bühne, mit dem er sich zunächst selbst verletze, um sein eigenes Blut dann ebenfalls abzulecken.
Wer tiefer in die Bandgeschichte Mayhems einsteigt, so wie t-online in diesem Interview, stellt jedoch fest: Der Auftritt ist für die Musiker noch Kindergarten. Anfang der 1990er Jahre beging der ursprüngliche Sänger der Band Selbstmord. Seine Leiche wurde von dem Gitarristen gefunden, fotografiert und später auf das Cover einer Demo-Veröffentlichung gedruckt – ein zweifelhaftes Kultobjekt innerhalb der Szene. Der Gitarrist Euronymus wurde wiederum zwei Jahre später von einem weiteren Mitmusiker, Varg Vikernes (gründete auch die ideologisch umstrittene Ein-Mann-Band Burzum), ermordet.
Nackte "Bühnen-Deko" bei Gorgoroth
Eine andere norwegische Black-Metal-Band, ein weiterer Skandal: Gorgoroth wählten im Jahr 2008 für ihren Auftritt auf dem Festival eine Kulisse von Kreuzen, an denen nackte Menschen mit Säcken über den Köpfen hingen. Mit den Veranstaltern war das nicht abgesprochen, und die zeigten sich nur wenig begeistert. Eigentlich sogar gar nicht begeistert.
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Dabei hätte der Auftritt böse ins Auge gehen können: Eine der Frauen an den Kreuzen wurde während des Auftritts bewusstlos. Die Schnüre um ihren Hals waren wohl zu eng. Da ihr Gesicht jedoch verdeckt war, blieb ihre Bewusstlosigkeit bis zum Ende des Auftritts unbemerkt. Die Frau überlebte zur Erleichterung aller ohne bleibende Schäden.
Nazi-Kontroverse um Varg
Im Jahr 2010 kam es im Vorfeld des Festivals zu einer Kontroverse um die Pagan-Metal-Band Varg. Zuvor waren Bilder aus dem Jahr 2007 öffentlich geworden, die den Sänger der Gruppe, Philipp Seiler, in einem T-Shirt einer rechtsextremen Merchandise-Marke zeigten.
Das Festival ließ die Band trotzdem auftreten, und das gefiel nicht allen Fans. Die Veranstalter sahen sich schließlich gezwungen, ein Statement zu veröffentlichen. "Varg und deren Sänger Philipp Seiler haben sich in diversen Statements und auf jedem ihrer Konzerte klar gegen Faschismus und Rechtsradikalismus positioniert. Wir haben uns als Veranstalter natürlich auch mit diesem Thema auseinandergesetzt. Die Band hat uns in diversen Gesprächen absolut glaubhaft vermittelt, dass sie den begangenen Fehler sehr bereuen und keinerlei rechtes Gedankengut oder rechte Tendenzen innerhalb der Band oder deren Musikern vertreten werden", hieß es darin.
Abbath randaliert im Vollrausch
Zum Abschluss noch mal ein Norweger: Abbath spielte bereits mehrfach als Frontmann der Kultband Immortal auf dem Wacken. Nach der Trennung war er 2018 mit seiner Motörhead-Coverband Bömbers auf dem Festival zu Gast. Zu einem Auftritt kam es jedoch nicht. Weil er besoffen im Backstage randalierte, schmissen ihn die Veranstalter kurz vor dem geplanten Auftritt vom Gelände.
Nach weiteren besoffenen Eskapaden schloss sich der Musiker schließlich einer Gruppe der Anonymen Alkoholiker an. Nach eigenen Angaben hat er seine Sucht mittlerweile im Griff.
- bild.de: "Diese Bands haben Wacken-Verbot!" (kostenpflichtig)
- metal-hammer.de: "Abbath ist überzeugt: Ich kann trocken bleiben"
- vampster.com: "WACKEN OPEN AIR: Der Festivalbericht 2004"
- wacken.com: "STATEMENT ZUM THEMA: VARG AUF DEM W:O:A"