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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mord und brennende Kichen Skandalband Mayhem: "Das überschattet uns noch immer"
Suizid, Mord, brennende Kirchen: Die Anfangstage der norwegischen Kultband Mayhem waren wild, prägten jedoch die weltweite Metalszene. Im Gespräch mit t-online gibt sich die Band kritisch, was den zweifelhaften Ruhm angeht.
Es gibt Metallica. Es gibt Iron Maiden. Und es gibt auch noch die deutlich härteren Slayer. Und doch geht es noch extremer: das Genre Black Metal. Beeinflusst von diesen Bands sowie Venom, Bathory oder Mercyful Fate braute sich in Norwegen Anfang der 90er eine neue Szene zusammen, die sich zum Ziel setzte, die härteste Musik auf Erden zu machen. Gründer dieser Bewegung waren Mayhem. Und um sie herum, brach die Hölle los.
Sänger Dead beging Selbstmord, Mayhem-Musiker und Freunde setzen Kirchen in Brand, Gitarrist Euronymous wurde von einem Mitmusiker ermordet. Trotzdem konnte man sich eine Karriere aufbauen. Mit "Lords of Chaos" wurde sogar ein Film über die Ereignisse in den frühen 90ern gedreht. Darin spielt Wilson Gonzalez Ochsenknecht sogar eine kleine Rolle.
"Es macht einen Teil der Bekanntheit aus"
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Doch dass die Skandale die Band bis heute überschatten, findet Sänger Attila Csihar. "Das überschattet diese Band noch immer", sagt er im Interview mit t-online. "Klar, es macht einen großen Teil der Bekanntheit aus. Gerade jetzt wo sogar ein Film über die Bandgeschichte erschien. Aus irgendeinem Grund sind die Leute süchtig nach diesen Geschichten. Das ist wohl Teil der menschlichen Natur. Wir können da echt nur versuchen als Künstler dieser Legende eine gewisse Substanz zu verleihen."
Bassist und Gründungsmitglied Jørn "Necrrobutcher" Stubberud sieht dies ähnlich. "Klar, das verfolgt uns, da haben Sie schon recht. Aber haben das durch all diese und andere Hindernisse in unserer 37-jährigen Karriere aufrecht erhalten."
"Black Metal ist provokativ und schockierend"
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Heute gilt Mayhem als eine der kunstvollsten Bands der Black-Metal-Szene. Gerade erst haben sie mit "Atavistic Black Disorder / Kommando" eine neue EP mit unveröffentlichten Studiosongs, aber auch neuen Covern von Punkbands veröffentlicht. Und während dieser Musikstil, also Black Metal, einst ein eher kleiner und fast schon elitärerer Kreis war, hat sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren einiges getan. Die Szene hat sich geöffnet, die Bands wurden immer populärer (ja, sogar Geld kann man damit verdienen!) und auch Hipster hat man vor gut drei, vier Jahren mit Shirts von Bands wie Mayhem, Darkthrone oder neuen Gruppen wie Deafheaven und Behemoth gesehen.
Das erkennt auch der Sänger. "Das größere Publikum und die gesteigerte Sichtbarkeit der Metal-Szene hat gut und schlechte Elemente. Gut ist natürlich, dass der Sound vielfältig interpretiert wird. Gerade wenn die Bands nicht aus Norwegen, sondern auch anderen Teilen der Welt stammen."
Aber nun kommt der Musiker, der auch für die Kult-Lärm-Band Sunn O))) am Mikro steht, zu sprechen. "Auch wenn das Publikum größer wird, so ist nicht jeder für diese eher extreme künstlerische Ausdruckweise gemacht. Es ist halt irgendwo provokativ und schockierend für einige. Diese Leute wollen eine Art Moralpolizei. Doch gerade das würde das Fundament des Black Metal zerstören und ist somit unmöglich."
- Eigenes Interview mit Mayhem
- Instagram-Profil von Mayhem