Seelenbalsam The Slow Show: Artpop im Cinemascope-Format
Berlin (dpa) - Wer etwas für die traurig-triumphale Musik von The National übrig hat (und das sind bekanntlich Millionen), könnte hier eine Entdeckung machen: Der Sound von The Slow Show ist nämlich ähnlich getragen und überwältigend wie die weltweit erfolgreichen Songs der US-Kollegen.
Auch die düsteren Balladen von Nick Cave oder der melancholische 80er-Artpop von The Blue Nile kommen in den Sinn, wenn man "Lust And Learn" (Pias/Rough Trade) hört, das dritte Album des Quartetts aus Manchester. Es ist ein sehr ruhiges Werk, mit Breitwand-Arrangements, die auch mal die Schönklang-Grenze zum Kitsch überschreiten ("Eye To Eye"), meist aber wie der reinste Seelenbalsam wirken.
So wie bei The National der dunkle Gesang von Matt Berninger etwas ganz Besonderes ist und bei The Blue Nile die schöne Stimme von Paul Buchanan, so haben auch The Slow Show einen begnadeten Frontmann: Rob Goodwin. Sein tiefer Bariton legt sich beruhigend über all die Streicher, Bläser und himmlischen Choräle, die jeden der 13 Songs zu einer kleinen Barock-Pop-Sinfonie aufbrezeln.
Wenn Goodwin im fantastischen "St. Louis" zu Anfang singt: "Baby it's okay...", dann glaubt man ihm aufs Wort, dass alles wieder gut wird. Man hört "Lust And Learn" an, dass der seit drei Jahren in Deutschland lebende Goodwin und Keyboarder Frederick 't Kindt 18 Monate lang "jede einzelne Note an die richtige Stelle gesetzt haben", wie es in der Label-Info heißt. Nach "White Water" (2015) und "Dream Darling" (2016) hatten sich The Slow Show (passender Bandname!) viel Zeit gelassen - es hat sich gelohnt.