Er wurde 69 Jahre alt Kult-Musiker Achim Mentzel ist tot
Schlagermusiker und Moderator Achim Mentzel ist tot. Der ostdeutsche Unterhaltungskünstler starb überraschend im Alter von 69 Jahren. Das bestätigte seine Ehefrau Brigitte. Zuvor hatte "bild.de" von dem Tod des Entertainers berichtet.
Zuhause in Cottbus habe sich der Musiker sich plötzlich nicht wohlgefühlt. Sie habe den Notarzt gerufen, der ihren Mann noch zu Hause reanimiert habe, sagte Mentzels Witwe. Dann sei er per Rettungswagen ins Krankenhaus nach Cottbus gekommen, wo er um 13 Uhr gestorben sei. "Ich nahm am Krankenbett dann noch Abschied, musste unendlich weinen", sagte Brigitte Mentzel gegenüber "bild.de".
Die genaue Todesursache ist dem Bericht zufolge noch nicht bekannt. "Erst in einer Woche werden wir genau wissen, woran er starb", sagte Mentzels Witwe. Vermutet werde ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt.
Kalkofe nannte ihn "das zottelige Zonenmonster"
Viele Westdeutsche lernten den schwergewichtigen Mentzel ("Achims Hitparade") erst durch den Spott von Oliver Kalkofe kennen, der den Volksmusiker auch mal "das zottelige Zonenmonster" nannte.
Mentzel bewies angesichts der Lästereien viel Humor und freundete sich mit Kalkofe an. Er trat in mehreren Sendungen von "Kalkofes Mattscheibe" auf, ging gemeinsam mit Kalkofe auf Tour und hatte auch Auftritte in dessen Filmen "Der Wixxer" und "Neues vom Wixxer". Auf Twitter zeigte sich Kalkofe tief bewegt vom Tod seines Freundes:
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Spreewald-Gurken-Song wurde Ohrwurm
Vielen Ostdeutschen war DDR-Star Mentzel, der in den 70ern mit Nina Hagen zusammenarbeitete, schon lange vor Kalkofes Persiflagen ein Begriff. "Alles Achim oder was?" hieß seine Autobiografie, in der der rundliche Entertainer mit dem krausen Haar und dem Schnäuzer sein bewegtes Leben zwischen Rock und Volksmusik beschrieb. Ohrwürmer der Stimmungskanone waren zum Beispiel das Spreewald-Gurken-Song "Sauer macht lustig" oder ein Lied wie "Gott sei Dank ist sie schlank".
SED erteilte ihm Spielverbot
Kurz nach dem Krieg 1946 in Ost-Berlin geboren, wuchs er im Stadtteil Prenzlauer Berg auf. Auf Rat seiner Eltern lernte er erstmal das Handwerk des Polsterers. Allerdings musizierte er früh. Mit 15 Jahren rockte er mit dem Diana-Schau-Quartett durch Ostberliner Kneipen. Die Songs der Beatles und der Rolling Stones, gepaart mit Mentzels exzessiven Auftritten, waren beim Publikum beliebt. Bei den SED-Genossen nicht - es folgte ein Spielverbot mit 17 Jahren.
Mit 18 ging er als Versorgungsfahrer zur Armee und spielte mit der Transportbataillon-Kombo in Dorfdiskos. Mentzel entschied sich für die Stimmungsmusik, "weil ich niemandem meine Texte vorlegen wollte". Die politisch unverfänglichen Lieder ermöglichten auch Engagements in Westberlin, so 1973 mit dem Alfons-Wonneberg-Orchester, als er plötzlich im Westen blieb.
Verurteilt wegen Ausflug in den Westen
"Vor einem Auftritt dort holte der Schlagzeuger plötzlich seine Klamotten aus der Pauke und seine Papiere aus der Trommel. Ich fragte, was er macht und er sagte, 'Na ich bleibe hier'", erzählte Mentzel mal. Er schloss sich spontan an und wohnte kurzzeitig bei Verwandten im Saarland. Nach wenigen Monaten zog es ihn aber wieder heim.
Zehn Monate Gefängnis auf Bewährung kostete ihn der Ausflug in den Westen. Zurück in der DDR, lernte Mentzel in Berlin die Sängerin Nina Hagen kennen, die ihn während seines Westausflugs in der Band vertreten hatte. Gemeinsam mit ihr gründete er 1974 Fritzens Dampferband.
Nach der Wende mit "Achims Hitparade" erfolgreich
Zwei Jahre später begann Mentzels Solokarriere als Volks- und Stimmungsmusiker. Es folgten Auftritte im DDR-Fernsehen, die erste LP, und mit der Wende 1989 hatte er noch einmal Glück: "Ich war gefragt im Westfernsehen und hatte mit "Achims Hitparade" am 23. November 1989 meine erste eigene TV-Sendung." Immerhin 17 Jahre lang war er damit auf dem Bildschirm zu sehen.
"Ich hatte richtig Glück"
Zu seinem 65. Geburtstag vor viereinhalb Jahren sagte Mentzel, der viermal verheiratet war und acht Kinder hatte: "Ich hatte richtig Glück, privat und beruflich." Es liege nun mehr hinter ihm als vor ihm, sagte er damals, "das macht nachdenklich, aber ich würde alles wieder genauso machen".
In einem dpa-Interview sagte Mentzels Freund Oliver Kalkofe im Jahr 2012 anerkennend: "So was wie Achim Mentzel wird heute leider nicht mehr hergestellt. Früher ließ man noch Charakterköpfe auf den Sender, egal was für bescheuerte Quadratschädel das waren. Heute gibt es fast nur noch Moderatoren, die gleich und nett aussehen, problemlos funktionieren und sprechen können ohne hinzufallen - dafür aber völlig austauschbar."