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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unterhaltung Whitney Houston und der große Reibach mit dem Tod
Das Phänomen ist bekannt: Selbst wenn ein Musiker schon seit Längerem keine musikalischen Erfolge feiern oder ein Schauspieler keinen echten Filmhit mehr landen konnte - sobald er frühzeitig und auf dramatische Weise ums Leben kommt, klingeln die Kassen und alte Song werden zu Chartstürmern, längst vergessene Filme finden sich plötzlich in den Top-Ten-Listen. Nicht selten werden posthum Preise verliehen. Der Rubel rollt und die Musikindustrie, die Manager oder die Verwandten machen noch mal einen ordentlichen Reibach. Nicht anders ist es bei Whitney Houston, außer, dass es wohl nicht ihre Familie sein wird, die an den Folgen ihres überraschenden Todes verdient.
Nur wenige Tage nach dem Tod der Soul-Diva katapultierten ihre Songs aus dem Nichts an die Spitzen der internationalen Charts. Media Control meldete, dass bereits am Tag nach ihrem Tod 100 mal so viele Alben der Sängerin heruntergeladen wurden, als am Tag zuvor. Songs wie "I Will Always Love You" oder "One Moment In Time" werden verstärkt auf sämtlichen Radiosendern gespielt, ihr größter Filmerfolg "Bodyguard" (1992) wird im Fernsehen rauf und runter gezeigt. Der Online-Händler Amazon verzeichnet derzeit in den USA sieben ihrer Platten unter den zehn meist verkauften Alben. Der Tod der Künstlerin wird zum Geldsegen für die Musikindustrie.
Jacko, Cobain und Winehouse machen es vor
Auch bei Michael Jackson, Nirvana-Sänger Kurt Cobain oder Amy Winehouse fand post mortem ein regelrechter Run auf ihre Musik statt. Jackos Tod bescherte seiner Familie im Jahr 2009 zusätzliche Millioneneinkünfte und nach dem Alkoholtod der Britin Amy Winehouse im Juli 2011 verkauften sich ihre Alben besser als je zuvor. Man legte damals sogar noch einen drauf und produzierte eine Platte mit bisher unveröffentlichten Amy-Songs - erneut ein Bestseller.
Dolly Parton kassiert
Bei Whitney Houston wird es allerdings nicht in erster Linie ihre Familie sein, die den Geldsegen nach dem Tod der Sängerin zu spüren bekommt. Whitney hat nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" keinen ihrer großen Erfolge mitgeschrieben. So stammt beispielsweise ihr wohl größter Hit "I Will Always Love You" aus der Feder von Country-Legende Dolly Parton, die bis heute alle Rechte an dem Lied innehat. Parton hatte den Song 1974 zum Ende der Zusammenarbeit als Abschiedsgeschenk für ihren Mentor Porter Wagoner geschrieben. Noch heute verdiene die Musikerin laut "SZ" bei jedem Abspielen des Liedes etwa acht Cent Tantiemen. Desweiteren steht Houston-Entdecker und -Mentor Clive Davis hinter beinahe jedem ihrer großen Songs.
Private Beisetzung statt Medienspektakel
Zwar gab es einen schüchternen Versuch der Houston-Familie, doch noch ein wenig Geld einzunehmen: Die Trauerfeier für Whitney sollte zunächst im großen Rahmen stattfinden, und einem Medienspektakel à la Jackson gleichen. Man hatte geplant, die Soulsängerin in einer Sportarena von New Jersey zu verabschieden, die für die Größe von etwa 18.000 Gästen zugeschnitten ist. Diese ursprüngliche Idee wird jedoch nicht umgesetzt. Whitney Houston wird nun am kommenden Samstag im engsten Familienkreis verabschiedet.