Abtransport per Helikopter Saison-Aus für Maria Höfl-Riesch nach schwerem Sturz
Bitteres Saisonende für Maria Höfl-Riesch: Die dreimalige Olympiasiegerin wurde gerade verletzt mit dem Hubschrauber von der Piste abtransportiert, als die Nationalhymne zu ihren Ehren erklang. Gratulationsworte für den Gewinn der Abfahrtswertung schallten durch den Zielraum, Anna Fenninger und Tina Maze fühlten sich alles andere als wohl auf dem Podest. Der Platz zwischen ihnen blieb nach dem Sturz von Höfl-Riesch leer, die zweimalige Weltmeisterin wurde ins Krankenhaus gebracht. Wenig später kam die Nachricht vom Saisonende für die beste deutsche Skirennfahrerin.
Höfl-Riesch erlitt nach Verbandsangaben einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich, zog sich eine schwere Schulterprellung zu - und auch der Verdacht auf eine Kapselverletzung am Ellenbogen besteht.
Trauriger hätte die deutsche Skirennfahrerin die kleine Kristallkugel in der alpinen Königsdisziplin nicht gewinnen können. Die Sorge um die Gesundheit stand im Vordergrund, aber auch sportlich hat der Rennunfall schwerwiegende Folgen. Der spannende Kampf um die große Kristallkugel für die Weltcup-Beste ist damit vorbei.
"Das tut brutal weh"
Der folgenschwere Innenski-Fehler passierte nach knapp einer Fahrminute in einer Rechtskurve. Höfl-Riesch rutschte weg, wurde auf den Rücken gedreht und krachte in den Zaun. Sie blieb über eine Viertelstunde liegen, bis der Helikopter sie barg. Und das in ihrer möglicherweise letzten Saison: Nach diesem oder dem nächsten Winter soll die große Karriere der 29-Jährigen zu Ende sein. Wie tragisch wäre solch ein Abschied von einer der größten deutschen Wintersportlerinnen?
Höfl-Rieschs Schreie nach ihrem Sturz in den Fangzaun ließen Schlimmes befürchten. "Sie hat Schmerzen an Schulter und Oberarm. Die Diagnose von Team- und Rennarzt ist so, dass die Ärzte denken, dass nichts gebrochen ist", sagte Damen-Cheftrainer Thomas Staufer. Dass der Helikopter zum Einsatz kam, war laut Stauffer nicht der Schwere der Verletzung geschuldet, sondern einem angenehmeren Transport für Höfl-Riesch. "Klar, dass das brutal wehtut", erklärte der Schweizer.
Maier fühlt sich an Häusl erinnert
"Als ich das gesehen habe, herrschte in mir drin ein enormer Aufruhr", sagte derweil Alpindirektor Wolfgang Maier über Höfl-Rieschs Unfall. "Ich dachte sofort an eine mögliche Knieverletzung und daran, dass es das dann gewesen sein könnte mit der Maria. Sie hat immer gesagt: Wenn sie sich noch einmal schwer verletzt, ist es vorbei." Höfl-Riesch hatte 2005 zwei Kreuzbandrisse erlitten, war seitdem aber von schweren Verletzungen verschont geblieben. Dass sie nach der Saison weitermacht, ist noch immer nicht sicher.
Maier fühlte sich wie andere langjährige Beobachter an Regina Häusl erinnert, die 2000 unter ähnlich dramatischen Umständen als bislang letzte Deutsche den Abfahrtsweltcup gewonnen hatte - vor ihr waren dies Katja Seizinger (1998, 1994, 1993, 1992) und Katharina Gutensohn (1990) gelungen. Häusl hatte sich bei einem Sturz beim Weltcup-Finale in Bormio/Italien einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen.
Fenninger vor Sieg im Gesamtweltcup
Auch die Konkurrentinnen um Tagessiegerin Lara Gut aus der Schweiz waren betroffen. "Ich hab den Sturz von Maria nicht gesehen, ich habe gehört, wie die Menschen aufgeschrien haben", sagte die Österreicherin Anna Fenninger. "Ich wünsche ihr alles Gute." Nach Fenningers Fahrt stand Höfl-Riesch, ohnehin erkrankt am Start, schon als vierte deutsche Gewinnerin der Abfahrts-Wertung fest.
Für Höfl-Riesch ist es nach Erfolgen im Slalom (2009 und 2010), im Super-G und in der Super-Kombination (jeweils 2008) die fünfte kleine Kristallkugel. Die große gewann sie 2011 zum bislang einzigen Mal - ein zweites Mal wird dieses Jahr nun also nicht hinzukommen. Im Gesamtweltcup übernahm Fenninger die Führung und führt dort nun mit elf Zählern vor der gestürzten Bayerin. Ihr Vorsprung auf die drittplatzierte Gut: 235 Punkte. Das ist drei Rennen vor Ende nur noch theoretisch aufzuholen.