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Nordischer Kombinierer Rydzek: "Mit Fußballern möchte ich nicht tauschen"


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Nordischer Kombinierer
"Mit Fußballern möchte ich nicht tauschen"

  • Jannik Meyer
InterviewVon Jannik Meyer

Aktualisiert am 24.11.2019Lesedauer: 5 Min.
Erfahrener Kombinierer: Johannes Rydzek feierte sein Weltcup-Debüt im Jahr 2008.Vergrößern des Bildes
Erfahrener Kombinierer: Johannes Rydzek feierte sein Weltcup-Debüt im Jahr 2008. (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)
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Mit 27 Jahren ist Johannes Rydzek bereits mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister. Im medialen Rampenlicht steht der Nordische Kombinierer dennoch selten. Das stört ihn allerdings wenig.

Doppel-Olympiasieger 2018, sechsmal Weltmeister und insgesamt 16 Medaillen bei Großereignissen: Mit nur 27 Jahren ist Johannes Rydzek bereits eine Legende in seiner Sportart, der Nordischen Kombination. Zuletzt lief beim Oberstdorfer allerdings nicht alles optimal. t-online.de sprach mit ihm vor dem Weltcupstart am kommenden Freitag im finnischen Ruka (ab 11 Uhr im Liveticker bei t-online.de).

t-online.de: Herr Rydzek, obwohl das deutsche Team regelmäßig große Erfolge feiert, steht die Nordische Kombination nicht so stark im medialen Fokus. Können Sie von Ihrem Sport dennoch gut leben?

Johannes Rydzek: Ja, ich kann von meinem Einkommen durch den Sport gut leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Da gibt es andere Sportarten, in denen das deutlich schwieriger ist. Für die Athleten in der zweiten Reihe ist es zudem auch bei uns nicht so leicht. Trotzdem habe ich nach meiner Karriere nicht ausgesorgt, weshalb ich noch Ingenieurwesen studiere.

Schauen Sie nicht manchmal etwas neidisch auf Profi-Fußballer, die theoretisch nach wenigen Jahren genug Geld für den Ruhestand zusammen hätten?

Nein, neidisch bin ich da nicht. Und mit Fußballern möchte ich nicht tauschen. Da stehst du so sehr in der Öffentlichkeit, deine Privatsphäre ist stark eingeschränkt. Man kann nicht mal Einkaufen gehen, ohne angesprochen zu werden.

In der am Freitag startenden Saison fehlen Highlights wie eine WM oder Olympische Spiele. Haben Sie sich darauf anders vorbereitet als sonst?

Wir haben eine Trainingsplanung, die über mehrere Jahre strukturiert wurde. Das sieht in diesem Jahr nicht viel anders aus als sonst. Meine individuelle Vorbereitung ist jedoch anders, da ich im Sommer aufgrund einer Überbelastung des linken Mittelfußknochens zwei Monate lang gar nicht springen konnte. Ich konnte nicht einmal Joggingeinheiten absolvieren. Dafür bin ich viel Rad gefahren.

Worauf freuen Sie sich am meisten in der neuen Saison?

Erst einmal freue ich mich generell riesig darauf, dass es endlich wieder losgeht – gerade weil ich im Sommer keine Wettkämpfe bestreiten konnte. Nach der Verletzung bin ich froh, jetzt wieder am Start stehen zu können. Das Highlight in der Saison ist natürlich mein Heimweltcup in Oberstdorf.

Und was haben Sie sich für die neue Saison konkret vorgenommen?

Wegen der Verletzung verlief meine Vorbereitung leider alles andere als optimal. Jetzt bin ich wieder drin, der Grundsprung funktioniert gut. Nichtsdestotrotz habe ich weniger Zeit gehabt als die Konkurrenz und starte deshalb ohne große Erwartungen in die Saison. Ich habe mir erst einmal keine konkrete Zielsetzung gegeben. Über die Wettkämpfe möchte ich mir eine stabile Sprungform erarbeiten. Wenn mir das gelingt, werde ich vorne mitmischen und vereinzelte Spitzen setzen können.

Welche Schwerpunkte haben Sie in der Vorbereitung gesetzt?

Ich habe besonders im Ausdauerbereich neue Reize gesetzt und bin daher viel gelaufen und Rad gefahren. Außerdem will ich im Springen einen Schritt nach vorne machen. Bei dem Spezialsprung wollen wir über den Tellerrand blicken. Zudem ist es mir wichtig, an der Sprungtechnik zu arbeiten.

Apropos Springen: Da hatte das deutsche Team in der Vorsaison Probleme. Woran lag das?

Die Probleme beim Springen sind individuell zu betrachten: Von 2013 bis 2017 haben wir – allen voran Eric (Frenzel, Anm. d. Red.) – das Sprungniveau international weitestgehend bestimmt. Die letzten zwei Jahre verliefen wellenförmiger, aber wir sind immer noch in der Lage, Glanzlichter zu setzen. Wir sind zwar nicht die Nation mit Überspringern, dafür bringen wir eine konstant gute Laufleistung.

Haben Sie etwas in der Vorbereitung auf die Sprünge geändert?

Wir haben unsere Sprungtechnik angepasst und uns dabei an der Weltspitze orientiert. Trotzdem muss man jeden Athleten individuell betrachten und schauen, wie er sich verbessern kann. Auch am Material haben wir gearbeitet.

Im letzten Jahr hat der Norweger Jarl Magnus Riiber den Weltcup klar dominiert und kam in der Endabrechnung auf fast doppelt so viele Punkte wie der Zweitplatzierte Akito Watabe. Wird es an der Weltspitze in diesem Winter wieder etwas enger?

Das ist schwierig abzuschätzen. Ich habe den Sommer-Grand-Prix verpasst, von daher ist das für mich schwerer einzuordnen als in den vergangenen Jahren. Jarl wird den Weltcup auch in diesem Jahr wieder mitbestimmen. Aber ich hoffe und denke, dass es ihm dieses Mal durch andere Athleten schwer gemacht wird und es allgemein enger zugeht.

Was trauen Sie Ihren Teamkollegen zu?

Eric (Frenzel, Anm. d. Red.) hat schon in der Vorbereitung sehr gute Sprünge gezeigt. Auch Fabian (Rießle, Anm. d. Red.) ist mit dem Potenzial des deutschen Meistertitels stark einzuschätzen. Sie können beide wieder vorne mitmischen. Vinzenz Geiger spielt mit seinen noch jungen Jahren teamintern eine große Rolle und auch Julian Schmid weist eine gute Entwicklung auf. Leistungsmäßig sind wir in unserem Team sehr eng beieinander.

Ein Erfolgsgarant der deutschen Kombinierer ist auch Bundestrainer Hermann Weinbuch, unter dessen Ägide in den vergangenen 23 Jahren 49 WM- und Olympiamedaillen gewonnen wurden. Was macht ihn so besonders?

Er ist die Leitfigur und steht als Cheftrainer am meisten im Fokus. Aber es ist das gesamte Trainerteam, was sehr gute Arbeit leistet. Da ziehen alle an einem Strang. Das ist sehr wichtig für unsere tägliche Arbeit. Hermann steht in der Öffentlichkeit, aber die wichtige Trainerarbeit fängt schon mit unseren Nachwuchstrainern an.

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Sie sind noch nicht einmal 30 Jahre alt und haben bereits zweimal Olympia- und sechsmal WM-Gold geholt. Welche Bilanz könnte da am Karriereende stehen?

Ich habe jetzt schon mehr erreicht, als ich mir als kleines Kind je erträumt habe. Ich freue mich auf alles, was noch kommt. Aber ich bin generell kein Freund von Statistiken und Bilanzen, weshalb ich mir keine Gedanken darüber mache, was ich am Ende meiner Karriere gewonnen habe. Ich genieße lieber das Erlebnis und schaue dann, womit ich durch meine Leistung belohnt werde.


Zum Abschluss noch einmal zum Fußball: Sie sind in Oberstdorf aufgewachsen und Fan des FC Augsburg. Doch Sie hätten genauso gut Fan des erfolgsverwöhnten FC Bayern werden können. Warum haben Sie sich für den FCA entschieden?

Meine Familie ist generell nicht sonderlich fußballbegeistert, weshalb ich in meiner Jugend auch nie aktiv Fußball gespielt habe. Meine Passion ist seit jeher der Wintersport. Aber nach Augsburg hatte ich schon immer mehr Verbindungen als nach München. In meiner Kindheit habe ich mich sehr für die Augsburger Puppenkiste interessiert und mit meinen Eltern den Augsburger Zoo besucht. Hinzu kommt, dass meine damalige Freundin und jetzige Frau in Augsburg studiert hat. Deshalb war ich früher öfters im Stadion, wodurch sich der Support für den FC Augsburg entwickelt hat. Generell finde ich es schön, einen Underdog zu unterstützen und freue mich, wenn Augsburg gewinnt. Ein großer Fan bin ich aber nicht.

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