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Olympia 2016 - Bahnrad: Kristina Vogel sprintet ohne Sattel zur Goldmedaille


Zweite Medaille in Rio
Bahnradsprinterin Vogel rast ohne Sattel zu Gold

Von dpa
Aktualisiert am 17.08.2016Lesedauer: 3 Min.
Bahnradfahrerin Kristina Vogel freut sich über Gold im Sprint.Vergrößern des Bildes
Bahnradfahrerin Kristina Vogel freut sich über Gold im Sprint. (Quelle: Reuters-bilder)

Ihr schwarz-rot-goldener Sattel flog krachend auf die Bahn, doch auch dieses Missgeschick konnte Kristina Vogel nicht stoppen: Die Erfurterin ist in Rio de Janeiro in den Olymp gesprintet.

Als ihr Sieg mit nur vier Tausendstelsekunden Vorsprung auf die Britin Rebecca James nach bangen Momenten des Wartens feststand, ließ sie sich hinterrücks aufs Holz fallen, kurz darauf vergoss sie in den Armen ihres Freundes Michael Seidenbecher Tränen des Glücks.

"Ich habe einfach meinen scheiß Sattel verloren. Ich dachte: Okay das war's", sagte Vogel: "Dann hab' ich gemerkt, ich habe gewonnen. Ich hatte kurz das Gefühl, auf die Fresse zu fallen. Der Sprint ist die Königsdisziplin, das macht mich so, so stolz."

Vogel hat doch noch geliefert - und wie! Die 25-Jährige wendete nicht nur ein historisches deutsches Radsport-Debakel ab, sondern schnappte sich selbst endlich die ersehnte "Kirsche auf der Torte", von der sie in diesen Tagen in Brasilien immer wieder gesprochen hatte.

"Ich muss jetzt noch eine Stunde seriös sein, dann wird die Sau rausgelassen", sagte Vogel kurz bevor ihr die Goldmedaille um den Hals gehängt wurde. Nach dem Olympiasieg im Teamsprint mit Miriam Welte 2012 sowie Bronze an deren Seite in Rio war es für sie die Krönung. Im Keirin hatte Vogel als Sechste nur die "goldene Ananas" gewonnen, wie sie sagte.

Vogel versetzt deutschen Radsport in Partylaune

Viel deutete bereits auf das schlechteste Abschneiden bei Sommerspielen seit 60 Jahren hin, als es in Melbourne nur einmal Bronze für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) gegeben hatte. Doch dann versetzte Vogel den deutschen Radsport in Brasilien doch noch in Partystimmung. Und zwar in beeindruckender Manier.

Die Mitfavoritin schaltete zunächst im Halbfinale mit 2:0 Läufen die relativ unbekannte Britin Katy Marchant aus, die Bronze gewann. Dann zog sie sich schnell die Kühlweste über und ging nach kurzer Analyse mit Bundestrainer Detlef Uibel wieder auf die Bahn.

Geschichtsträchtiger Triumph

Dort wartete in James die nächste Britin, die Keirin-Olympiasiegerin Elis Ligtlee (Niederlande) ebenfalls mit 2:0 ausgeschaltet hatte. Doch Vogel, das nur 1,60 Meter große Kraftpaket, war zu stark für James. Sie raste mit einem weiteren 2:0 zu Gold. Es war ein geschichtsträchtiger Triumph für die siebenmalige Weltmeisterin - der erste deutsche Einzel-Olympiasieg im Frauen-Sprint.

Die bis dahin einzige BDR-Medaille war Teamsprint-Bronze von Welte/Vogel gewesen. Auf der Straße gab es für Ex-Weltmeister Tony Martin und Co. nur Enttäuschungen. Erst Vogel, erst der letzte Wettkampftag im Velodromo da Barra sorgte beim erfolgsverwöhnten Verband für rundum zufriedene Gesichter.

Kaum Chancen in den BMX-Rennen

Besser dürfte die Bilanz aber kaum werden. In den verbleibenden Disziplinen stehen die Chancen auf Edelmetall denkbar schlecht. Im BMX-Rennen sind Luis Brethauer und Nadja Pries kaum in der Lage, aufs Podest zu fahren. Und mit Blick auf die Mountainbike-Rennen am Samstag und Sonntag wiegen die gesundheitlichen Probleme von Sabine Spitz schwer. Manuel Fumic fährt in dieser Saison nur hinter.

Der BDR war von insgesamt sechs Radsport-Medaillen ausgegangen, das Ziel wird aller Wahrscheinlichkeit nach verpasst. Aber dass nach den enttäuschenden Zeitfahren mit dem Fiasko für Martin die Zuversicht blieb, zahlte sich aus - dank Vogel. Seit 1960 reisten die Spezialisten überhaupt nur zweimal ohne Olympia-Gold nach Hause.

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