"Kultur der Angst" Schwere Vorwürfe gegen DOSB-Präsident Hörmann
Ein anonymer offener Brief sorgt für Aufregung im deutschen Sport: In dem Schreiben, das angeblich aus der Mitarbeiterschaft stammt, werden detailliert interne Vorgänge im DOSB geschildert und schwere Vorwürfe gegen Präsident Alfons Hörmann formuliert.
Der offene Brief mit Zeilen voller Sprengkraft erreichte den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) inmitten der wachsenden Vorfreude auf die Sommerspiele in Tokio. Unterzeichnet worden war er von angeblichen "DOSB-Mitarbeiter*innen", verschickt wurde er von einer anonymen Mail-Adresse. Der Inhalt: Schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten Alfons Hörmann, unter dessen Führung sich eine "Kultur der Angst" im DOSB etabliert habe.
Adressiert war das Schreiben an das Präsidium und den Vorstand des Dachverbandes, eine Kopie ging an den Betriebsrat. Der DOSB, der sich am Donnerstagvormittag auf die Präsentation der Olympia-Outfits in Düsseldorf vorbereitete, bestätigte "den Eingang einer anonymen Mail, die von einem Fake-Mail-Account versandt wurde", und teilte weiter mit: "Von den im Adressatenkreis angesprochenen Mitgliedern des Vorstandes und des Präsidiums haben nur einige dieses anonyme Schreiben erhalten. Wir werden die Hintergründe prüfen."
"So darf es nicht weitergehen"
Die Hintergründe, die von den angeblichen DOSB-Mitarbeiter*innen beschrieben werden, lesen sich wie ein verzweifelter Aufschrei. Im Detail werden interne Vorgänge im Haus an der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt/Main geschildert, im Zuge derer sich ein "Drittel der Mitarbeiter*innen des DOSB" zusammengefunden hätte, um "unsere Stimme hörbar" zu machen. Herausgekommen ist eine Botschaft, die unmissverständlicher nicht sein kann: "So darf es nicht weitergehen."
"In den Gesprächen kamen Dutzende Beispiele von Verhaltensweisen zur Sprache, die vor allen Dingen jegliche Form des Respekts und Anstands vermissen lassen", lautet der Vorwurf. Besonders Mitarbeiterinnen seien "mental und psychisch über die Grenze des Belastbaren gebracht" worden.
Vorwurf: Stifte in Richtung der Mitarbeitenden geworfen
So wurde auch der Vorwurf geäußert, dass "Stifte und sonstige Gegenstände" in Richtung der Mitarbeitenden geworfen worden seien: "Aufgrund solcher Verhaltensweisen haben Mitarbeiter*innen gekündigt; andere befinden sich in psychotherapeutischer Behandlung", hieß es. Alfons Hörmann (60) war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen, mit seinem Team weilte er in Düsseldorf.
Die Anschuldigungen gegen Hörmann persönlich und die Kritik an seinem Umgang mit Mitarbeitenden seien "nur wenige Beispiele aus einer langen Liste an Verhaltensweisen, welche die unüberbrückbare Distanz zwischen Teilen der DOSB-Entscheidungsgremien und uns Mitarbeiter*innen verdeutlichen", schrieb der oder schrieben die Verfasser und erklärten auch, warum sie anonym bleiben wollen.
"Abweichende Meinungen werden bloßgestellt"
"Abweichende Meinungen werden (bestenfalls) abgebügelt und (schlimmstenfalls) bloßgestellt. Und so haben auch wir Angst. Angst davor, bei der Nennung unserer Namen mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen, vielleicht sogar unsere Arbeitsstelle zu verlieren."
Der Betriebsrat sei bereits im November über die Vorgänge informiert worden, die Wahl der Kommunikation fiel dennoch auf den offenen Brief, "schließlich haben wir nie den Eindruck gewinnen können, das Thema 'betriebliche Mitbestimmung' werde verbandsseitig in kritischen Themen allzu ernst genommen", so die angeblichen Mitarbeiter*innen.
Der CSU-Politiker Hörmann ist seit Dezember 2013 Präsident des DOSB, seine zweite Amtszeit endet 2022. Vor seiner Zeit an der Spitze des DOSB war Hörmann Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV). Im vergangenen Jahr unterlag er in der Stichwahl zum Landrat im Oberallgäu.
- Nachrichtenagentur sid