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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Olympia in Deutschland? Endlich wieder frischer Wind
Auf die Olympischen Spiele in Paris schaut Frankreich mit Stolz zurück. Deutschland könnte das in Zukunft auch. Es wird Zeit, die Spiele hierzulande auszurichten.
Die Olympischen Spiele in Paris sind Geschichte. Rund zweieinhalb Wochen lang lieferten die Athleten bei den Spielen sportliche Höchstleistungen und spektakuläre Bilder. In der französischen Hauptstadt herrschte Partystimmung.
Im Medaillenspiegel landeten die Franzosen am Ende auf Rang fünf, holten fast doppelt so viele Medaillen wie bei den letzten Olympischen Spielen in Tokio. Auch gesellschaftlich waren die Spiele ein Erfolg: Die Organisation verlief weitestgehend reibungslos, die Sicherheitsstandards waren hoch und erwiesen sich als effektiv, die Stimmung in der Stadt war gut, wenigstens vorübergehend konnten die Menschen die politischen Probleme des Landes vergessen. Paris hat erneut gezeigt: Die Austragung der Olympischen Spiele kann sowohl sportlich als auch gesellschaftlich viele Vorzüge für ein Land haben. Deshalb sollte sich auch Deutschland um den Zuschlag für Olympia 2040 bemühen.
Olympia hat positive Auswirkungen aufs Image
Die Vorteile einer Austragung sind vielfältig: Zum einen könnte Deutschland in seiner Außenwirkung profitieren. Die Festspiele in Paris haben gezeigt, welche positiven Auswirkungen das Event auf das Image des Landes haben kann. In Paris herrschte über die kompletten zweieinhalb Wochen eine friedliche, fröhliche Stimmung, die Menschen feierten. In politisch schwierigen Zeiten, in denen Frankreich politisch gespalten ist und nach wie vor nach einer Regierung sucht, war das Land für den Zeitraum der Spiele endlich mal wieder vereint und jubelte geschlossen seinen Athleten zu.
Einige Einheimische flüchteten vor den Spielen und verließen die französische Hauptstadt – kamen dann aber zurück, weil sie die große Party nicht verpassen wollten. Selbst einige Skeptiker wurden also überzeugt.
Zudem setzten die TV-Übertragungen die Hauptstadt Paris mit all ihren Sehenswürdigkeiten wunderbar in Szene. Und für die Austragung der Spiele wurde an vielen Stellen, wie etwa auch der Infrastruktur, gefeilt. Davon wird die Bevölkerung genauso langfristig profitieren wie von den enormen Tourismuseinnahmen.
Insofern kann Frankreich die Olympia-Austragung als einen vollen Erfolg werten. Auch die Heim-Europameisterschaft hat Deutschland nach vorn gebracht, blieb in ihrer Wirkung durch die begrenzte Reichweite einer Kontinentalmeisterschaft aber begrenzt. Die Olympischen Spiele haben hingegen weltweite Strahlkraft.
Deutschland erreicht gerade mal so das Minimalziel
Auch sportlich gesehen könnte eine Austragung der Olympischen Spiele Deutschland einen Schub geben. Ein Blick auf den Medaillenspiegel von Paris zeigt: Viele der Nationen, die in der Gesamtabrechnung oben stehen, haben in den letzten 30 Jahren die Spiele ausgetragen. So liegen die USA auf Platz eins (Atlanta 1996), China auf Platz zwei (Peking 2008), Japan auf Platz drei (Tokio 2021), Australien auf Platz vier (Sydney 2000), Frankreich auf Platz fünf (Paris 2024) und Großbritannien auf Platz sieben (London 2012). Einzig die Niederlande auf Platz sechs haben es ohne eine Austragung in den letzten Jahrzehnten unter die Top-Nationen geschafft.
Deutschland hingegen wurde in Paris Zehnter, erreichte gerade einmal das vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ausgegebene Minimalziel. Seit Olympia 1992 gewinnt Deutschland kontinuierlich weniger Medaillen. In diesem Jahr waren es lediglich 33. Zum Vergleich: Bei den Spielen 1992 in Barcelona, den ersten nach der Wiedervereinigung, waren es allein 33 Goldmedaillen (82 Medaillen insgesamt) und damit am Ende Platz drei im Medaillenspiegel.
Unterhaltungswert der Spiele ist ein Wert für sich
Zahlreiche Athleten und Experten kritisieren seit Jahren die Sportförderung in Deutschland und warnen vor noch schlechterem Abschneiden bei künftigen Spielen. Eine Austragung der Spiele würde der Politik Druck machen, wieder mehr in den Sport zu investieren. Das könnte dem Sport in Deutschland einen großen Schub geben, der auch langfristig anhalten kann. Das Abschneiden der letzten Gastgeberländer legt das nahe.
Klar: Eine Ausrichtung der Spiele wäre teuer und man müsste die Bevölkerung von dem Gedanken überzeugen. Doch verschwendet wäre das Geld auf keinen Fall. Zum einen ist der reine Unterhaltungswert, den die Spiele bringen, ein Wert für sich. Noch wichtiger aber: Sport verbindet. Das ist keine Plattitüde. Neben den Olympischen Spielen in Paris haben das auch andere Sportveranstaltungen, darunter nicht zuletzt die WM 2006 und die diesjährige Heim-EM, immer wieder gezeigt. Auch wer nur ehrenamtlich in Amateurvereinen tätig ist, kann das feststellen. Eine Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet, kann durch die Aufgabe, ein Event wie Olympia zusammen zu stemmen und erfolgreich zu bestreiten, wieder enger zusammenrücken.
Eine von Olympia ausgelöste neue Sportbegeisterung, gepaart mit sowohl quantitativ als auch qualitativ besseren Sportangeboten, kann diese Entwicklung dann auch dauerhaft auf der kleineren Ebene in der Gesellschaft verankern – und produziert dann wiederum mehr Talente für den künftigen sportlichen Erfolg.
Die Aussicht auf Olympische Spiele könnte ein Land voller Bedenkenträger also endlich mal zum Machen zwingen – und einer träge gewordenen Nation wieder frischen Wind einhauchen. Warum also nicht?
- Eigene Meinung