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Olympia-Eröffungsfeier: Riesenspektakel, das fast ins Wasser gefallen wäre


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Postkarte aus Paris
Ein Riesenspektakel, das fast ins Wasser gefallen wäre


27.07.2024Lesedauer: 4 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:240726-99-857354Vergrößern des Bildes
Beeindruckende illuminative Effekte in der Nässe: Die Lichtershow am Eiffelturm im Rahmen der olympischen Eröffnungsfeier verfolgten am Freitagabend hauptsächlich Menschen in Regencapes. (Quelle: Robert F. Bukaty)

Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele war ein rasanter Ritt durch die Geschichte, mit vielen Weltstars, beeindruckenden Effekten und großen Emotionen. Doch vor Ort fühlte sich die Show nicht immer so spektakulär an.

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie das, wenn Sie sich unfassbar lange auf etwas gefreut haben und schon nach kurzer Zeit wissen – so gut wie erhofft, wird es nicht werden. So ging es uns bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Zumindest bis zum grandiosen Schlussakkord.

Aber der Reihe nach. Wir hatten das große Privileg, zwei Akkreditierungen für die Eröffnungsfeier der Spiele am Trocadéro zu bekommen – mit Blick auf den Eiffelturm und den Fluss Seine, auf dem sich die Athleten in rund 100 Booten statt des traditionellen Einlaufens in ein Stadion präsentierten.

Doch bereits die Anreise vom nahe gelegenen Pressezentrum, das Luftlinie nur gut zwei Kilometer entfernt ist, dauerte geschlagene dreieinhalb Stunden. Und bereits dabei regnete es. Warum die französische Gendarmerie für Hunderte Wartende nur zwei Security-Check-Geräte zur Verfügung hatte, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben.

Endlich angekommen auf der Pressetribüne konnten wir den Beginn der feierlichen Eröffnungszeremonie kaum erwarten – bis plötzlich ein netter Herr uns auf Englisch mit starkem französischem Akzent darum bat, unsere Plätze freizumachen. Er müsse Kabel umlegen, weil um 19 Uhr "heavy rain" (schwerer Regen) drohe.

Dieser kam sogar schon etwas früher und spätestens als das deutsche Team eine knappe Dreiviertelstunde später euphorisch winkend die Seine runter schipperte, regnete es sich ein. Und zwar richtig. Selbst auf der Ehrentribüne, die kurioserweise nicht einmal zur Hälfte überdacht war, wurden schnell die Regencapes übergestreift. Sogar Monacos König Albert schützte sich und sein markantes rotes Sakko damit vor der Nässe.

Und auch wir verkrochen uns unter eine transparente Plastikfolie, die Laptops und Smartphones schützen sollte. So richtig klappte das aber nicht, weil es – anders als vielleicht im TV sichtbar – Bindfäden regnete. Und zwar stundenlang. Immer mehr Kollegen um uns herum strichen nach und nach die Segel, quetschten sich in den überdachten Aufgängen.

Irgendwann wurde der Regen dann so stark, dass auch wir die Geräte zuklappten, weil sie ob der Nässe teilweise schon in der einfachen Bedienung streikten. Selbst Aufnahme und Versenden einer Sprachnachricht wurden so zum Geduldsspiel.

Doch es traf nicht nur uns und die umliegenden Zuschauer, sondern vor allem auch die Athleten. Denn statt zum krönenden Abschluss der Seine-Fahrt die Stimmung an der temporären Arena im Trocadéro mit Tausenden anderen aufzusaugen, trauten sich nur einige versprengte Grüppchen dorthin.

Auch knapp vier Fünftel des deutschen Teams verzichteten darauf und fuhren vom Schiff direkt zurück zum Olympischen Dorf – vor allem, um keine gesundheitlichen Risiken einzugehen, wie es vom Deutschen Olympischen Sportbund hieß. Wer will sich schon vor dem ersten Wettkampf komplett durchnässt eine Erkältung einfangen?

Entsprechend war die Stimmung in der zwischenzeitlich nur noch etwa halb gefüllten Arena eher überschaubar. Am Nebentisch wurde schon vom "schönsten Plan, der richtig in die Hose gegangen ist" gespottet. Und auch wir streckten irgendwann die Waffen und suchten das Trockene.

Zum großen Schlussakkord schien das Wetter dann aber ein Einsehen zu haben – womöglich aufgrund der geballten Starpower. Als Rafael Nadal, Serena Williams, Nadia Comaneci und Carl Lewis die Bühne betraten und die olympische Fackel in einem Boot über die Seine fuhren, wurde nicht nur die Stimmung im Stadion besser, sondern auch das Wetter.

Zum großen Finale mit der feierlichen Entzündung des Olympischen Feuers und dem ikonischen Abschluss am Eiffelturm mit fantastisch-surrealen Lichteffekten und dem emotionalen Comeback von Céline Dion regnete es zwar wieder leicht, das war ob einzigartiger Bilder dann aber kaum wahrnehmbar.

Das ist heute aus deutscher Sicht relevant

Nach der pompösen Zeremonie am Freitag geht es für die deutschen Wasserspringerinnen Jette Müller und Lena Hentschel am Samstag ab 11 Uhr bereits um eine Medaille. Das Synchron-Duo profitiert von Hentschels Erfahrung, die bereits in Tokio Bronze mit Tina Punzel geholt hatte.

Am Nachmittag treten zudem die Rad-Stars im Zeitfahren an. Neben den Favoriten um die Belgier Wout van Aert und Remco Evenepoel und den Niederländer Mathieu van der Poel ist auch Maximilian Schachmann mit dabei. Er fährt um 17.05 Uhr los.

Für einen besonderen Abend könnte zudem Angelique Kerber sorgen. Die deutsche Tennisspielerin trifft auf Naomi Osaka und kündigte an, ihre Karriere nach Olympia beenden zu wollen. Ob es am Samstag schon ihr letztes Einzel-Match sein wird, wird sich zeigen.

Und damit nicht genug, denn: Mit Lukas Märtens könnte das Team Deutschland eine Goldmedaille holen. Es wäre die erste im Becken seit Michael Groß und Uwe Daßler 1988 in Seoul. Märtens startet über die 400 Meter Freistil.

Was noch spannend ist

Die deutschen Basketballer um Kapitän und Fahnenträger Dennis Schröder starten gegen Japan ebenso ins olympische Turnier wie die deutschen Handballer gegen Schweden.

Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag.
Beste Grüße,

Alexander und Melanie

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen aus Paris von der Eröffnungsfeier
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