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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutschland bei der Basketball-WM Viel Wirbel um Nichts
Deutschland ist die vielleicht größte Überraschung bei der Basketball-WM. Dabei wirkte die Stimmung im Team auf Fans angespannt.
Dennis Schröder hat es schon wieder getan, dachte sich so mancher Basketball-Fan beim WM-Spiel Deutschland gegen Slowenien. Wieder einmal hatte sich der talentierte Spielmacher mit einem Teamkollegen angelegt: Bereits im ersten Viertel des Spiels geriet der 29-Jährige während einer Auszeit beim Stand von 11:16 mit Center Daniel Theis aneinander, hitzig diskutierten die beiden über die bisher schwache Leistung der deutschen Mannschaft.
Trainer Gordon Herbert reichte es: "Setzt euch hin!" Als weder Schröder noch Theis reagierten, packte Herbert seinen Spieler am rechten Arm und zog ihn in Richtung der Bank. "Fass mich nicht so an, Coach", zischte Schröder. Herbert blieb hart. Schröder und Theis mussten bis zum zweiten Viertel warten, um wieder auf den Court zu dürfen.
Maxi Kleber sagt die WM ab
Bereits im Juli war Schröder mit Maxi Kleber von den Dallas Mavericks in einen Konflikt geraten. Schröder hatte im Podcast "Got Nexxt" seinen deutschen Nationalmannschaftskollegen dafür kritisiert, auf die Heim-EM 2022 verzichtet zu haben: "Nicht um Maxi auf die Füße zu treten, aber Maxi war letztes Jahr nicht da. Wenn du dich nicht committet hast – das war eigentlich die Message für uns alle –, dann bist du nächstes Jahr auch nicht dabei."
Klebers Reaktion darauf? Eindeutig: "Die jüngsten unglücklichen und unangebrachten öffentlichen Äußerungen über mich haben zu 100 Prozent deutlich gemacht, dass ich im Nationalteam nicht uneingeschränkt willkommen bin." Er sagte die WM ab.
Trotz einer öffentlichen Entschuldigung Schröders und einer Aussprache zwischen den beiden blieb Kleber bei seiner Entscheidung, nicht an der WM teilzunehmen.
Echter Streit?
Nun könnte man meinen, dass der Disput zwischen Schröder und Kleber bereits im Vorfeld für Unruhe im deutschen WM-Lager gesorgt und das Team verunsichert hatte. Oder dass der erneute Streit zwischen Schröder, Theis und Herbert der Anfang einer bitteren Niederlage gegen Slowenien war. Falsch gedacht.
Sieg gegen Japan, Sieg gegen Australien, Sieg gegen Finnland. Die deutsche Auswahl startete mit einem Erfolg nach dem anderen ins Turnier, von einer möglichen Unruhe war nichts zu spüren. Und gegen Slowenien drehte die DBB-Mannschaft nach dem turbulenten ersten Viertel auf, gewann das Spiel am Ende mit 100:71, demontierte damit Slowenien und NBA-Star Luka Dončić.
Wer hört, wie die Beteiligten selbst über die Auseinandersetzung während des Slowenien-Spiels sprechen, merkt, dass es nicht mehr als eine gewöhnliche Diskussion in einer sportlich angespannten Situation war. Ein echter Streit? Nein, erklärte Daniel Theis: "Es sieht natürlich doof aus, aber es hat dem Team einen Push gegeben. Danach ist die Sache vorbei, das ist kein Thema mehr."
Es war wohl nicht das erste Mal, dass es zwischen den beiden Spielern emotional wurde: "Dennis und ich kennen uns seit 14 Jahren. Wir beide haben einfach nicht gut gespielt. Das haben wir direkt angesprochen. Er hat mir gesagt, dass ich nicht gut gespielt habe – das habe ich angenommen."
Auch zwischen Coach Herbert und Schröder ist alles in Ordnung, ist sich Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann sicher. In seiner "Kicker"-Kolumne schrieb er: "Solche Dinge passieren mal im Sport. Sie sind Ausdruck von Leidenschaft und Siegeswille. In aller Regel haben sie jedoch überhaupt keine Auswirkung auf den Zusammenhalt im Team, das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft – und auch nicht auf die noch folgenden Spiele."
Ein Schlüsselspieler könnte zurückkehren
Wenn Bauermann von "den folgenden Spielen" spricht, deutet er damit seinen Optimismus an, was das deutsche Team angeht. Denn Gruppenspiele hat Deutschland keine mehr vor der Brust. Ab sofort ist K.-o.-Phase angesagt. Am Mittwoch trifft Deutschland im Viertelfinale (ab 10:45 Uhr) auf Lettland um NBA-Scharfschütze Dāvis Bertāns.
Deutschland geht als klarer Favorit ins Duell, ist das einzige noch ungeschlagene Team des Turniers. Nur Litauen hatte nach der Vor- und Zwischenrunde ebenfalls alles gewonnen, schied jedoch im Viertelfinale am Dienstagvormittag gegen Serbien aus. Sogar die USA haben schon eine Partie verloren. Damit hat vor dem Turnier wohl niemand gerechnet.
Bundestrainer Gordon Herbert will das aber nicht überbewerten: "Okinawa bedeutet nichts mehr", betonte er am Dienstag. Auf der japanischen Insel hatte Deutschland seine Vorrundenspiele bestritten: "Wir starten wieder von null." Ihr Viertelfinale bestreitet die deutsche Mannschaft in Manila, der Hauptstadt der Philippinen. "Du kannst bis hierhin so gut gespielt haben, wie du willst: Wenn du jetzt einen schlechten Tag in der K.-o.-Phase erwischst und raus bist, kannst du dir da auch nichts von kaufen."
Womöglich kann der Bundestrainer auch auf Franz Wagner zurückgreifen. Der Forward der Orlando Magic fehlte zuletzt aufgrund einer Knöchelverletzung aus dem Auftaktspiel, sah laut Beobachtern im Eins-gegen-Eins mit Co-Trainer Bret Brielmeier aber schon wieder recht leichtfüßig aus. Ob es jedoch zum Comeback gegen Lettland reicht, ist trotz des guten Eindrucks weiter völlig offen.
Die Entscheidung wird maßgeblich vom für Dienstagnachmittag angesetzten Teamtraining abhängen. Sollte Wagner wieder mit Kontakt trainieren können, wäre der Weg zur Rückkehr wohl frei. "Wir schauen immer von Tag zu Tag", so Herbert, "weil wir sehen müssen, wie der Fuß reagiert."
- Eigene Beobachtungen
- Nachrichtenagenturen SID, dpa
- zdf.de: "Kleber verzichtet auf WM - Schröder: 'Sorry'"
- kicker.de: "Bauermanns WM-Kolumne: Warum der kurze Streit zwischen Schröder und Herbert kein Problem ist"