Mehrkamp-Meeting "Eine Waffe" für die WM: Kazmirek siegt in Ratingen
Ratingen (dpa) - Völlig ausgepowert, von Schmerzen geplagt, aber glücklich: Zehnkämpfer Kai Kazmirek mit seinem Sieg und starken 8444 Punkten beim Leichtathletik-Meeting in Ratingen den Anspruch auf eine Medaille bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha/Katar angemeldet.
Zugleich hakte er die für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio geforderte Norm von mehr als 8350 Zählern souverän ab.
"Aufstehen, weitermachen. Aufgeben geht nicht", meinte der 28 Jahre alte WM-Dritte von 2017 von der LG Rhein-Wied am Sonntag, nachdem er nach Wettkampftag eins und großer Hitze total groggy war. Nach dem 400-Meter-Lauf musste er sich übergeben, konnte kaum schlafen - und musste am Sonntagmorgen Tabletten gegen Schmerzen in Rücken und Wade nehmen.
"Wenn Kai bei einem Topereignis dabei war, hat er immer abgeliefert", sagte Bundestrainer Christopher Hallmann. "Das ist für mich wieder eine Waffe, die ihn auszeichnet." Kazmirek werde sicher nicht zu den Weltmeisterschaften vom 27. September bis 6. Oktober nach Doha/Katar reisen, "um Achter oder Neunter zu werden, sondern er will Richtung Podest kommen", sagte Hallmann. "Er hat total Bock darauf." Mit den 8444 Zählern von Ratingen kletterte Kazmirek in der diesjährigen Weltbestenliste auf Platz vier.
In den Wüstenstaat Katar wird er mit dem zweimaligen U20-Weltmeister Niklas Kaul - er hat ebenfalls die Tokio-Norm mit 8336 Punkten geknackt - reisen. Der 18-jährige Mainzer verzichtete auf Ratingen und will in zwei Wochen U23-Europameister in Gävle/Schweden werden. Als Dritter für die WM steht der von Hallmann trainierte Ulmer Tim Nowak (23) fest.
Das junge Duo profitierte davon, dass Europameister Artur Abele (Ulm) und Vizeweltmeister Rico Freimuth (Halle) die Saison wegen Verletzungen absagten. Der Ulmer Mathias Brugger hatte sogar die Aussicht auf eine Wildcard des Weltverbandes IAAF, um als vierter Mann mit zur WM zu reisen, er musste aber nach acht Disziplinen aufgeben.
Kazmirek, den 2018 eine Blessur um das Erlebnis der Heim-EM in Berlin gebracht hatte, zeigte an den zwei Wettkampftagen vor den Toren Düsseldorfs, "abgesehen vom Hochsprung, Speerwurf und dem 1500-Meter-Lauf" (Kazmirek) stabile, starke Leistungen. Glänzen konnte er besonders im Weitsprung mit vom Olympia-Vierten zuvor unerreichten 7,74 Metern. "Bis zur WM muss ich ja noch Raum für Verbesserungen haben", sagte er.
Bei den Siebenkämpferinnen konnte in Ratingen keine deutsche Athletin mehr die WM-Norm von 6200 Punkten übertreffen. Als Vierte verfehlte die Leverkusenerin Anna Maiwald mit 6174 Punkten den Richtwert knapp. Bereits für die WM qualifiziert waren Vizeweltmeisterin und Vorjahressiegerin Carolin Schäfer (Frankfurt/Main) und Sophie Weißenberg (Neubrandenburg). Einen Doppelerfolg gab es für Österreich: Verena Preiner gewann mit 6591 Punkten vor Ivona Dadic (6451).