11. Spieltag Bayer erobert vor Bayern-Hit Platz eins
Leverkusen (dpa) - Das Hupkonzert rund um die BayArena resultierte aus einem lange geplanten Konvoi von Weihnachts-Traktoren. Doch die erstmalige Tabellenführung nach sechs Jahren, ausgerechnet eine Woche vor dem Gastspiel bei Bayern München, sorgte bei Bayer Leverkusen auch für große Freude.
"Es ist eine Momentaufnahme. Aber eine, die was wert ist und die wir zu schätzen müssen", sagte Bayers Julian Baumgartlinger nach dem 4:1 (2:0) gegen 1899 Hoffenheim: "Sich in einer Liga mit Bayern, Dortmund und Leipzig nach oben zu setzen, ist schwierig. Das gibt uns Schwung für den Endspurt bis Weihnachten." Kapitän Lars Bender wollte von der Tabelle "ein Foto machen". Trainer Peter Bosz sagte schmunzelnd: "Wir haben mehr Punkte als all unsere Gegner. Wäre das nach 34 Spieltagen so, wäre ich euphorisch."
Über das Traktoren-Gehupe musste der Österreicher lachen: "Vielleicht war das eine Hochzeit." Sein für Hoffenheim spielender Landsmann Christoph Baumgartner fand das "irgendwo cool. Endlich war mal wieder Stimmung in der Hütte. Das hatten wir lange nicht, dass man die Mitspieler kaum verstehen konnte."
Vor dem Liga-Hit in Leverkusen gegen die Münchner am kommenden Samstag müssen die noch ungeschlagenen Leverkusener die Tabellenführung noch in der Englischen Woche im Rhein-Derby beim 1. FC Köln verteidigen. Entscheidend dafür, dass Bayer den Rekordmeister aus München von der Spitze stieß, war wieder einmal Leon Bailey. Der Jamaikaner traf im phasenweise mitreißenden Duell der Europa-League-Gruppensieger mit einem Traumtor nach kreativer Ecken-Variante (4. Minute) und als Ball-Dieb nach einem katastrophalen Rückpass von Hoffenheims Torjäger Andrej Kramaric (27.). Nach dem Anschlusstreffer durch Baumgartner (50.) sorgte U21-Nationalspieler Florian Wirtz für das 3:1 (55.), bevor Lucas Alario mit einem Handelfmeter (90.+1) zum Endstand traf. Wirtz grüßte via T-Shirt mit dem Schriftzug "Emil" laut Sky einen kranken Freund.
Hoffenheim beendete das Spiel nach Gelb-Roten Karten für Florian Grillitsch (65.) und Stefan Posch (79.) zudem zu neunt - was Torhüter Oliver Baumann aufregte. "Es ist sehr bitter, gegen Zwölf gespielt zu haben", sagte er bei Sky und kritisierte auch angeblich schauspielernde Kollegen: "Es geht mir auf den Sack, wenn Spieler aufschreien und zwei Minuten später rumspringen wie ein junges Reh." Auch Trainer Sebastian Hoeneß erklärte: "Das war bei allem Respekt eine Schiedsrichter-Leistung, die uns benachteiligt hat."
Bayer steht erstmals seit dem 12. September 2014 oder genau 2284 Tagen am Ende eines Spieltags auf Platz eins. Damals war es der dritte, zu einem späteren Zeitpunkt als jetzt stand Leverkusen zuletzt im Februar 2010 ganz oben. Mit dem späteren Weltmeister Toni Kroos im Mittelfeld und Jupp Heynckes als Trainer. Für die Hoffenheimer, die wie Leverkusen in der Europa League mit 16 Punkten den Gruppensieg geholt hatten, endete nach drei Spielen in Folge ohne Niederlage ein Aufwärtstrend. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß belegt nach elf Spieltagen Rang elf.
Bayers frühe Führung resultierte aus einem Geniestreich. Nach einer kurz ausgeführten Ecke mit Nadiem Amiri schlenzte Bailey den Ball fast von der rechten Außenlinie mit links unhaltbar ins lange Eck. Beim Torjubel sprintete der Jamaikaner auf Co-Trainer Rob Maas zu. Der Ex-Profi von Arminia Bielefeld, Hertha BSC und MSV Duisburg ist seit Sommer Assistent seines niederländischen Landsmanns Peter Bosz in Leverkusen und in dieser Funktion für die Standards zuständig und hatte offenbar die Idee zu der Variante. Das 2:0 resultierte aus einem Blackout von Kramaric. Bailey sprintete in dessen 70-Meter-Rückpass auf Baumann und schob den Ball ein - sein neuntes Tor in den vergangenen neun Pflichtspielen.
Baumgartners Schlenzer zum 1:2 machte das Spiel noch einmal richtig offen. Zwei Minuten hätte wieder Baumgartner fast schon ausgeglichen, schoss aber aus sieben Metern daneben. Bayer bestrafte das und legte durch Wirtz nach schöner Ablage von Schick nach.