Mann bleibt verschollen Drama beim Ocean Race: Keine Hoffnung mehr für Segler
Todesfall bei der härtesten Hochseeregatta der Welt: Der britische Segler John Fisher galt seit Montagabend offiziell als vermisst. Nun gibt es keine Hoffnung mehr.
Knapp zwölf Stunden hatte seine Crew verzweifelt gesucht. Trotz extremer Bedingungen mit meterhohen Wellen, peitschendem Wind und eisigem Wasser wollte Skipper David Witt die Hoffnung nicht aufgeben. Doch nun haben die Segler von Sun Hung Kai/Scallywag und auch die Organisatoren des Volvo Ocean Race traurige Gewissheit: Der 47 Jahre alte Brite John Fisher bleibt auf See.
"An diesem Morgen muss ich die extrem traurige Botschaft überbringen, dass wir einen unserer Segler, John Fisher, vermutlich auf See verloren haben", sagte Richard Brisius, Präsident des Volvo Ocean Race, am Dienstag: "Das ist für uns alle herzzerreißend. Als Segler und Rennorganisator ein Crew-Mitglied zu verlieren, ist eine Tragödie, die man sich niemals vorstellen möchte. Wir sind am Boden zerstört und unsere Gedanken sind bei Johns Familie, seinen Freunden und Teammitgliedern."
"Lawinenartig in die falsche Richtung"
Das Unglück hatte sich auf der siebten Etappe von Auckland (Neuseeland) nach Itajai (Brasilien) ereignet, der Königsetappe des Volvo Ocean Race, das auch als gefährlichste Hochseeregatta der Welt gilt. Am 18. März war die Flotte in die schwierigen Gewässer des südlichen Ozeans aufgebrochen. "Hier unten können sich die Dinge lawinenartig in die falsche Richtung entwickeln. Aus 30 Knoten können in einem Wimpernschlag mehr als 40 werden", schilderte der erfahrene Steuermann Bouwe Bekking von der führenden Jacht Brunel bereits vor der dramatischen Entwicklung am Montag die große Gefahr.
Witt befand sich mit seinem Team Sun Hung Kai/Scallywag rund 1400 Seemeilen westlich von Kap Horn und es herrschten starke Böen mit 35 Knoten, als er um 13.42 Uhr Ortszeit die Horrornachricht "Mann über Bord" sendete – die Leitstelle zur Koordination der Seenotrettung MRCC nahm unvermittelt ihre Arbeit auf. Sofort begann die Suche nach Fisher, der einen Spezialanzug trug und aufgrund des seit Tagen stürmischen Wetters sensibilisiert war. Auch in der Nähe fahrende Schiffe wurden einbezogen. Letztlich konnte Fishers Leben aber nicht gerettet werden.
Große Sorge um die Crew
Der Zustand von Fishers Crew bereitet den Organisatoren nun große Sorgen. Sieben Männer und eine Frau kämpfen weiter an Bord, die Wettervorhersage hat sich noch einmal verschlechtert. "Unser einziger Fokus ist es nun, unsere gesamte Unterstützung und Hilfe dem Team zur Verfügung zu stellen", sagte Brisius.
Bereits im Januar war es bei dem Rennen zu einer Tragödie gekommen. Auf der vierten Etappe kam ein Crewmitglied eines chinesischen Fischereischiffs bei einer Kollision mit dem amerikanisch-dänischen Team Vestas 11th Hour Racing ums Leben. Der bisher letzte Todesfall eines Seglers beim Volvo Ocean Race ereignete sich 2006. Damals verlor der 32-jährige Niederländer Hans Horrevoets sein Leben.
Die 13. Ausgabe der prestigereichen Regatta war am 22. Oktober im spanischen Alicante gestartet, noch sechs Crews kämpfen um den Sieg. Nach insgesamt 45.000 Seemeilen um den Globus und rund acht Monaten ist der Zielhafen Den Haag.
- - Nachrichtenagentur sid