Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Trotz Siegesserie des FC Bayern Die Fragezeichen werden mehr
Sechs Spiele, sechs Siege und eine zunehmende Dominanz: Ist Vincent Kompany vielleicht doch der perfekte Trainer für den FC Bayern?
Selten war der Start eines neuen Trainers beim FC Bayern von Beginn an von so vielen Zweifeln begleitet wie bei Vincent Kompany. Noch vor wenigen Wochen galt er mit 38 Jahren als zu jung und unerfahren, als Abstiegstrainer, weil er mit dem FC Burnley in der Premier League nicht die Klasse halten konnte. Und er galt als absolute Notlösung auf dem Trainerposten, weil zahlreiche Kandidaten abgesagt hatten.
Weder Xabi Alonso noch Julian Nagelsmann oder Ralf Rangnick wollten den Job, auch Oliver Glasner, Unay Emery oder Roger Schmidt standen nicht zur Verfügung – und dann konnte Bayern nicht einmal Thomas Tuchel überzeugen, seinen Vertrag doch noch zu erfüllen. Sodass letztlich die Wahl auf den Belgier fiel.
Nun sind sechs Spiele in der neuen Saison absolviert und Kompany hat mit Bayern alle gewonnen; dabei hat seine Mannschaft 29 Tore erzielt, also knapp fünf pro Spiel. Der FC Bayern führt nach einer enttäuschenden vergangenen Saison inzwischen nicht nur die Bundesliga souverän an, sondern auch die neue Champions-League-Tabelle mit 36 Vereinen. Bemerkenswert ist dabei, dass die Mannschaft von Kompany zunehmend dominant auftritt. Beim 5:0 am Wochenende bei Werder Bremen hatte der Gegner nicht den Hauch einer Chance.
Da drängt sich die Frage auf:
Ist Kompany etwa doch der perfekte Trainer für den FC Bayern?
Ja, Kompany ist viel mehr als nur ein Hoffnungsträger
Vincent Kompany ist genau der richtige Trainer für den FC Bayern. Der klare 5:0-Sieg gegen Bremen am Samstag hat erneut gezeigt, dass der Belgier das Potenzial hat, den deutschen Rekordmeister zurück an die Spitze Europas zu führen. Das flexible Spiel, die kreative Offensive und eine sich immer besser einspielende Defensive. Kompanys Handschrift ist klar zu erkennen. Mehr noch: Das Team erscheint unter seiner Führung als befreit und voller Energie, was sich in der aktuellen Tabelle widerspiegelt – Bayern steht souverän an der Spitze.
Der neue Trainer bringt die nötige Frische mit, die der FC Bayern nach einer turbulenten vergangenen Saison dringend braucht. Seine taktische Flexibilität und die Fähigkeit, aus jungen Spielern das Maximum herauszuholen, helfen ebenfalls.
Seine aber wohl größte Stärke ist die Führungsqualität. Denn als ehemaliger Kapitän von Manchester City weiß Kompany genau, wie man ein Team motiviert und auf den Punkt vorbereitet – Eigenschaften, die in München unerlässlich sind.
Er ist längst nicht mehr nur Hoffnungsträger. Mit seiner klaren taktischen Vision hat er in München bereits die Handschrift eines Top-Trainers hinterlassen. Und der Sieg gegen Bremen war mehr als nur ein weiterer Erfolg, er war ein klares Statement: Bayern ist wieder da, und zwar mit voller Stärke.
Nein, das böse Erwachen kommt noch
Was für ein Bayern-Start von Kompany. Er punktet mit klarer Linie, dominanten Siegen und sympathischen Auftritten. Es ist ihm zu wünschen, dass es so weitergeht.
Aber: Die Gegner der Bayern hießen bisher Ulm, Kiel, Wolfsburg, Freiburg, Zagreb und Bremen. Alles Pflichtaufgaben – und schon dabei hakte es.
Die Bayern-Abwehr hat immer wieder Unsicherheiten offenbart, und die Fragezeichen sind nicht weniger geworden. Kann der FC Bayern vier verletzte Verteidiger (Boey, Stanisic, Ito, Buchmann) auch gegen Topteams wie Leverkusen am nächsten Samstag ersetzen? Bleibt es auch ruhig um den frustrierten Goretzka, wenn Bayern verliert?
Auch die Zweifel an Kompany bleiben: Kann er wirklich mit Stars umgehen, nachdem er vor dem Spiel gegen Kiel angeblich die Aufstellung per WhatsApp verschickt hatte, ohne sie weiter zu erläutern? Hat er seine Nerven im Griff, nachdem im Netz Aufnahmen von seinen früheren Klubs aufgetaucht waren, in denen er ausflippte?
Wer Kompany jetzt schon als perfekten Bayern-Trainer bezeichnet, ist nicht nur zu früh dran. Der ignoriert auch diverse Anzeichen dafür, dass das böse Erwachen noch kommt. Jetzt zeigt sich, ob sich die Bayern-Bosse blenden lassen oder trotz der Siege zum Start auf ein Scheitern der Notlösung vorbereiten.
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