Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Flieht Harry Kane vor dem FC Bayern? Überraschend, aber konsequent
Harry Kane brilliert auf dem Platz, doch der FC Bayern läuft trotz des Sieges gegen Leipzig weiter den Erwartungen hinterher. Hat sich der Stürmer mit seinem Wechsel nach München verzockt?
Bayern-Angreifer Harry Kane zeigt in dieser Saison immer wieder beeindruckende Leistungen – so wie am Samstag beim 2:1-Sieg im Topspiel gegen RB Leipzig, in dem Kane beide Tore erzielte. In 23 Bundesligaspielen hat er nun bereits 27 Tore geschossen. Doch trotz seines Könnens hechelt der deutsche Rekordmeister in der Bundesliga Spitzenreiter Bayer Leverkusen weiter hinterher.
Die Meisterschaft ist kaum noch zu gewinnen, im DFB-Pokal ist man längst raus, und das Achtelfinalhinspiel der Champions League in Rom ging mit 0:1 verloren. Das kann einem Weltstar wie Kane, der im Sommer von Tottenham Hotspur nach München kam, um Trophäen zu holen, nicht gefallen. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft hat bis heute in seiner gesamten Karriere keinen einzigen Titel gewonnen.
Und so drängt sich folgende Frage auf:
Hat sich Harry Kane verwechselt?
Ja, Kane läuft die Zeit davon
Harry Kane hat seine ganze Karriere beim falschen Verein verbracht – zumindest wenn es darum geht, Vereinstitel zu gewinnen. Kein einziger stand in seiner Vita, als er sich zu einem Wechsel nach München entschied. Wo sollte es eine Titelgarantie geben, wenn nicht beim Serienmeister in Deutschland?
Doch beim FC Bayern geht eine große Mannschaft ihrem Ende entgegen. Der Klub verschleißt einen Top-Trainer nach dem anderen und schlingert nun ausgerechnet in Kanes erstem Jahr in Richtung seiner ersten titellosen Saison seit elf Jahren.
Kane ist der Einzige bei Bayern, der wirklich liefert und Spiele entscheidet, so wie gegen Leipzig. Ganz sicher wird er Torschützenkönig – doch das hat er auch schon dreimal in England geschafft. Bei den Vereinstiteln schaut er weiter in die Röhre. Im Alter von 30 Jahren kann man da getrost von einem enttäuschenden und sogar verlorenen Jahr sprechen.
Das ist umso bitterer, wenn man weiß, welche Klubs sich in den letzten Jahren um Kane bemühten. Bei Manchester City hätte er nicht nur mehr verdienen, sondern auch mehr gewinnen können. Mit Paris wären zumindest die nationalen Titel sicher.
Kane läuft die Zeit weg. Er kann nicht darauf vertrauen, dass die Bayern-Bosse alle Probleme so schnell in den Griff kriegen. Und so bleibt eigentlich nur ein Ausweg: die Flucht nach nur einem Jahr in München. Das wäre überraschend, aber konsequent.
Nein, er hat alles richtig gemacht
Harry Kane schießt Tore für einen der größten Vereine der Welt, verdient viel Geld, die Fußballfans in Deutschland und darüber hinaus in ganz Europa sind fasziniert von ihm. Natürlich hat er sich nicht verwechselt. Er hat alles richtig gemacht!
Bayern hatte zuletzt eine Flaute, ja, und vielleicht bleibt der Klub in dieser Saison auch ohne Titel. Aber spätestens in der nächsten Spielzeit greift er doch wieder ganz oben an. Eine wichtige Rolle dabei wird Kane als Angreifer Nummer eins spielen. Also worüber sprechen wir überhaupt?
Kane hat in 23 Spielen für Bayern bisher 27 Tore geschossen – eine irre Quote. Er kann Spiele ganz alleine entscheiden, so wie am Wochenende gegen Leipzig. Klar ist aber auch: Es darf nicht die komplette Last des Erfolgsdrucks auf ihm liegen. Kommen die Bayern-Bosse in ihrer Analyse im nächsten Sommer zu der Erkenntnis, dass es da ein Ungleichgewicht gibt und weitere Verstärkung braucht, werden sie reagieren. Bayern hat immer die Möglichkeit, auch einen Teil des Kaders auszutauschen und neue Topspieler zu verpflichten.
Nur eines wird nicht passieren: Dass Kane, der in München einen Vertrag bis 2027 und 95 Millionen Ablöse gekostet hat, bald wieder geht. Die Bayern wollen mit ihm erfolgreich sein – und andersherum ist es ganz sicher genauso.
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de
- Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
- Im "Zweikampf der Woche" kommentieren Florian Wichert und Robert Hiersemann wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch auch im Video – am Montag ab 19.30 Uhr im Rahmen der "Sport 1 News" bei Sport 1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.