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Champions League: Es braucht die nächste Reform der "Königsklasse"


Champions League
Ein Verbrechen am Fußball

  • Sebastian Kunze
MeinungVon Sebastian Kunze

Aktualisiert am 30.01.2025 - 12:48 UhrLesedauer: 3 Min.
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Manuel Neuer (l.) und Harry Kane nach dem 3:1-Sieg gegen Bratislava: Die Bayern-Stars müssen in der Champions League den Umweg über die Play-offs nehmen, um ins Achtelfinale einzuziehen. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler/imago)
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Die Reform der Champions League sollte das Format revolutionieren. Und ja, es wurde vieles verändert – leider nur zum Schlechten.

Die Vorrunde der neuen XXL-Champions-League ist vorbei. Endlich. Der neue Modus mit 36 statt bisher 32 Teams und acht statt sechs Vorrundenspielen ist ein Verbrechen am Fußball. Schon allein der Blick auf die schier unendlich lange Tabelle lässt die Lust auf die europäische Eliteklasse deutlich sinken.

Die Uefa versprach sich von der Reform mehr Spannung. Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen erklärte: "Die Idee, die dahintersteckt, ist, dass wir die 'toten Spiele' am Ende einer Gruppenphase, wenn die ersten zwei Mannschaften quasi schon nach vier Spieltagen feststehen, nicht mehr haben."

Wie viel Spannung beispielsweise Sturm Graz gegen RB Leipzig – der 33. gegen den 30. vor dem letzten Spieltag und beide bereits ausgeschieden – dem Fußballfan geboten haben, möge jeder für sich selbst entscheiden. Alternativ konnte man auch Young Boys Bern gegen Roter Stern Belgrad genießen. Ach ja, das war vor dem letzten Spiel die Partie des 36. gegen den 32. – dafür lohnt sich das DAZN-Abo. Mehr Spannung? Von wegen.

Zugegeben: Der letzte Spieltag war unterhaltsam, da in einer Konferenz mit 18 Spielen nahezu ununterbrochen immer irgendwo ein Tor fällt. Aber es wirkte mehr wie "Alle Spiele, alle Tore" im Techno-Remix und weniger wie richtiger Fußball. Einen wirklichen Überblick zu bewahren, war schwierig. Am Ende war man letztlich zwar ein wenig schlauer. Zumindest die ersten acht Achtelfinalisten und die zwölf ausgeschiedenen Teams stehen fest. Aber warum in den Play-offs jetzt nicht einfach der 9. auf den 24. und der 10. auf den 23. und so weiter trifft – ein Rätsel. Falls man damit ein Taktieren der Teams in Bezug auf die finale Platzierung verhindern wollte, ist man übers Ziel hinausgeschossen. Die Platzierungen in dieser Liga änderten sich am letzten Spieltag so oft, dass kein Klub versuchen konnte, das Ergebnis so zu beeinflussen, dass ein bestimmter Play-off-Gegner dabei herauskommt.

Keiner weiß mehr, wo man steht

Dazu kommt, dass das System vollkommen unübersichtlich ist. In der altbekannten Gruppenphase war klar, wer die Gegner sind und welche Ergebnisse man benötigt. Wenn man in der Spielzeit 2024/25 nach fünf Spieltagen gefragt hat, wie die Chancen auf das Weiterkommen der Klubs stehen, erntete man meist nur Schulterzucken. Außer den Fans der Vereine selbst wusste doch kaum einer, gegen wen die Teams überhaupt noch antreten müssen. Warten noch Kracher gegen Real Madrid, Manchester City und Juventus oder geht es gegen Dinamo Zagreb, Schachtar Donezk und Slovan Bratislava?

Ein überraschendes Vorrunden-Aus eines Top-Teams war auch im alten Modus eher selten. Aber es kam vor. Fans des FC Barcelona werden sich an die Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 erinnern, als der Wettbewerb jeweils nach der Vorrunde für den spanischen Spitzenklub beendet war. Im neuen Modus ist das nahezu undenkbar. 24 der 36 Teams qualifizieren sich für die K.-o.-Phase. Da muss man sich schon extrem blöd anstellen, wenn man als Spitzenklub ausscheidet. In dieser Vorrunde ist es keinem widerfahren.

 
 
 
 
 
 
 

Das wirkliche Ziel wurde erreicht

Was wirklich hinter diesem Plan der Uefa steckt, war ein rein monetäres Kalkül. Statt der bisherigen 144 Spiele braucht man nun 189 Partien, um den Champions-League-Sieger zu krönen. Mehr Spiele, mehr Vermarktungsmöglichkeiten bedeuten mehr Geld für die Uefa und die Topklubs. In dieser Hinsicht ist die Reform selbstverständlich ein voller Erfolg. Die Spieler werden so an die Grenze der Belastbarkeit und teils darüber hinaus geführt. Widerstand der Aktiven formiert sich seit Monaten, etwa von Weltfußballer Rodri. (Mehr dazu lesen Sie hier)

Das Produkt wurde verwässert, die Fans leiden und die Belastung der Spieler ist größer geworden. Außer der Uefa und den Top-Teams gibt's hier nur Verlierer. Es ist ein Verbrechen am Fußball. Ein Jahr nach der Reform der Champions League benötigt die Champions League ganz dringend die nächste Reform.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • uefa.com: Vereinsseite des FC Barcelona
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