Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Schattentrainer beim BVB Schnappt der HSV dem BVB den Trainer weg?
Dortmund stellt sich für eine erfolgreiche Rückrunde auf – und gleichzeitig eine Zukunft ohne Trainer Edin Terzić?
Borussia Dortmund rüstet auf für die Rückrunde. Stürmer Jadon Sancho soll von Manchester United zunächst für ein halbes Jahr auf Leihbasis zurückkehren. Und die früheren Meisterspieler Nuri Şahin und Sven Bender sollen als Co-Trainer von Edin Terzić neue Impulse setzen, die dem Verein eine erfolgreiche Rückrunde und die Qualifikation für die Champions League bescheren. So zumindest der Plan.
Um den BVB herum wird allerdings längst gemunkelt, dass der Klub Şahin schon als Schattentrainer für den umstrittenen Terzić verpflichtet hat. Schafft der die Wende nach der schwachen Hinrunde in der Bundesliga nicht, könnte Şahin sofort übernehmen. Zumal der 35-Jährige zuletzt bei Antalyaspor in der Türkei bereits durchaus erfolgreich Erfahrungen als Cheftrainer gesammelt hat.
Ein Schattentrainer im eigenen Verein? Das ist eine Situation, die Terzić aus der anderen Perspektive kennt. In der Saison 2021/22 war er Technischer Direktor, galt jedoch als Schattentrainer von Marco Rose. Was der Verein vehement dementierte, wurde nach einer Saison doch Gewissheit: Terzić löste den glücklosen Rose ab.
Nun hat er selbst zu kämpfen. Gegen den Absturz in der Bundesliga – und mit einem Co-Trainer, der ihn jederzeit beerben könnte. Zumindest, wenn die Dortmunder Şahin diesen Schritt letztlich zutrauen. Das führt zu der Frage:
Hätte Nuri Şahin überhaupt das Zeug, um Edin Terzić zu ersetzen?
Ja, er verkörpert das, was der BVB braucht
Nuri Şahin ist seit Kurzem Assistenztrainer des BVB und hätte auch das Zeug zum Chefcoach. Warum? Şahin wurde in der Nähe von Dortmund geboren, spielte schon als Kind für den BVB, schaffte es über die Jugend zu den Profis. Er trägt die DNA der Schwarz-Gelben in sich, ist eine echte Identifikationsfigur.
Und genau das ist es, was BVB-Boss Hans-Joachim Watzke wichtig ist. Şahin kennt das Umfeld, die Medien, die Fans. All diese Dinge braucht es, um in Dortmund zu bestehen.
Und ja, Şahin hat nicht wahnsinnig viel Erfahrung oder kann große Erfolge als Trainer vorweisen. Doch er kann etwas anderes: offensiven Fußball spielen lassen.
Das hat er in der Türkei bei Antalyaspor bewiesen. In seinem ersten Jahr schoss der Klub 54 Tore in der Süper Lig. In den vergangenen 30 Jahren war das Antalyaspor nur in der 2. Liga gelungen.
Genau diese Offensivpower fehlt den Dortmundern aktuell. Dass der türkische Verein Şahin nur ungern ziehen ließ, spricht zudem für sein Talent. Und Şahin zeigt bereits aktuell im BVB-Trainingslager, dass er Verantwortung übernehmen kann und Wert auf Details legt. Er ist laut und akribisch, wie einst Jürgen Klopp. Şahin war selbst Profi, ist erst 35 Jahre alt und kann zu den Spielern einen guten Draht aufbauen.
Was nicht vergessen werden darf: Şahin lernte selbst von großen Trainern wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel oder José Mourinho. Das Selbstbewusstsein, die Entschlossenheit und Gier hat er sich von diesen drei Namen abgeschaut. Mit diesen Eigenschaften kann es Şahin weit bringen – und Dortmund auch.
Nein, die perfekte Alternative ist gerade neu auf dem Markt – und heißt nicht Şahin
Entweder Şahin und Bender verhelfen Terzić zum Erfolg. Oder Terzić muss gehen und der BVB hat mit Şahin gleich den Nachfolger parat, der die Kurve kriegt. Eine Win-win-Situation also für die Dortmunder?
Fakt ist: Jetzt kann es ganz schnell gehen. Verpatzt Terzić den Rückrundenstart, ist er weg. Dem Szenario mit Şahin als Nachfolger liegt jedoch ein schwerer Denkfehler zugrunde.
Denn der BVB ist für ihn als Trainer (noch) mehrere Nummern zu groß. Ihm fehlt die Erfahrung, sowohl als Coach als auch im Umgang mit Medien oder Klubbossen in dieser Rolle. Da reicht es auch nicht, als Spieler mal unter Jürgen Klopp oder José Mourinho trainiert zu haben. Als Typ passt er mit seiner ruhigen, bescheidenen, teilweise schüchtern wirkenden Art auch nicht wirklich zu diesem Posten beim BVB.
Ohnehin: Dortmund müsste es besser wissen, weil das Konzept mit einem Schattentrainer schon bei Marco Rose und Edin Terzić 2021/22 nicht aufgegangen ist.
Wenn die BVB-Bosse den Markt sondieren, werden sie auf zwei Trainer stoßen, die viel besser passen. Auch wenn sie gerade bei kleineren Klubs entlassen wurden, haben sie ihre Eignung mit jahrelangen Erfolgsgeschichten unter Beweis gestellt, sind im Gegensatz zu Şahin bundesligaerfahrene Trainer. Einer würde mit seiner offensiven Spielweise, dem Herzblut und der impulsiven Art perfekt zur Gelben Wand und Borussia Dortmund passen. Wenn der HSV ihn nicht schon in Kürze dem BVB wegschnappt.
Um wen es geht, sehen Sie hier im Video.
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