Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Überraschender Transfer zum BVB? Er wird seine Schalke-Vergangenheit vergessen
Der BVB verliert mit Jude Bellingham den wohl besten Spieler, kassiert dafür aber viel Geld. Wie sollten die Millionen nun eingesetzt werden?
Borussia Dortmund hat vergangene Woche den Abgang von Leistungsträger Jude Bellingham bekannt gegeben. Der 19-Jährige wechselt in diesem Sommer für mindestens 103 Millionen Euro nach Spanien zu Real Madrid und reißt damit eine riesige Lücke ins Mittelfeld des Vizemeisters. Ein großer Teil der Ablösesumme soll nun in die Mannschaft des BVB investiert werden, auch um den Verlust des englischen Nationalspielers aufzufangen.
Nach Informationen der "Wolfsburger Allgemeinen" und der "Ruhrnachrichten" ist Felix Nmecha ein Kandidat für die Nachfolge in der BVB-Schaltzentrale. Der 22-jährige Bruder des deutschen Nationalspielers Lukas Nmecha spielte zwar eine gute Saison für den VfL Wolfsburg (30 Bundesliga-Partien, drei Tore, sechs Vorlagen), auf dem Weltklasseniveau eines Bellingham ist er aber noch lange nicht. Was zur Frage führt:
Sollte der BVB nicht lieber einen richtig großen Namen als Bellingham-Ersatz verpflichten?
Ja, der BVB darf kein Risiko eingehen
Er war das Herz des BVB in den vergangenen zwei Jahren. Der einzige echte Anführer ohne große Verletzungsprobleme. Zweikampf- und kopfballstark, torgefährlich, passsicher, rhythmusbestimmend. Die Bilanz: 86 Pflichtspiele, 20 Tore, 21 Torvorlagen.
Sein Abgang bringt mehr als 100 Millionen Euro Ablöse. Und die muss Dortmund in einen Nachfolger investieren, der diese Lücke nicht nur ausfüllt, sondern den BVB besser macht. Schließlich will er endlich Meister werden.
Der derzeit gehandelte Edson Alvarez? Ein guter Spieler, der aber bisher nur in den Niederlanden Leistung gebracht hat. Felix Nmecha? Ein Talent. Aber für den Moment und die Fußstapfen von Bellingham viel zu klein.
Dortmund muss in ganz anderen Kategorien denken. Manchesters İlkay Gündoğan, Liverpools Fabinho, Atleticos Rodrigo de Paul, Tottenhams Pierre-Emile Höjbjerg, Arsenals Jorginho – das sind Spieler, die Dortmund im Mittelfeld besser machen und zugleich mehr Erfahrung haben als Bellingham.
Oder warum nicht Leon Goretzka, der beim FC Bayern in der abgelaufenen Saison immer mehr in die Kritik geraten ist? Der aber grundsätzlich über jeden Zweifel erhaben und deshalb mit viel Wut im Bauch unterwegs ist? Seine Schalke-Vergangenheit wird er bei einem entsprechenden Angebot ganz sicher schnell vergessen.
Wenn Dortmund nicht auch in den nächsten zehn Jahren Bayern zum Titel gratulieren will, muss der BVB Geld in die Hand nehmen und die richtige Wahl treffen.
Nein, denn das passt nicht zum BVB
Die Führung des BVB sollte sich auf keinen Fall vom eigenen Weg abbringen lassen und "auf Teufel komm raus" einen großen Namen als Bellingham-Ersatz holen. Das ist Quatsch und passt nicht zum Verein. In der Vergangenheit ist man immer gut damit gefahren, intensiv zu scouten und am Ende den Spieler zu verpflichten, der am besten ins Mannschaftsgefüge passt. Für die Zentrale holte der BVB einst Thomas Delaney aus Bremen, Julian Weigl von 1860 München, Gonzalo Castro aus Stuttgart. Keiner war ein Topstar, aber alle schlugen ein. So muss es nun wieder laufen.
Am wahrscheinlichsten ist es aber vielleicht sogar, dass die Dortmunder erneut ein extrem gutes Auge beweisen und ein europäisches Toptalent für die Position verpflichten, welches aktuell noch kaum einer auf dem Zettel hat. So war es doch bei Bellingham selbst auch. Dortmund ist eben nicht Bayern. Der BVB bildete in den letzten Jahren immer wieder internationale Superstars aus und verkaufte sie dann für viel Geld. Ein gutes Geschäftsmodell.
Für die Verpflichtung von wirklich großen Namen hingegen war der BVB in den vergangenen Saisons nicht bekannt – da gibt es nur ganz wenige Ausnahmen, wie beispielsweise der Wechsel von Mats Hummels.
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