Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Neuer Kimmich-Aufreger Diese Aussage disqualifiziert ihn als Kapitän
Die deutschen Fußballfans schauen auf das Duell der Bayern mit Manchester City, diskutieren aber noch über das unsportliche Verhalten einiger Spieler. Haben Kimmich und Co. damit das Schicksal herausgefordert?
Das Triple hat der neue Trainer Thomas Tuchel in seiner zweiten Woche beim FC Bayern bereits verspielt. Nach dem Aus im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg ruhen die Hoffnungen auf der Meisterschaft – und natürlich auf der Champions League. Am Dienstagabend ab 21 Uhr (im Liveticker bei t-online) spielt der FC Bayern das Viertelfinal-Hinspiel bei Manchester City.
Dabei ist Bayern mal wieder der letzte im Wettbewerb verbliebene deutsche Klub. Umso wichtiger ist das Auftreten nicht nur für die Münchner, sondern für die gesamte Bundesliga. Und zwar nicht allein das sportliche Auftreten. Denn die Liga diskutiert seit einigen Tagen über ein paar Unsportlichkeiten der Bayern-Stars.
Im Pokal am vergangenen Dienstag hatte Benjamin Pavard vor dem spielentscheidenden Strafstoß der Freiburger in der Nachspielzeit versucht, den Rasen am Elfmeterpunkt kaputtzumachen, um den Schützen Lucas Höler zu behindern. Der traf trotzdem eiskalt zum 2:1-Sieg. Nach dem Spiel machten Bilder die Runde, auf denen Mittelfeldspieler Jamal Musiala Freiburgs Trainer Christian Streich den Handschlag verweigerte. Musiala hatte den Elfmeter verursacht.
Wenige Tage später trafen Bayern und Freiburg wieder aufeinander, dieses Mal in der Liga. Beim Revanchesieg der Bayern (1:0) zog diesmal Nationalspieler Joshua Kimmich den Ärger der Breisgauer auf sich, als er übertrieben in Richtung der Freiburger Fans jubelte und tumultartige Szenen auf dem Spielfeld auslöste.
Der Sky-Experte und frühere Bayern-Spieler Dietmar Hamann kritisierte: "Das ist unnötig. Ich glaube an Karma. [...] Du forderst das Schicksal heraus. Sie haben City vor der Brust, in der Liga ist es knapp."
Hat Hamann recht? War das Verhalten von Kimmich, der derzeit in Abwesenheit von Manuel Neuer Kapitän ist, inakzeptabel?
Muss der FC Bayern seine Stars nicht eigentlich sogar für Unsportlichkeiten bestrafen?
Ja, zumindest die jungen Spieler müssen lernen, dass es so nicht geht
Pavard malträtiert vor dem Freiburger Siegtor im Pokal den Elfmeterpunkt mit seinen Stollen, Musiala verweigert SC-Trainer Streich den Handschlag und Kimmich provoziert gegnerische Fans und Spieler mit aggressiven, provokanten und überzogenen Jubelgesten.
Dreimal unnötig. Dreimal unsportlich. Dreimal imageschädigend. Dreimal das Klischee der arroganten und unsympathischen Bayern unterfüttert, den Bayern-Gegnern damit Munition gegeben. Und das in nur einer Woche. Als ob die Stars sich in dieser Saison nicht schon genug Undiszipliniertheiten geleistet hätten!
Aber Moment.
Brauchen die Bayern in ihrer Mannschaft nicht genau diesen Ehrgeiz, diese Emotionen oder diese positive Besessenheit?
Grundsätzlich schon. Aber nicht auf Kosten der Gegner.
Zumal es sich bei den drei Spielern um einen Weltmeister, ein Jahrhunderttalent und den aktuellen Kapitän handelt. Der sagte zu allem Überfluss auch noch: "Da habe ich mich hinreißen lassen, das muss man nicht machen. Man kann es so sehen, dass es unsportlich war. Ich glaube, es war jetzt nicht so schlimm." Nicht schlimm? Hinreißen lassen? Man kann es so sehen? Die Aussage zeigt, dass sich Kimmich nicht groß mit der Außenwirkung des Klubs und der Spieler beschäftigt. Sie disqualifiziert ihn als Kapitän.
Der Verein muss durchgreifen und die Spieler bestrafen, damit zumindest die jungen wie Musiala noch daraus lernen und erkennen: So geht es nicht, wenn ich einmal ein Aushängeschild des größten deutschen Klubs sein will. Leider nehmen die Bosse ihre Spieler offenbar auch noch in Schutz.
Nein, denn Emotionen gehören zum Fußball dazu
Jamal Musiala und Joshua Kimmich haben sich nicht richtig verhalten, aber du kannst deine Spieler doch nicht dafür bestrafen, dass sie kurz nach einer extrem hitzigen Partie emotional reagieren. Musiala war nach dem Bundesligaspiel in München und dem von ihm verschuldeten Handelfmeter kurz vor Schluss verständlicherweise völlig fertig mit den Nerven. Da fällt es einem unerfahrenen 20-Jährigen schon mal schwer, dem gegnerischen Trainer direkt nach Abpfiff die Hand zu schütteln. Auch Kimmich begründete sein Fehlverhalten nach dem Pokalspiel in Freiburg mit "puren Emotionen". Und das ist auch okay, denn Emotionen gehören zum Fußball dazu.
Vielmehr sollten die Bayern-Bosse froh sein, dass beide Spieler so reagierten. Denn das beweist, dass ihnen das Spiel und ihr Verein wichtig sind. Ihre Aktionen nun als krasse Fehler darzustellen und gar Strafen dafür zu fordern, ist Quatsch.
Außerdem hat sich Kimmich im Anschluss an seine provokante Jubelgeste dafür entschuldigt, und Musiala hat Freiburgs Trainer Christian Streich beim zweiten Spiel umarmt und sich damit öffentlich mit ihm versöhnt. Beide Reaktionen zeigen, dass man keine Sanktionen braucht, sondern auf den gesunden Menschenverstand und den Anstand der Bayern-Profis zählen kann.
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