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WM 2014: In Spanien herrscht nach dem vorzeitigen Aus das blanke Entsetzen


Tika-Taka hat ausgedient
"Zerschmettert! Trauriger Abschied für Spanien"

Von t-online, sid
19.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Mit hängenden Köpfen verlassen die spanischen Spieler nach der Pleite gegen Chile das Feld.Vergrößern des Bildes
Mit hängenden Köpfen verlassen die spanischen Spieler nach der Pleite gegen Chile das Feld. (Quelle: reuters)

In Spanien herrscht das blanke Entsetzen: Durch das 0:2 (0:2) des amtierenden Welt- und Europameisters gegen Chile ist die Elf von Trainer Vicente del Bosque bei der WM 2014 bereits nach zwei Spielen ausgeschieden. Die Bilanz ist desaströs: Mit 1:7 Toren und null Punkten steht Spanien auf dem letzten Platz der Gruppe B, noch hinter Australien. Das abschließende letzte Gruppenspiel gegen die Socceroos ist damit bedeutungslos geworden.

"Zerschmettert! Absturz! Das Ende einer einzigartigen Mannschaft, die nach einem Generationswechsel schreit. Ein trauriger Abschied des Weltmeisters. Spanien hat gegen die aufstrebende chilenische Mannschaft ein sehr armes Bild abgegeben. Weder fußballerisch noch physisch war die Elf von del Bosque den Anforderungen gewachsen", kommentierte die spanische Sportzeitung "Marca" das vorzeitige Aus.

"Spanien verabschiedet sich durch die Hintertür"

"Historischer K.o. Spaniens", hieß die Schlagzeile bei "Sport", während "El Mundo Deportivo" kommentierte: "Spanien verabschiedet sich durch die Hintertür." Die "AS" befand: "Nun beginnt eine Debatte über das Ende eines Zyklus und die Konsequenzen daraus."

Bereits zum Auftakt hatte Spanien eine 1:5-Demütigung durch die Niederlande hinnehmen müssen - die höchste Niederlage, die ein amtierender Weltmeister je einstecken musste. Doch obwohl die "Seleccion" gegen Chile unter Zugzwang stand, war ihnen der unbedingte Wille nie anzumerken. Den zeigte indes Chile, das sich über das komplette Spiel aggressiv und bissig präsentierte und durch die Treffer Eduardo Vargas (20. Minute) und Charles Aranguiz (43.) zum völlig verdienten Sieg kam.

"Dafür gibt es keine Entschuldigung"

"Es gibt keine Entschuldigungen", sagte der konsterniert und müde wirkende Erfolgstrainer del Bosque nach der Partie. "Das hätte ich nicht erwartet. Es ist ein schwarzer Tag für all unsere Fans. Wir leiden darunter, dass wir unsere Anhänger nicht haben glücklich machen können."

Del Bosque droht das Aus

Vom Ende einer Ära, auch vom Ende seiner eigenen, wollte er aber nichts wissen: "Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um darüber zu reden." Immerhin gestand er ein, dass auch er nun auf dem Prüfstand steht: "Solche Ergebnisse haben immer Konsequenzen. Wir müssen uns Zeit nehmen und analysieren, wie es weitergeht. Das gilt auch für meine Person."

Del Bosque hatte erst im Frühjahr seinen Vertrag bis 2016 verlängert. Doch ob er noch eine Zukunft als Nationalcoach hat, scheint nun mehr als fraglich. Verbandschef Angel Maria Villar hatte ihm vor dem Chile-Spiel noch den Rücken gestärkt und betont, der 63-Jährige werde bleiben, "egal was passiert".

Tika-Taka hat ausgedient

Auch Kapitän Iker Casillas wirkte betroffen: "Es ist schwierig zu erklären, was passiert ist", sagte er, doch die Erklärung scheint einfach: Tika-Taka hat ausgedient. Casillas selbst hatte nach seiner schwachen Vorstellung gegen Holland erneut keinen guten Tag, patzte vor dem zweiten Gegentreffer mit einer Faust-Abwehr in die Mitte vor die Füße des Torschützen Aranguiz. "Wir haben versucht, es noch einmal möglich zu machen. Uns tut es jetzt am meisten weh. Wir sind sehr unglücklich", so der Keeper weiter.

Für Casillas dürfte die Karriere in der spanischen Auswahl damit beendet sein, ebenso wie für einige andere langjährige Erfolgsgaranten wie Mittelfeldregisseur Xavi, der gegen Chile 90 Minuten auf der Bank saß. Ein Umbruch scheint zwingend notwendig.

Netz spottet über Spanien

Im Internet erntete die spanische Elf indes Hohn und Spott. Vor allem Fotomontagen waren hoch im Kurs, viele nahmen Bezug auf die bevorstehende Inthronisierung von Spaniens neuem König Felipe am Donnerstag. Ein Witzbold legte Felipe auf einem Foto mit dessen Vater Juan Carlos die Worte in den Mund: "Glaubst du wirklich, Papa, dass die 'Seleccion' zu meiner Krönung kommt?"

Ein anderer zitierte eine vermeintliche Ansage von Nationaltrainer Vicente del Bosque an seine Mannschaft: "Na gut, Jungs, fahren wir halt nach Hause und schauen uns die Krönung an." Oder: "Felipe empfängt das Team mit den Worten: 'Danke, Jungs, dass ihr noch rechtzeitig gekommen seid.'"

Vor allem Torhüter Casillas musste einiges über sich ergehen lassen. Eine Karikatur zeigte ihn als kurzsichtige, alte Frau, die auf Knien nach ihrer Brille sucht. Auf Fotomontagen und in Filmchen wurde Brasiliens Star Neymar knutschend mit Casillas' Lebensgefährtin Sara Carbonero gezeigt, die der Spanier nach großen Siegen zu küssen pflegte. Ein Fan bot sein spanisches Trikot bei einer Spaßauktion für 4,99 Euro mit den Worten an: "Nur zweimal getragen!" Ein anderer stellte einen ganz in Schwarz gekleideten Fernsehansager ins Netz, der mit Leichenbittermiene verkündete: "Die Rote ist tot." Und, und, und.

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