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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach dem WM-Aus Die Zukunft dieser drei DFB-Stammspieler ist ungewiss
Für die deutsche Nationalelf ist die WM vorbei. Das zweite Mal in Folge nach der Vorrunde. Wie geht es für einige Spieler weiter?
Hansi Flick konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als t-online die Frage nach seiner Zukunft stellte. Ob er denn zu 100 Prozent bestätigen könne, dass die Partie gegen Costa Rica nicht seine letzte als Bundestrainer sei, wollte der Reporter wissen.
Flick ließ sich nicht aus der Ruhe bringen – und gab eine klare Antwort. "Ja, ich kann das von meiner Seite aus bestätigen. Ich weiß nie, was noch kommt. Aber ich habe einen Vertrag bis 2024 und ich freue mich auf die Heim-EM. Aber das ist noch lange hin."
Einen Rücktritt schloss Flick schon vor der Partie gegen Costa Rica aus. Auch nach dem Debakel bestätigte er dies.
Hansi Flick hat also klargemacht, dass er seine Mission auch nun nach dem Scheitern fortsetzt. Doch im DFB-Team gibt es den einen oder anderen Spieler, der sich nach dem WM-Aus Gedanken über seine Zukunft im Nationaldress macht.
Manuel Neuer
Der Kapitän ist mit 36 Jahren der älteste Spieler der deutschen Mannschaft. 117 Länderspiele hat er auf dem Buckel. Bei Neuer drängt sich die Frage nach einem Rücktritt daher am meisten auf. Dabei spielt jedoch auch eine Rolle, dass im Sommer 2024 die Heim-EM stattfindet. Im März dieses Jahres sagte er auf einer Pressekonferenz dazu: "Ich habe nicht das Ziel, 2024 und darüber hinaus im Tor der deutschen Nationalmannschaft zu spielen. Ich habe immer gesagt, dass ich so lange, wie ich helfen kann, wie ich mich gut fühle, gebraucht werde und Spaß habe, dabei sein möchte."
Dabei darf die Formulierung "Ich habe nicht das Ziel" nicht missverstanden werden. Neuer konnte sich zu dem Zeitpunkt definitiv vorstellen, die EM zu spielen. Er hatte nur kein konkretes Ziel fest im Blick. Ein weiterer Faktor neben dem Vorteil Heimturnier ist auch, dass Neuer noch nie Europameister war. Schon bei der damaligen Pressekonferenz sagte er mit einem Grinsen: "Der EM-Titel fehlt – uns allen."
Da er im Mai seinen Vertrag beim FC Bayern bis Sommer 2024 verlängerte, wird er sicher noch aktiver Fußballprofi sein. Und mit einer Heim-EM abzutreten, könnte auch dem dann 38 Jahre alten Neuer gefallen.
Nach dem Spiel gegen Costa Rica äußerte sich der Weltmeister zu einem Rücktritt wie folgt: "Soweit ich eingeladen werde und meine Leistung zeige, kann ich das ausschließen. Ich gehe davon aus, dass ich weitermache. Es spricht nichts dagegen." Klingt also alles so, als würde Neuer auch bei der Heim-EM 2024 das deutsche Tor hüten wollen. Die Frage ist nur, ob er die angesprochene Leistung in den eineinhalb Jahren bis dahin bringt. Klar ist: In Katar spielte er ein durchwachsenes Turnier, im Costa-Rica-Spiel war Neuer an beiden Toren mitbeteiligt.
Ilkay Gündogan
Der Mittelfeldakteur von Manchester City spielte bereits nach der EM im vergangenen Jahr mit dem Gedanken, seine DFB-Karriere zu beenden. Doch Hansi Flick überredete den inzwischen 32-Jährigen nach seiner Anstellung als Bundestrainer zum Verbleib.
Dem "Kicker" sagte er im Herbst vergangenen Jahres: "Bisher bin ich ziemlich glücklich mit der Entscheidung, weitergemacht zu haben. Hansi hatte daran einen großen Anteil mit der Art und Weise, wie er mir gegenüber seine Wertschätzung mitteilte und die Gespräche suchte."
Gündogan spielte auch bei dieser WM eine zentrale Rolle unter Flick. Für ihn setzte der Bundestrainer sogar Leon Goretzka auf die Bank, der bereits beim FC Bayern unter Flick neben Joshua Kimmich spielte. Gegen Spanien musste dann Kai Havertz für Gündogan weichen. Auch gegen Costa Rica stand er in der Startelf. Flick wird weiter auf den Ex-Dortmunder setzen wollen. Doch ob sich Gündogan noch einmal gegen einen Rücktritt entscheidet? Das bleibt offen. Gerade auch, weil er bald Vater wird. Die Länderspielpausen könnte er in Zukunft mit der Familie und nicht mit der Nationalmannschaft verbringen. Auch das wird in seinen Gedanken eine zentrale Rolle spielen. Hansi Flick hingegen wird hoffen, dass Gündogan ihm noch für ein letztes Turnier zur Verfügung steht.
Nach dem Vorrundenaus äußerte sich der Spieler von Manchester City über einen möglichen Rücktritt unklar: "Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, ich wollte mich nur auf das Turnier konzentrieren. Ich weiß es nicht, der Frust überwiegt."
Thomas Müller
"Es war ein enormer Genuss. Liebe Leute, vielen Dank. Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt. Ich habe in jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen. Allen Einsatz geliefert. Manchmal gab es einen neuen Trend durch meine Aktionen, manchmal hatten auch die Zuschauer Schmerzen im Gesicht, weil Aktionen nicht gelungen sind. Ich habe es mit Liebe getan. Da könnt ihr euch sicher sein. Und alles weitere muss ich erst mal sehen."
Das sagte der Ur-Bayer nach dem enttäuschenden Vorrundenaus bei der WM 2022. Bei Thomas Müller ist die Lage am eindeutigsten, er wird wohl zurücktreten.
Der Bayern-Stürmer ist der erfahrenste Spieler im DFB-Team. 121 Länderspiele hat er bislang absolviert und wer weiß, wie viele mehr es gewesen wären, hätte Ex-Bundestrainer Joachim Löw ihn im März 2019 nicht aus der Nationalmannschaft verbannt. Zweieinhalb Jahre und 21 Länderspiele später holte Löw ihn zurück – und berief ihn für die EM 2021.
Und auch Löws Nachfolger Hansi Flick wollte auf die Dienste Müllers nicht verzichten, für den die WM in Katar seine letzte sein könnte. "Der Gedanke kam natürlich nach dem Japan-Spiel mal kurz auf", gestand der 33-Jährige auf einer Pressekonferenz schon vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Spanien.
- Eigene Recherche
- sport1.de: Rücktritt? Neuer wird deutlich
- t-online.de: Müller deutet Rücktritt aus der Nationalelf an
- Pressekonferenz vom 30. November 2022
- Spielerprofile auf transfermarkt.de
- facebook.com: Video von @DFB-Team