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Deutschland gegen Bosnien-Herzegowina: Nagelsmann bleibt nichts anderes übrig


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Die Realität der Nationalelf
Es bleibt nichts anderes übrig


16.11.2024Lesedauer: 4 Min.
Julian Nagelsmann: Der Bundestrainer muss auch in dieser Länderspielphase wieder auf einige Spieler verzichten.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann: Der Bundestrainer muss auch in dieser Länderspielphase wieder auf einige Spieler verzichten. (Quelle: IMAGO/Herbertz / Nico Herbertz)
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Für Deutschland steht am Samstag das vorletzte Spiel des Jahres an. Dabei muss Julian Nagelsmann auf einige Spieler verzichten. Beschweren will er sich aber nicht. Aus gutem Grund.

Aus Freiburg berichtet Benjamin Zurmühl

Eine Entscheidung hat Julian Nagelsmann für das DFB-Länderspiel gegen Bosnien-Herzegowina (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei t-online) in der Nations League schon getroffen. Der Bundestrainer weiß, welche Socken er am Samstagabend an der Seitenlinie tragen wird. Sie sind ein Geschenk, das fünf Jahre unausgepackt in seinem Kleiderschrank lag.

Zum Abschied in Hoffenheim im Sommer 2019 habe er von Torwart Oliver Baumann einen Achterpack Socken erhalten, erzählte Nagelsmann am Freitag auf der Pressekonferenz. "Jetzt habe ich sie zufälligerweise mitgenommen, da war sogar noch der Zettel dran", so der Bundestrainer.

Der Schenker, Oliver Baumann, nahm am Freitag neben Nagelsmann Platz. Dass sein Präsent lange unangetastet blieb, konnte der Torhüter dem Bundestrainer verzeihen. Denn Baumann darf am Samstag in Freiburg gegen Bosnien von Beginn an ran.

Mehr Wechsel als erhofft

Zum wahrscheinlich letzten Mal wird Nagelsmann im DFB-Tor rotieren. Nach der Verletzung von Stammtorwart Marc-André ter Stegen gab der Bundestrainer den beiden Ersatzkeepern Oliver Baumann und Alexander Nübel schon im Oktober jeweils ein Länderspiel. Nun bekommt Baumann am Samstag das Bosnien-Spiel, Nübel darf dafür am Dienstag in Ungarn ran.

Die Torhüterposition ist nicht die einzige, auf der Nagelsmann rotieren muss. Eigentlich wollte er nach der EM nur kleine Veränderungen vornehmen, da er mit dem Kader sehr zufrieden gewesen war. Doch die Realität sah schlussendlich anders aus. Verletzungen und Belastungssteuerung zwangen ihn zu vielen Veränderungen.

Der Oktober-Kader bot gleich zehn Veränderungen im Vergleich zum September-Kader. Zwischen Oktober und November liegen acht Wechsel. Kurz- und langfristige Ausfälle machen es Nagelsmann schwer, der Nationalelf ein konstanteres Gesicht zu geben. Ihm bleibt nichts anderes übrig als durchzutauschen.

Spieler wie Angelo Stiller oder Aleksandar Pavlović, die prägende Figuren der DFB-Zukunft werden sollen, fehlen gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn. Im Sturm muss Bundestrainer Julian Nagelsmann zudem beispielsweise auf Niclas Füllkrug und Deniz Undav verzichten.

Selbstreflexion beim Thema Geld

Die vielen Ausfälle sind auch ein Ergebnis der zunehmenden Belastung für Spitzenfußballer, die auch andere Nationen betreffen. So musste Englands Interimstrainer Lee Carsley gleich acht Absagen hinnehmen und Frankreichs Fans bekommen zum zweiten Mal in Serie Kapitän Kylian Mbappé nicht zu sehen.

Julian Nagelsmann will sich aber nicht beschweren. "Wenn man sich immer darüber Gedanken macht, wie anstrengend alles ist, wird es nicht besser", erklärte er auf der Pressekonferenz am Freitag. Die Menge an Spielen steigt an, Spieler wie "Ballon d'Or"-Gewinner Rodri dachten daher bereits öffentlich über einen Streik nach. Julian Nagelsmann findet die Menge an Spielen "nicht dramatisch, wenn die Pausengestaltung richtig ist". Doch die sei aufgrund der neuen Klub-WM im kommenden Sommer "nicht optimal".

"Da wird der ein oder andere Spieler verletzt sein. Das wird sicherlich bei der WM 2026, wenn wir uns qualifizieren, auch der Fall sein", sagte Nagelsmann. Warum er sich dennoch nicht beschweren will, erklärte der 37-Jährige selbstreflektiert mit einem Blick auf den finanziellen Aspekt: "Die Branche lebt von einem monetären Background, das ist Fakt, auch bei mir. Wenn viel vermarktet wird, haben wir das Gehalt, das wir haben. Deshalb will ich mich da nicht beschweren, da fühle ich mich nicht so wohl, ehrlich gesagt."

Worte, die an die Kritik von Karl-Heinz Rummenigge erinnern. Der ehemalige Vorstandschef des FC Bayern hatte im Oktober den klagenden Spielern eine Teilschuld an der hohen Belastung gegeben. "In diese Falle haben sich die Spieler und ihre Berater selbst ein Stück hineinmanövriert. Indem sie immer mehr und immer höhere Gehälter fordern, zwingen sie die Klubs, immer höhere Einnahmen zu generieren. Und wodurch entstehen diese Einnahmen? Durch mehr Spiele", so der 69-Jährige im "Kicker".

Wirtz kann spielen, aber wie lange?

Auch das Konto von Florian Wirtz profitiert von den vielen Einsätzen für Bayer Leverkusen und die Nationalelf. 21 Pflichtspiele hat er seit Mitte August bestritten, der Offensivspieler steht im Schnitt alle viereinhalb Tage auf dem Platz. Nach einem Infekt stand sein Einsatz Nummer 22 zunächst auf der Kippe. Doch am Freitag stellte Julian Nagelsmann klar, dass Wirtz gegen Bosnien-Herzegowina dabei sein werde.

"Ob es bei ihm für 90 Minuten reicht, wissen wir noch nicht", fügte er aber noch hinzu. "Ich muss ein bisschen Rücksicht nehmen. Es ist eine kleine Gratwanderung", sagte der Bundestrainer angesichts der Belastungen für seine Spieler. Man werde aber "in beiden Spielen eine Mannschaft auf dem Platz haben, die mehr als nur in der Lage ist, das Spiel zu gewinnen".

 
 
 
 
 
 
 

Das Ziel ist klar: "Wir wollen nach dem vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale den Gruppensieg perfekt machen. Möglichst schon in Freiburg." Mit einem Sieg am Samstag wäre dem deutschen Team der erste Platz in der Nations-League-Gruppe nicht mehr zu nehmen.

Und auch wenn der Kader der Viertelfinalspiele im März wieder ein ganz anderes Gesicht haben könnte, zumindest bei der Sockenwahl hat Nagelsmann die Chance auf Konstanz. Schließlich hat er von Baumann gleich acht Paar geschenkt bekommen.

Verwendete Quellen
  • Teilnahme an der Pressekonferenz am 15.11.2024 in Freiburg
  • Eigene Beobachtungen
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