Schwabenpower in der Nationalmannschaft Der Vater der Stuttgarter DFB-Invasion
VfB Deutschland? In einer bemerkenswerten Länderspielwoche glänzten insbesondere die Profis aus Stuttgart. Einer feiert beim Sieg gegen die Niederlande ausgelassen ein Traumdebüt.
Jamie Leweling musste sich anstellen. Mit seinem Rollkoffer stand der Superdebütant der Nationalmannschaft spät nach dem von ihm erzwungenen 1:0 gegen die Niederlande im Gang der Münchner Arena und wartete, bis sein Stuttgarter Teamkollege Angelo Stiller mit dem Interview vor den TV-Kameras fertig war. Als Leweling dann an der Reihe war, strahlte er. "Ich war einfach glücklich, spielen zu können", sagte der Matchwinner. Denn dazu wäre es fast nicht gekommen.
"Wenn alle gesund gewesen wären, wäre er nicht dabei gewesen", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann über den Siegtorschützen. Leweling hatte sozusagen gleich doppeltes Glück: Nachnominiert wurde der 23-Jährige, weil Jamal Musiala verletzt ausfiel. Und in der Startelf lief Leweling nur auf, weil VfB-Kumpel Deniz Undav kurzfristig wegen muskulärer Probleme nicht spielen konnte.
Erst während der Teambesprechung vor dem Spiel habe er Bescheid gewusst, weil er seinen Namen auf der Taktiktafel gesehen habe, berichtete der Stuttgarter lächelnd: "Das hat mir gereicht." Es folgte ein "außergewöhnlich gutes Debüt" (Nagelsmann) mit zwei Treffern. Den ersten in der zweiten Minute kassierte Schiedsrichter Slavko Vincic wegen einer mehr als strittigen Abseitsentscheidung ein. Jubeln konnte Leweling nach seinem starken Schuss zum Sieg trotzdem.
Stuttgarter mit Selbstvertrauen zum FC Bayern
"Ich will ihn nicht zu hoch loben, zu viel loben, sonst hebt er ab", sagte Stiller mit einem breiten Grinsen und schaute schon auf das kommende Wochenende voraus. Denn die große Stuttgarter Reisegruppe im DFB-Team mit Leweling, Stiller, Undav, Torwart Alexander Nübel und Maximilian Mittelstädt hätte nach ihrer starken DFB-Woche eigentlich gleich in München bleiben können. Am Samstag (18.30 Uhr, im Liveticker bei t-online) steigt das Bundesliga-Topspiel beim FC Bayern.
"Er soll so weitermachen, hoffentlich am Wochenende hier noch mal treffen, und dann sind wir alle glücklich", sagte Stiller. Dass plötzlich die Gastmannschaft in der Münchner Arena den größeren Block an deutschen Nationalspielern stellt, ist sehr ungewöhnlich. Zumal auch noch einer fehlte, da der Stuttgarter Chris Führich verletzt von der DFB-Auswahl hatte abreisen müssen und im Topspiel fehlen wird.
Der "Bessermacher" aus Stuttgart
"Sie bringen schon viel Vertrauen mit", sagte Nagelsmann über seine VfB-Profis. Im ersten Nations-League-Spiel am vergangenen Freitag in Bosnien-Herzegowina war Undav beim 2:1 mit zwei Toren der umjubelte Matchwinner gewesen. Jetzt feierte Leweling. "Wir sind ein ordentlicher Block", sagte Stiller. Das mache es einfach.
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß, der nicht nur wegen der familiären Nähe zu Onkel Uli, sondern wegen seiner Erfolge immer mal wieder in die Nähe des FC Bayern gerückt wird, mache "sehr viel richtig in Stuttgart", bemerkte Nagelsmann. "Weil die Spieler gut ausgebildet herkommen."
Gewissermaßen ist der Stuttgarter Coach der Vater des Erfolgs – und entsprechend ein Mitgrund für die "DFB-Invasion" durch die Schwaben. Hoeneß, da ist man sich beim VfB uneingeschränkt einig, ist ein talentierter Bessermacher. Und mit Josha Vagnoman, der im März 2023 noch unter Hansi Flick sein DFB-Debüt feiern durfte, befindet sich ein weiterer Spieler des Vizemeisters in Lauerstellung. Der VfB, so scheint es, hat noch lange nicht fertig.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche