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DFB: Sepp Maier äußert sich zu möglichem Neuer-Comeback


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Sepp Maier über ter Stegens Ersatz
"Das wäre jetzt die beste Lösung"

InterviewVon Julian Buhl

23.09.2024Lesedauer: 6 Min.
imago images 1050754090Vergrößern des Bildes
Marc-André ter Stegen: Der Torwart des FC Barcelona verletzte sich im Spiel gegen Villarreal schwer am Knie. (Quelle: IMAGO/Revierfoto/imago)

Muss Manuel Neuer nach der Verletzung von Marc-André ter Stegen jetzt in die Nationalelf zurückkehren? Bayerns Torwartlegende Sepp Maier hat dazu eine klare Meinung.

Nach der schweren Verletzung von Marc-André ter Stegen hat sich die Situation im Tor der deutschen Nationalmannschaft dramatisch verändert. Die zentrale Frage dabei lautet nun: Wer soll den schwer am Knie verletzten Torhüter in den kommenden Monaten im DFB-Team ersetzen?

Die naheliegendste Option, die den meisten dabei sofort unweigerlich in den Kopf schoss: Manuel Neuer. Bahnt sich – nur knapp ein Monat nach Neuers Rücktritt – jetzt also tatsächlich ein spektakuläres Comeback von ihm in der deutschen Nationalmannschaft an?

t-online hat mit Sepp Maier darüber gesprochen. Der mittlerweile 80 Jahre alte Weltmeister von 1974 stand einst selbst jahrelang im Tor des FC Bayern und der Nationalmannschaft. Auch Neuer kennt er gut und hat eine klare Meinung zu dessen möglichem Comeback.

t-online: Herr Maier, wie sehr leiden Sie als ehemaliger Nationaltorhüter mit Marc-André ter Stegen mit, der sich schwer am Knie verletzt hat?

Wie ist jetzt die genaue Diagnose?

Er hat sich die Patellasehne gerissen, muss operiert werden und wohl mindestens acht Monate pausieren.

Ach, du lieber Gott. Das ist natürlich sehr schade für den ter Stegen. Jetzt ist er endlich die Nummer eins in der Nationalmannschaft, worauf er so lange gewartet hat, und ausgerechnet dann passiert ihm so eine schwere Verletzung. Das ist schon großes Pech.

Muss Manuel Neuer seinen Rücktritt aus der Nationalelf nun noch einmal überdenken?

Vielleicht sagt er nach der Verletzung von ter Stegen, dass er doch noch weitermacht. Es ist jetzt eine andere Lage. Ich kann mir gut vorstellen, dass Manuel und der Bundestrainer sich da jetzt noch einmal zusammensetzen – und dabei wieder zusammenkommen. Das hat es ja auch schon öfter gegeben, dass einige bei der Nationalmannschaft aufgehört haben und dann sind sie doch wieder zurückgekommen. Bei Toni Kroos war es bei der EM ja jetzt genauso.

Sie würden Bundestrainer Julian Nagelsmann also dazu raten, zu versuchen, auch Neuer von einem Comeback zu überzeugen?

Ich würde ihm schon empfehlen, dass man jetzt aufeinander zugeht und das bespricht. Mit ter Stegens Verletzung haben sich die Voraussetzungen verändert. Und der ist auch schon 32 Jahre alt. Wenn er jetzt acht Monate pausieren muss, weiß ich nicht, wie er dann wieder zurückkommt. Der Bundestrainer könnte auch auf einen jungen, neuen Torhüter setzen. Ich könnte da im Moment aber gar keinen so richtig vorschlagen.

Oliver Baumann (34), Kevin Trapp (34) und Alexander Nübel (27) gehören zumindest ebenfalls zum Kreis der Nationalelf.

Die würden da grundsätzlich schon infrage kommen. Die müssten an die Aufgabe aber noch herangeführt werden. Der Manuel wird aber sowieso nicht zu ersetzen sein. Er hat einfach so ein großes Loch hinterlassen. Mit ter Stegen ist das Loch zwischenzeitlich wieder etwas kleiner geworden. Neuer zurückzuholen, wäre jetzt die beste Lösung. Wenn er die volle Unterstützung bekommt, dann macht er das ganz bestimmt noch mal. Der ist ja noch topfit und noch kein alter Mann.

 
 
 
 
 
 
 

Im März wird Neuer 39 Jahre alt …

Ja und? Schauen Sie sich doch mal Gianluigi Buffon, damals Lev Yashin oder wie sie alle heißen, an. Die haben alle mit über 40 noch gespielt. Oliver Kahn hat mit 39 aufgehört, hätte aber auch noch locker zwei, drei Jahre spielen können. Das Alter ist keine Frage. Neuer könnte auch die nächste WM mit 40 noch locker spielen.

Ist er nach wie vor der weltbeste Torhüter?

Für mich ist er das schon immer und auch immer noch.

Ewig wird er trotzdem nicht mehr spielen können. Trauen Sie es Nübel zu, irgendwann sein Nachfolger beim FC Bayern zu werden?

Bayern denkt schon daran, Nübel zurückzuholen, wenn der Manuel Neuer irgendwann aufhört. Sie hätten ihn ja auch an Stuttgart verkaufen können. Sie haben seinen Vertrag aber verlängert und ihn nur ausgeliehen. Der FC Bayern hat bei Nübel schon weiter die Hand drauf.

Könnte der Plan also aufgehen?

Nübel kann das schon schaffen. Die Konstellation mit Manuel Neuer in München war und ist nicht einfach für ihn. Aber deshalb macht Bayern das auch genau richtig, dass sie ihn nach Stuttgart ausleihen, damit er sich dort weiterentwickeln kann. Das war doch mit dem Philipp Lahm genau das Gleiche. Er wurde damals auch an Stuttgart ausgeliehen, ist dann zum FC Bayern zurückgekommen und ein Weltklasse-Spieler geworden.

Was sagen Sie zum Saisonstart des FC Bayern, dem sechs Siege und zuletzt 20 Tore in einer Woche gelangen?

Der Vincent (Kompany, Anm. d. Red.) macht das super. Ich finde ihn sehr sympathisch. Er macht das toll mit der Mannschaft, auch wie er mit den jungen Spielern umgeht. Er gibt sich richtig offen und ich glaube, dass die Spieler ihn gern mögen. Er ist erst 38 Jahre und war selbst ein sehr guter Fußballer. Deshalb kennt und versteht er die Spieler. Mit seiner ganzen Art kommt er bislang gut an. Momentan ist alles super. Aber man muss jetzt mal sehen, wie es weitergeht.

Am Samstag kommt Meister Bayer Leverkusen nach München. Was erwarten Sie von diesem Topspiel?

Das wird sehr gefährlich für Bayern.

Warum?

Sie müssen eigentlich gleich in der normalen Spielzeit ein paar Tore vorlegen. Weil, wenn es nach 90 Minuten unentschieden steht und es in die Nachspielzeit geht, gewinnt am Ende dann immer Leverkusen. (lacht)

Nach einer titellosen Saison dürften die Bayern darauf brennen, sich bei Leverkusen zu revanchieren, oder?

Die Bayern sind natürlich heiß auf das Duell. Ich sage immer: "Ein Jahr kann man schon mal aussetzen mit dem Meistertitel. Aber danach geht's halt wieder zehn Jahre am Stück weiter."

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Thomas Müller hat Ihnen (709 Spiele für Bayern) kürzlich einen Rekord abgenommen und mit 713 Pflichtspielen jetzt die meisten für den FC Bayern absolviert. Ist Müller ein würdiger Nachfolger?

Ich will die Leistung von Thomas Müller nicht schmälern. Aber wenn ich von den 713 Spielen nur die Hälfte durchgespielt habe, ist das für mich kein richtiger Rekord. Wenn man die Minuten zusammenzählt, müsste der Müller noch zehn Jahre spielen, um meinen Minuten-Rekord einzuholen. Ich habe damals ja alle Spiele durchgespielt, bin nie ein- oder ausgewechselt worden. Das war schon etwas anderes. Wenn jemand nur die letzte Viertelstunde oder die letzten fünf Minuten spielt, ist das für mich kein ganzes Spiel. Aber er hat den Rekord jetzt und er soll ihn auch behalten. Wir haben darüber auch gesprochen.

Bei der Ehrung von Müller durch den FC Bayern?

Ja. Zu diesem Anlass war ich beim FC Bayern eingeladen und habe Müller gratuliert. Das war schon eine spaßige Runde. So wie man ihn kennt und wie man mich kennt. Da kann man schon sagen, dass er ein würdiger Nachfolger von mir ist. Er macht das gut, hält die Stimmung in der Mannschaft hoch.

Die Verträge von Müller und Neuer laufen am Saisonende aus. Glauben Sie, dass die beiden noch mal ein Jahr dranhängen werden?

So große Spieler wie Manuel Neuer oder Thomas Müller wird der FC Bayern nie hängen lassen. Die werden dann schon wieder zu einer Einigung kommen, mit der beide Seiten zufrieden sind.

Beide haben mit dem FC Bayern und dem Finale dahoam, also dem Endspiel der Champions League in der Allianz Arena, jetzt noch ein großes Ziel vor sich.

Jetzt müssen sie erst mal so weit kommen. Die Voraussetzungen sind da. Aber der Weg ist noch weit – vor allem mit dem neuen Modus. Da hat die Uefa auch wieder was eingeführt mit diesem Marathon-Modus. Es werden immer mehr Spiele, die Spieler immer mehr gestresst. Hauptsache, der Rubel rollt. Das ist nicht mehr mein Fußball. Man denkt gar nicht mehr an die Spieler. Jetzt spielen sie die Champions League schon mit 36 Mannschaften, nach der Saison gibt es dann noch eine Klub-WM mit 32 Teams.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Sepp Maier
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