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Nationalmannschaft: Diskussionen um Neuer und ter Stegen – wer soll ins Tor?


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

DFB-Torhüterfrage nach Neuers Verletzung
Das muss Folgen haben


Aktualisiert am 21.03.2024Lesedauer: 1 Min.
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DFB-Elf: Der Zweikampf Marc-André ter Stegen (r.) gegen Manuel Neuer zieht sich seit Jahren durch die Historie der Nationalmannschaft.
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Manuel Neuers neuerliche Verletzung löst kurz vor der Heim-EM Diskussionen aus. Sollte Nagelsmann trotz seines erneuten Ausfalls auf ihn setzen?

Es scheint wie verhext. Wie schon vor der WM 2022 hat sich Manuel Neuer auch vor der Heim-EM im Juni verletzt. Allerdings hat sich der Kapitän des FC Bayern dieses Mal nur einen Muskelfaserriss zugezogen. Ausfallzeit: zwei bis drei Wochen. Und dennoch erregt die Nachricht so kurz vor einem Turnier Aufsehen.

Gerade erst hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann Manuel Neuer zur Nummer eins gemacht – nach seiner Rückkehr nach 15 Monaten DFB-Pause. Das Nachsehen hatte dabei einmal mehr Marc-André ter Stegen, der eigentlich den erneuten Bankplatz zugesprochen bekam, nun aber wieder in die Bresche springen muss.

Nagelsmann bedauerte Neuers Ausfall am Mittwoch, sagte dann aber auch: "Gott sei Dank haben wir noch einen Weltklasse-Keeper." Und meinte damit ter Stegen, der seit Jahren Stammkraft beim FC Barcelona ist und bereits in Neuers Abwesenheit nach dessen Beinbruch acht der elf Länderspiele seit dem Vorrunden-Desaster bei der WM in Katar bestritt.

Das führt zu der Frage: Sollte Nagelsmann weiterhin auf Manuel Neuer als Nummer eins bei der EM setzen?

Pro
Andreas BeckerRessortleiter Sport

Julian Nagelsmann wird nicht zurückrudern

Manuel Neuer hat sich wieder verletzt. Die erste Reaktion: Aufregung. So kurz vor der Heim-EM eine Katastrophe. Durchatmen. Die Antwort ist nämlich klar: Neuer wird die EM spielen. Als Nummer eins. Seine Verletzung jetzt? Ein Muskelfaserriss. In der Welt eines Fußballprofis ist das in der Regel eine Lappalie. Auch für den inzwischen 37-jährigen Neuer, der in seiner Karriere schon deutlich schlimmere Verletzungen wegstecken musste.

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich Anfang der Woche festgelegt und Neuer nach 15-monatiger Abstinenz bei seiner Rückkehr zur Nummer eins gemacht. Daran wird auch die aktuelle Verletzung nichts ändern. Nagelsmann wird nicht zurückrudern.

Und das hat einfache Gründe: Neuers Erfahrung ist Gold wert, gerade im Verlaufe eines solchen Turniers. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hat die Sturmweltelite der anderen Teams den größten Respekt vor dem mehrmaligen Welttorhüter. Da zuckt man auch als Kylian Mbappé zusammen, wenn er vor ihm steht. Neuer fiel nach seinem Beinbruch lange aus, wer allerdings gedacht hatte, dass er länger für die Rückkehr bräuchte: Fehlanzeige. Vom ersten Spiel seit seiner Verletzung an war er voll fokussiert, zeigte Paraden wie zu seinen besten Zeiten. Und zu guter Letzt: Es wird wohl Manuel Neuers letztes Turnier im DFB-Trikot sein, dazu noch im eigenen Land – er wird bis in die Haarspitzen motiviert sein und ein letztes Mal alles geben wollen. Das alles weiß auch Nagelsmann.

Die Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande sind die letzten Härtetests vor der EM und der Kadernominierung – stimmt. Aber die braucht Neuer mit seiner Klasse und Erfahrung auch nicht spielen. Zumal es mit Marc-André ter Stegen einen guten Ersatz gibt.

Bleibt Neuer verletzungsfrei, wird er die letzten Testspiele gegen Griechenland und die Ukraine dann mitmachen. Das reicht. Vor der WM 2022 in Katar war der Bayern-Kapitän auch schwer verletzt. Langes Bangen. Den letzten Test gegen Oman spielte er aber. Im ersten WM-Spiel stand er im Tor. So wird es auch im Sommer im ersten EM-Spiel gegen Schottland sein.

Kontra
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Es muss endlich Schluss mit dem Zickzack-Kurs sein

Es sollte das große Comeback in der Nationalelf werden. Die Legitimation für die Rückkehr ins Tor bei der Heim-EM. Der Startschuss für das Zusammenspiel der neu formierten EM-Abwehr. Die Basis für ein erfolgreiches Turnier und Hoffnung im ganzen Land.

Alles geplatzt. Neuer verpasst die EM-Generalprobe. Das offenbart nicht nur einen großen Fehler. Das muss auch Folgen haben. Was, wenn Neuer kurz vor dem Eröffnungsspiel der EM wieder ausfällt? So geht es nicht weiter.

Der Fehler? Nagelsmann hat Neuer vollkommen ohne Not zur Nummer eins für das Turnier gemacht – obwohl dieser eines der Gesichter der vergeigten Turniere in den vergangenen Jahren war, seit 15 Monaten kein einziges Länderspiel bestritten hat, mittlerweile 37 Jahre alt und verletzungsanfällig ist.

Die Folgen? Der Bundestrainer muss seine Entscheidung revidieren und ter Stegen auch beim Turnier aufstellen. Der ist erst 31 Jahre alt, hat Weltklasseformat und ist ohnehin der Torwart der nächsten Jahre beim DFB. Er hat es verdient, endlich das ungetrübte Vertrauen des Nationaltrainers zu bekommen – und nicht mehr Lückenbüßer zu sein.

Nach Neuers schwerwiegender Ski-Verletzung ernannte Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick ihn zur Nummer eins, Julian Nagelsmann degradierte ihn wieder. Jetzt braucht er ihn in den so wichtigen Tests gegen Frankreich und die Niederlande doch. Es muss endlich Schluss mit dem Zickzack-Kurs sein.

 
 
 
 
 
 
 

Der 37-jährige Neuer hat seit seinem DFB-Debüt 2009 insgesamt 117 Länderspiele bestritten und ist damit der Torwart mit den meisten Einsätzen für Deutschland. Der sechs Jahre jüngere Ter Stegen stand 2012 zum ersten Mal zwischen den Pfosten, absolvierte seitdem 38 Länderspiele.

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