Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Durchwachsene Bilanz von Flick Ein gewaltiger Absturz
Er begann stark und ließ ebenso stark nach. Unter Hansi Flick hat die DFB-Elf bereits ein wichtiges Turnier vermasselt, ein zweites darf er sich nicht erlauben.
Wenn die deutsche Nationalmannschaft im Juni das nächste Mal zusammenkommt, ist der Countdown eingeläutet. Dann ist es nur noch ein Jahr bis zu dem Ereignis, auf das sämtliche Planungen beim DFB ausgerichtet sind: die Europameisterschaft im eigenen Land.
Dass das Turnier aus organisatorischer Sicht reibungslos vonstattengeht – daran hat kaum jemand Zweifel. Daran, dass der Organisations-Weltmeister aber auch Fußball-Europameister werden kann, jedoch schon.
Anlass zur Sorge geben den Fans das miserable Abschneiden bei den jüngsten drei Großturnieren (zweimal WM-Vorrundenaus, einmal EM-Achtelfinale) sowie die Leistungen der Nationalelf in den Spielen dazwischen. Gerade gesehen in den katastrophalen 35 Anfangsminuten beim 2:3 gegen Belgien, die Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus als "das Schlechteste, was ich eigentlich in meiner langen, langen Laufbahn fast schon gesehen habe", bezeichnete.
DFB-Elf unter Flick: Absturz nach acht Siegen
Was ebenfalls bedenklich stimmt, ist die Entwicklung unter Flick, dessen Bundestrainer-Ära im August 2021 so verheißungsvoll begonnen hatte. Acht Siege in den ersten acht Spielen hatte noch kein DFB-Trainer vor ihm geschafft. Flick, logisch, war zu diesem Zeitpunkt der punktemäßig beste Bundestrainer der DFB-Geschichte. Und die Hoffnung war groß, dass die DFB-Elf nach den zähen letzten Jahren unter Jogi Löw endlich wieder mit erfolgreichem Fußball begeistern kann. Doch sie währte nur kurz. Jetzt, nach 21 Partien und einer verpatzten WM, ist er nur noch der sechstbeste Bundestrainer. Ein gewaltiger Absturz in alarmierend kurzer Zeit.
Und so liest sich Flicks Bilanz inzwischen nur noch durchwachsen. Zwölf Spiele gewann er, drei gingen verloren, dazu sechs Unentschieden. Genau zwei Punkte holte er im Schnitt. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Joachim Löw kommt bei weitaus mehr Spielen auf 2,09.
Ein Problem, das Flick nicht in den Griff bekommt, ist die instabile Defensive. Seit der Acht-Siege-Serie spielte Deutschland in 13 Partien nur noch zweimal zu null. Gegen den Oman und Peru. Vor allem gegen große Gegner – siehe nun auch Belgien – offenbarte das deutsche Team große Probleme.
So kommt keine EM-Euphorie auf
Das hat auch damit zu tun, dass er vor allem in den Testspielen viele personelle Experimente wagte. Und zuletzt auch taktische. Klar, wenn nicht jetzt, zum Neuanfang nach der verkorksten Katar-WM, wann dann? Wegen diverser Verletzungen war er teilweise auch dazu gezwungen. Doch die Unzulänglichkeiten zeigten sich wieder und wieder – egal in welcher Besetzung und Formation.
Euphorie lässt sich mit solch schwankenden Leistungen nicht erzeugen. Auch wenn die Fans am Dienstag in Köln das Aufbäumen des Teams mit lautstarker Unterstützung goutierten, wofür Flick den Anhängern explizit dankte. Doch Hoffnung auf eine erfolgreiche EM kam wohl bei den wenigsten auf.
Nächster Gegner im Juni – im 1000. Länderspiel der DFB-Geschichte – ist sehr wahrscheinlich die Ukraine. Wofür Flick jetzt sorgen muss, ist Konstanz und das Bilden einer Mannschaft um eine feste Achse, die sich einspielen kann. Denn spätestens dann ist die Zeit für Experimente vorbei.
- Eigene Recherche