Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Erste Tage in Katar Daran wird sich der DFB messen lassen müssen
Die 22. Weltmeisterschaft der Geschichte hat begonnen. Bis das DFB-Team eingreift, dauert es noch ein paar Tage. Das Telegramm aus Doha.
Viel wurde geredet, geschrieben, berichtet, kritisiert: Seit dem gestrigen Sonntagabend ist die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar Realität. Und das umstrittene Winter-Turnier hat seinen ersten Gewinner, das Team aus Ecuador schlug den Gastgeber in einem müden Kick verdient mit 2:0. Die erste Auftaktniederlage eines Gastgebers bei einer WM ist damit perfekt. Die altbekannte Weisheit, dass man sich mit Geld eben doch nicht alles kaufen kann, erspare ich Ihnen an dieser Stelle.
Mein Kollege Benjamin Zurmühl war live im Stadion und hat sich das "Spektakel" angeschaut. Und beobachtet, dass viele Fans die Partie nicht bis zum Ende geschaut haben. Auch meine Kollegin Annika Leister widmet sich in ihrem Tagesanbruch der WM – und nimmt die Fifa ins Visier.
Ich selbst werde für Sie in Katar das DFB-Team begleiten – und war dafür am Sonntag bei der Pressekonferenz der Nationalmannschaft. Und dort hinzukommen geht mal gar nicht so schnell. Denn während alle anderen 31 WM-Teilnehmer ihr Quartier rund um die Hauptstadt Doha eingerichtet haben (wo mein Kollege und ich auch unsere Unterkunft haben), nächtigt das DFB-Team im Luxushotel Zulal Wellness Ressort im Norden des Landes. Das Trainingsgelände vom Al-Shamal SC, welches die deutsche Mannschaft nutzen wird, liegt knapp 10 Kilometer weiter im Landesinneren.
Wüstenweg zum Medienquartier
Gut 100 Kilometer lang ist der Weg vom Rand der Stadt zum Medienzentrum. Auf dem Weg dorthin: fast nur Wüste. Im Bus des Mobilitätspartners des DFB, der den Medienvertretern zur Verfügung gestellt wurde, offenbart sich mir ein tristes Bild. Aber was tut man nicht alles, um zu einer Pressekonferenz mit Thilo Kehrer und Serge Gnabry zu kommen.
Und warum das alles? Bei der Auswahl des Quartiers war es dem Team um Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff wichtig, lange Wege zu vermeiden. So wird die deutsche Mannschaft auch, den WM-Auftakt am Mittwoch gegen Japan ausgenommen, erst am Tag des jeweiligen Spieltags ins Landesinnere nach Doha reisen. Man wollte eine Wohlfühloase kreieren, ähnlich der des Campo Bahia in Belo Horizonte 2014.
Langweilig wird den Spielern im "Exil" dabei ganz sicher nicht: Uno, Playstation, Padel-Tennis und vieles mehr. Das Freizeitangebot des Luxusressorts ist riesig. Bierhoff schätzt die Weitläufigkeit des Geländes, das er selbst ausgesucht hat. Gut gemacht, wird Bierhoff Bierhoff auf die Schulter klopfen. Doch abgerechnet wird zum Schluss. Schließlich bleibt das Ziel der umstrittensten Endrunde aller Zeiten der Gewinn des WM-Pokals.
Viel Lob für den Präsidenten
Über den würde sich auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf freuen. Bereits am Freitag äußerte er sich über die sportlichen Ziele, aber natürlich auch zur gesellschaftlichen Verantwortung des Verbands. Viel Lob kassierte er dabei für seine Distanzierung von der Fifa – und das wohlgemerkt vor den mehr als irritierenden Aussagen Gianni Infantinos.
Neuendorf schloss nicht aus, dass die DFB-Stars auch öffentlich mit Aktionen für Menschenrechte und Meinungsfreiheit in Erscheinung treten werden – und das über die One-Love-Kapitänsbinde von Manuel Neuer hinaus. "Das wird in der Mannschaft besprochen, dass wir uns das vorbehalten, da sind wir durch die Positionen sehr deutlich geworden", sagte der Präsident.
Ein Schönheitsfehler bleibt jedoch: Nicht ausschließen bedeutet nicht auch definitiv umsetzen. Der DFB wird sich an seinen eigenen Aussagen messen lassen müssen.
WM-Anekdote
Als Verteidiger Thilo Kehrer bei der DFB-Pressekonferenz am Sonntag die Frage eines Kollegen beantworten wollte, spielte kurzzeitig die Technik verrückt. Doch nicht nur das Mikrofon streikte, sondern auch Kehrers Mannschaftskollegen sorgten für eine schwierige Kommunikation zwischen Kehrer und den anwesenden Journalistinnen und Journalisten. Eine Gruppe um Jamal Musiala spielte in der durch eine provisorisch eingerichtete Trennwand hellhörigen Pressekonferenz-Turnhalle Basketball. "Die Lautsprecher funktionieren leider nicht auf der anderen Seite, sonst würde ich denen eine Ansage machen", sagte Kehrer lachend. Den kompletten Ausschnitt sehen Sie hier ab Minute 6.
Heutige WM-Spiele
14:00 Uhr, Gruppe B: England gegen Iran
17:00 Uhr, Gruppe A: Senegal gegen Niederlande
20:00 Uhr, Gruppe B: USA gegen Wales
Weitere Hinweise
Am heutigen Montag werden Jamal Musiala und Niklas Süle an der DFB-Pressekonferenz teilnehmen. Sie beginnt um 12 Uhr deutscher Zeit. Das Training der Nationalmannschaft startet um 16.15 Uhr.
Die WM in Katar hat begonnen. t-online ist mit vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.