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Wie sich der FC Barcelona trotz Schulden Lewandowski leisten will


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Trotz 1,35 Milliarden Schulden
Barcelona kratzt für "Lewa" den letzten Cent zusammen


Aktualisiert am 16.06.2022Lesedauer: 5 Min.
Lewandowski im polnischen Nationaltrikot: Der Noch-Bayern-Stürmer will unbedingt zum FC Barcelona wechseln.Vergrößern des Bildes
Lewandowski im polnischen Nationaltrikot: Der Noch-Bayern-Stürmer will unbedingt zum FC Barcelona wechseln. (Quelle: Martin Rose/getty-images-bilder)
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Der FC Barcelona ist finanziell in der Bredouille. Über 1,35 Milliarden Euro Schulden drücken den katalanischen Vorzeigeverein. Dennoch soll Robert Lewandowski verpflichtet werden. Wie geht das?

Sergio Busquets Burgos – genannt Sergio Busquets – ist ein ruhiger Vertreter der Spezies Fußballprofi. Den Kapitän des FC Barcelona und 137-fachen spanischen Nationalspieler bringt normalerweise so schnell nichts aus der Fassung.

Vor dem Länderspiel der Spanier am vergangenen Donnerstag gegen die Schweiz platzte dem sonst so bedächtigen Mittelfeldspieler allerdings der Kragen: "Es wäre besser, wenn der Klub mich informieren würde und ich das nicht über die Medien erfahren muss", polterte Busquets bei der Sportzeitung "As".

Bezug nahm er damit auf eine halboffizielle Ankündigung seines finanziell angeschlagenen Klubs, die Gehälter der Profis zu kürzen. Nach spanischen Medienberichten stieß das bei den Barça-Profis auf große Ablehnung – zumal sie bereits im Zuge der Pandemie finanzielle Zugeständnisse gemacht hatten.

"Uns wurde nichts gesagt. Es ist Teil des Spiels, aber es ist besser, direkt zu sein", ergänzt Busquets, der sich von seinem Klub hintergangen fühlt. Kein Wunder: Laut der Sportzeitung "As" sollen der 33-jährige Kapitän sowie die Routiniers Jordi Alba und Gerard Piqué von den Gehaltskürzungen besonders betroffen sein – und auf bis zur Hälfte ihrer bisherigen Bezahlung verzichten.

1,35 Milliarden Euro Schulden – und trotzdem bahnt sich ein Megatransfer an

Auf dem Papier ist das durchaus nachvollziehbar, denn Barça drückt ein Schuldenberg von etwa 1,35 Milliarden Euro. Der stolze katalanische Spitzenverein, der 2018 noch allein 275 Millionen Euro für Ousmane Dembelé und Philippe Coutinho ausgegeben hatte, muss sparen. Zumindest offiziell.

Aber Barça wäre nicht Barça, wenn nicht ungeachtet dieser Tatsache an Spitzentransfers gearbeitet würde. Aktuell geht es vor allem um Bayern Münchens Robert Lewandowski. Der Bayern-Stürmer möchte laut übereinstimmenden Berichten aus Deutschland und Spanien unbedingt zu Barça – und Barça möchte ihn. Dennoch treibt der finanzielle Rahmen eines möglichen Transfers den Klub an den Rand des Machbaren.

Nachdem die Bayern – zumindest nach außen hin – gar nicht daran denken, den zweimaligen Weltfußballer, dessen Vertrag im Sommer 2023 ausläuft, abzugeben, wirft Barça offenbar alles in die Waagschale. Laut "Bild" wolle der Klub sein Ablöseangebot zeitnah auf 50 Millionen Euro erhöhen.

Dazu käme dann noch ein Dreijahresvertrag mit einem von "Sport Bild" kolportieren Gesamtvolumen von 90 bis 105 Millionen Euro sowie die Provision von Lewandowski-Berater Pini Zahavi. Der gesamte Deal dürfte also insgesamt deutlich mehr als 140 Millionen Euro kosten.

Messi, Coutinho, Griezmann – die Topstars verlassen den Klub

Doch wie kann sich der hoch verschuldete FC Barcelona das leisten? Neben den bereits angekündigten Gehaltskürzungen hat der 26-fache spanische Meister sein Gehaltsvolumen drastisch reduziert. Neben Superstar Lionel Messi (zu PSG) verließen seit vergangenem Sommer auch Sergio Agüero (Karriereende), Coutinho (erst ausgeliehen, dann für 20 Millionen Euro verkauft an Aston Villa) und Antoine Griezmann (ausgeliehen an Atlético Madrid) den Klub.

Griezmann wird zwar ab Juli offiziell wieder im Barça-Kader stehen, sein Abgang scheint aber beschlossene Sache zu sein. Bereits Ende Mai sagte Atlético-Präsident Enrique Cerezo der in Barcelona ansässigen Sportzeitung "Mundo Deportivo": "Er ist ein Spieler von Atlético Madrid, er hat einen Vertrag bei Atlético Madrid, und er wird bei Atlético Madrid bleiben." Die Frage ist derweil wohl, ob per Leihe oder Festverpflichtung.

De Jong, Braithwaite, Umtiti: Barças lange Verkaufsliste

Um sich Lewandowski leisten zu können, geht Barça personell möglicherweise noch weiter. Laut "Mundo Deportivo" sollen Frenkie und Luuk de Jong sowie Martin Braithwaite, Samuel Umtiti, Oscar Mingueza und Riqui Puig auf der Verkaufsliste stehen. Sie könnten den "Blaugrana" eine Ablösezahlung in Höhe von etwa 100 Millionen Euro einbringen und den Personaletat deutlich entlasten.

Als umstritten gilt dabei besonders ein Abgang von Frenkie de Jong. Der Niederländer, der 2020 für 86 Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtet wurde, galt bei seiner Verpflichtung als legitimer Nachfolger des in Barcelona hochverehrten Johan Cruyff.

Diese Hoffnungen hat er zwar nicht erfüllt, seine außergewöhnlichen Anlagen allerdings nachhaltig bewiesen. "Ich mag ihn und ich denke, er kann hier im Klub eine Ära begründen", sagte Trainer Xavi dann auch – und fügte etwas nachdenklich hinzu: "Am Ende hängt aber alles von der wirtschaftlichen Situation des Vereins ab."

Der Kniff mit den Gehältern

Dafür greift Barcelona auch auf einen Bilanztrick zurück. Wie Cordula Roura von "Mundo Deportivo" bei "Bild" verriet, werden die Gehaltszahlungen der Spieler auf mehrere Jahre gestreckt. Die Profis bekämen ihr Salär also nicht innerhalb eines Jahres ausbezahlt, sondern über einen längeren Zeitraum, berichtet Roura.

Dank dieses Kniffs könne Barça Lewandowski ein derart attraktives Gehalt anbieten. Ähnlich soll auch bei der Verpflichtung von Ferran Torres, der im Winter für 55 Millionen Euro von Manchester City kam, agiert worden sein.

"Tabubruch" – Namensrechte an Camp Nou verkauft

Aufsehen erregt hat der FC Barcelona zuletzt mit einem weiteren Deal. Der Musik-Streamingdienst Spotify wird ab Juli 2022 Hauptsponsor des Klubs und sowohl die Trikots der Männer- wie auch der Frauenmannschaft bewerben.

Außerdem beinhaltet der Sponsorenvertrag ein Novum: Ab 2023 soll das legendäre Stadion in Barcelona in "Spotify Camp Nou" umbenannt werden. Obwohl dies von einigen spanischen Sportmedien als "Tabubruch" bezeichnet wurde und Traditionalisten im Klub dagegen Sturm liefen, stimmten die Mitglieder dem Deal zu. Wohl auch, weil er bis 2034 etwa 435 Millionen Euro in die Kassen spülen soll.

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Nächste Mitgliederversammlung – Verkauf weiterer Rechte geplant

Am vergangenen Donnerstag stand eine außerordentliche Mitgliederversammlung an. "Dabei ging es unter anderem um einen Verkauf von TV-Rechten an den Finanzinvestor CVC", sagt Barça-Experte Jordi Delgado von der Sportzeitung "SPORT" zu t-online: "Dies könnte etwa 200 Millionen Euro einbringen, die zur Schuldentilgung und für Ablösesummen auf dem Transfermarkt eingesetzt werden." Außerdem wurde dem Verkauf einiger Merchandising-Anteile zugestimmt. "Deshalb war der Termin so wichtig", macht Delgado deutlich.

Konkret geht es darum, 49,9 Prozent der "Barça Licensing & Merchandising" zu veräußern. Der Klub braucht das Geld bestenfalls noch im Juni. Anders als in der Bundesliga gibt es in "La Liga" nämlich eine Gehaltsobergrenze, die vorgibt, wie viel Geld ein Klub in einer Saison für Spielergehälter ausgeben darf. Errechnet wird diese aus Einnahmen und Budget. Aufgrund der finanziellen Schieflage des Traditionsklubs standen in der ausgelaufenen Saison nicht einmal 100 Millionen Euro für Gehälter zur Verfügung. Um das Gehaltsvolumen zu erhöhen, benötigt Barça Einnahmen bis zum Ablauf des aktuellen Geschäftsjahres – und das endet am 30. Juni 2022.

Spielergehälter dürfen maximal 80 Prozent der Gesamteinnahmen eines Klubs betragen. Deshalb trennte sich Barça 2021 von Superstar und Klubikone Messi. Dass nur ein Jahr später ein Spieler vom Kaliber Lewandowskis kommen soll, erscheint finanziell allemal riskant. Hochriskant.

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