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Ex-Georgien-Star Iashvili: "Der SC Freiburg ist hier beliebter als der FC Bayern"


Georgien-Legende Iashvili
"Der SC Freiburg ist hier beliebter als der FC Bayern"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

21.10.2018Lesedauer: 4 Min.
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Kennt sich aus in Freiburg: Alexander Iashvili spielte von Oktober 1997 bis Juni 2007 für den SC. Auch heute ist er noch oft in der Gegend – wie hier bei einem Jubiläumsspiel im August 2018.Vergrößern des Bildes
Kennt sich aus in Freiburg: Alexander Iashvili spielte von Oktober 1997 bis Juni 2007 für den SC. Auch heute ist er noch oft in der Gegend – wie hier bei einem Jubiläumsspiel im August 2018. (Quelle: EIBNER/Joachim Hahne/imago-images-bilder)

Alexander Iashvili spielte zehn Jahre für Freiburg und war der erste georgische Bundesliga-Star. Heute ist er zurück in seinem Heimatland – wo der SC immer noch eine besondere Rolle spielt.

Wenn Alexander Iashvili von Freiburg berichtet, kommt er ins Schwärmen – auch im fast 4000 Kilometer entfernten Tiflis. Dort sitzt er in seinem Büro in der Zentrale des georgischen Fußballverbands im Westen der Landeshauptstadt.

Hier arbeitet der 147-malige Freiburger Bundesligaspieler seit gut zwei Jahren. Und zwar als Vizepräsident der "Georgian Football Federation" (GFF). Dabei kümmert er sich unter anderem um die A-Nationalmannschaft und die Jugendteams. "Ich bin quasi die georgische Symbiose aus Olivier Bierhoff und Matthias Sammer", sagt der mittlerweile 40-Jährige mit einem Augenzwinkern, "Bierhoff kümmert sich in Deutschland um die A-Nationalmannschaft, Sammer hat sich auch um die anderen Teams gekümmert. Ich mache beides." Nicht nur dieser Vergleich verdeutlicht, dass der deutsche Fußball weiterhin eine große Rolle für Iashvili spielt. Besonders natürlich der SC Freiburg, für den der 68-malige georgische Nationalspieler fast zehn Jahre die Fußballschuhe geschnürt hat.

t-online: Herr Iashvili, wie eng verfolgen Sie die Bundesliga und speziell den SC Freiburg noch?

Alexander Iashvili: Immer noch intensiv, weil mir noch sehr viel an dem Verein liegt und er mir einfach sehr viel gegeben hat. Ich bin dort Profi geworden und habe gelernt, wie man entsprechend lebt. Und wenn nicht hier in der georgischen Meisterschaft wichtige Partien laufen, verfolge ich normalerweise alle Spiele des SC – wenn nicht im TV, dann zumindest per Liveticker. Freiburg ist ein Vorbild dafür, wie man als kleiner Verein Jahr für Jahr in der Bundesliga mithalten kann. Und das ist wichtig für den Fußball, der von diesen Überraschungen lebt. Außerdem spielt der SC nicht nur ergebnisorientierten, sondern auch sehr schönen Fußball.

Sind Sie noch oft in Deutschland?

Ja, etwa zwei, drei Mal im Jahr. Wir haben noch ein Haus in Karlsruhe und ich versuche, so oft wie möglich nach Deutschland zu kommen. Meine drei Kinder sind dort geboren und Deutschland ist unsere zweite Heimat.

Könnten Sie sich vorstellen, zurückzukommen?

Als Trainer ganz sicher nicht. Aber im Fußball weiß man ja nie (lacht). Im Ernst: Meine Familie und ich hatten immer vor, nach meiner aktiven Karriere zurück nach Georgien zu gehen.

So ziemlich jeder Georgier, der sich für Fußball interessiert, kennt den SC Freiburg. Man sieht hier in Tiflis immer noch einige Fans in Trikots, und es gibt sogar ein "Freiburg Döner Haus". Ist der SC in Georgien beliebter als der FC Bayern?

Ja, ganz bestimmt sogar ist der SC hier beliebter als Bayern. Levan Kobiashvili, Levan Tskitishvili und ich waren mit die Ersten, die nach Georgiens Unabhängigkeit den Weg in die Bundesliga gegangen sind – und zwar alle zum SC. Dadurch sind viele Fans schon vor Jahren mit Freiburg in Berührung gekommen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie alle drei ausgerechnet zu den damals in der Bundesliga noch nicht etablierten Freiburgern gewechselt sind?

Bei meinem Heimatklub Dinamo Tiflis war ich mit 18 Jahren bereits Torschützenkönig, mit knapp 20 Jahren dreimal Meister. Irgendwann habe ich gemerkt: Jetzt ist es Zeit, zu wechseln! Aber der damalige Klubpräsident wollte mich nicht gehen lassen, weil wir im Sommer noch die Champions-League-Qualifikation spielen mussten. Er hat allerdings zugestimmt, mich auszuleihen. Und weil er gut mit Charly Körbel befreundet war, bin ich in der Rückrunde 1996/97 zum von Körbel trainierten VfB Lübeck gekommen. Da lief es dann ganz gut, was auch Volker Finke bemerkte und so kam der Wechsel nach Freiburg zustande. Bevor es dorthin ging, bin ich allerdings zurück nach Tiflis, um mit Dinamo in der Champions-League-Quali gegen Bayer Leverkusen aufzulaufen – leider haben wir damals verloren. Dadurch konnte ich allerdings bereits zum 1. Oktober zum SC wechseln. Das ging damals noch…

… und dort haben Sie dann Kobiashvili und Tskitishvili empfohlen?

Nicht ganz. Kobi kannte Volker Finke vorher schon. Den hatte er bei Dinamo Tiflis bereits mehrere Monate beobachtet. Aber der Transfer war schwieriger als bei mir – weshalb Kobi rund ein Jahr nach mir gemeinsam mit Tskitishvili nach Freiburg kam. Der SC hat also damals schon in Georgien gescoutet.

Und war seiner Zeit damit offensichtlich weit voraus.

Stimmt, der SC war seiner Zeit damals wirklich weit voraus. Als ich das WM-Finale 1990 im Fernsehen geschaut habe, war ein Wechsel nach Deutschland für mich noch komplett unvorstellbar – und dass ich ein paar Jahre später selbst dort gegen Matthäus und Co. spielen würde.

Wie hat sich der SC seit Ihrem ersten Spiel vor über 20 Jahren verändert?

So einen großen Unterschied gibt es da gar nicht. Denn die Freiburger Philosophie ist gleich geblieben: Auf junge, entwicklungsfähige Spieler zu setzen und sich seine Stars so selbst zu machen. Dazu eine sehr familiäre Atmosphäre und keine verrückten Transfers mit wahnsinnigen Ablösesummen zu machen. Und wie damals setzt der SC weiter auf die eigene Nachwuchsakademie. Die Prinzipien sind also gleich geblieben.

Ein ganz wichtiger Faktor dafür ist Christian Streich. Er war zu Ihrer Zeit schon im Verein. Wie schätzen Sie seine Entwicklung ein?

Wir kennen uns gut. Er war bei meinem Wechsel zum SC Jugendtrainer dort und hat später die deutsche A-Jugend-Meisterschaft gewonnen. Christian ist sehr bodenständig und hat einen super Kontakt zu den Spielern. Er macht alle Spieler besser, bleibt sich selbst dabei immer treu – und vor allem sehr menschlich. Das ist im heutigen Fußball etwas Besonderes.


Wie unterscheidet er sich zum Beispiel von Ihrem damaligen SC-Trainer Volker Finke?

Das ist schwer zu sagen, weil ich nicht mit Christian zusammengearbeitet habe. Klar ist für mich, dass beide den SC verkörpern und mit dem Klub sehr erfolgreich waren. Wobei ich mir sicher bin, dass der SC unter Christian Streich in Zukunft noch erfolgreicher sein wird.

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