Falcao im t-online.de-Portrait Die Geheimnisse des Monaco-Stars
Er ist einer der weltbesten Stürmer der vergangenen zehn Jahre und Monacos bester Torschütze der laufenden Saison. 26 Tore hat Radamel Falcao schon geschossen – und seinen Klub zuletzt am Wochenende mit zwei Freistoßtoren ein 2:1 gegen den Vorletzten Dijon gerettet – obwohl er nur eingewechselt worden war.
t-online.de-Reporterin Valeria Meta erklärt die Auferstehung des Monaco-Kapitäns, dessen Markenzeichen lange Zeit die langen Haare waren. Warum er sich davon trennte, wie er fast Brite wurde und warum er schon mit dem Fußball aufhören wollte.
Heute Abend (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei t-online.de) soll er Borussia Dortmund im Viertelfinale der Champions League ausschalten.
Verbunden mit dem AS Rom, für den er nie spielte
Falcao hat Fans, wo man sie nicht vermutet: Beim AS Rom. Als er 2012 für Atlético Madrid in der Europa League gegen Lazio Rom traf und deren Titelträume zerstörte, wurde er plötzlich für die AS-Rom-Anhänger ein Held: Nicht nur aufgrund seines Tores, sondern auch wegen seines Namens. Falcao bitte, nicht Falcão. So hieß ein früherer Weltklassespieler vom AS Rom und der brasilianischen Nationalmannschaft. Nach ihm wurde auch Radamel Falcao benannt.
Beide verbinden neben dem Namen auch außergewöhnliche Qualitäten. „Falcao hat unserem Angriff die Wirksamkeit gegeben, die ihm noch fehlte“, sagte Monaco-Trainer Leonardo Jardim, nachdem seine Tore das Spiel gegen Dijon entschieden hatten, „seine Qualitäten sind außergewöhnlich.“ „El Tigre“, so klingt sein historischer Spitzname, erlebt gerade im Fürstentum eine persönliche Renaissance.
Denn als Falcao 27 Jahre alt war, sah es so aus, als ob seine Profikarriere schon vorbei wäre. Nun ist er mit 31 Jahren der beste Torschütze vom AS Monaco, der die Ligue-1-Tabelle mit drei Punkten Vorsprung auf Paris Saint-Germain anführt. Die 18 Liga-Tore brachten ihn auf Platz drei in der Torschützenliste – besser waren bisher nur Edinson Cavani und Alexandre Lacazette.
Juwel Mbappé bewundert Falcao
Was Falcaos Rolle innerhalb der Mannschaft besonders wichtig macht, ist nicht nur die Anzahl seiner Tore. Seit er zu Monaco zurückgekehrt ist, hat Trainer Jardim ein originelles Angriffsspiel entwickelt, dem die Gegner kaum entgegenwirken können. Im Vergleich zu einem traditionellen zentralen Stürmer bietet Falcao den Verteidigern viel weniger Angriffspunkte, ist schwerer zu greifen. Durch seine Bewegungen und dem Raum, den er seinen Mitspielern gewährt.
Der junge Kylian Mbappé muss sich auch bei Falcao bedanken, dass er schon 21 Tore erzielt hat. Falcao bindet mindestens einen Gegenspieler und schafft den Raum für Mbappé, der seine Geschwindigkeit einsetzen kann genauso wie Bernardo Silva seine Fernschüsse. Mbappé ist bewusst, was er seinem Sturmpartner zu verdanken hat. Der Franzose bewundert ihn: „Radamel schießt und lässt uns schießen“, sagte er in einem Interview auf der offiziellen Uefa-Website, „er ist vor allem der Leader, den wir brauchten. Wir sind glücklich, ihn zu haben.“ Entscheidend für die Gestaltung dieser Leader-Rolle war Leonardo Jardim: Von Anfang der Saison an hat der Trainer Falcao ermutigt, mehr Verantwortungen zu übernehmen. Der Portugiese verstand auf Anhieb, dass er sich nach den beiden schwachen Saisons in England vor allem wieder gebraucht und wichtig fühlen musste. Deswegen ist er der Mannschaftskapitän.
Darum scheiterte Falcao in England
Im Nachhinein betrachtet sieht Falcaos Story wie ein Märchen aus. 2013 wechselte er von Atlético zu Monaco für die Rekordsumme von 50 Millionen Euro, zusammen mit Landsmann James Rodriguez und dem portugiesischen Mittelfeld-Star João Moutinho. Eine schwere Knie-Verletzung unterbrach aber alles und zwang ihn, die Weltmeisterschaft in Brasilien zu verpassen: „Damals dachte ich sogar daran, den Fußball aufzugeben“, erzählte er vor einigen Monaten bei Monacos TV-Kanal. „Ich habe schwere Zeiten durchgestanden, aber endlich habe ich es geschafft, wieder aufzustehen und nun blicke ich hoffnungsvoll in die Zukunft.“
Dennoch hätte seine Karriere einen ganz anderen Weg einschlagen können, wenn seine Erfahrung in England anders ausgefallen wäre. Im Sommer 2014 wurde er von Manchester United für ein Jahr ausgeliehen, wo Louis van Gaal gerade Trainer geworden war. Falcao schien aber nach der Verletzung nicht derselbe Spieler wie früher zu sein und beendete die Saison mit nur vier Toren in 29 Spielen. Noch schlechter lief es für ihn bei Chelsea, wo er die ehemaligen Atlético-Mitspieler Diego Costa und Thibaut Courtois wieder traf. Eine Saison zum Vergessen für die Blues auch nach der Entlassung von José Mourinho: Unter Nachfolger Guus Hiddink war Falcao auch wegen einer weiteren Verletzung fast nur Zuschauer.
Seine englischen Wurzeln halfen nicht. Radamels Urgroßvater hieß George King und kam aus Yorkshire. Mit 13 Jahren die Familie bei der britischen Botschaft einen englischen Pass an, aber der wurde ihm verwehrt.
Die Auferstehung des Falcao
Falcaos neues Leben begann am 27. Juli 2016, als er für Monaco gegen Fenerbahçe seine 2352-Tage-Tor-Abstinenz in der Champions League beendete. Und das Beste kommt noch: Der erste Meistertitel für AS Monaco nach 17 Jahren rückt immer näher. Und im Champions-League-Halbfinale könnte Falcao auf seinen alten Lehrer treffen: Zusammen mit Diego Simeone gewann der damals 22-jährige Radamel 2008 die argentinische Clausura-Meisterschaft mit River Plate. Später holten beide mit Atlético Madrid die Europa League.
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In Buenos Aires damals war Fußball indes nicht seine einzige Beschäftigung. Er studierte Journalismus. Von den „schweren Zeiten“, die Falcao erlebt hat, erzählt auch seine Frau, die argentinische Sängerin Lorelei Taron. Ihr letztes Lied trägt den Titel „No me rendiré“, „Ich gebe nicht auf“. Falcao selbst hat eine Rolle in dem in New York gedrehten Videoclip des Liedes.
Seiner Frau zuliebe ließ er sich auch vor kurzem die Haare scheren. Auf sein Aussehen legte er immer eine besondere Aufmerksamkeit.
Als Kind kopierte er den Haarschnitt seines Idols Martín Palermo, den er wohl mehr wegen des Looks bewunderte als aufgrund der Fußball-Qualitäten. Keine Überraschung: Innerhalb seiner Familie hat man sich immer eher mit den Brasilianern verbunden gefühlt.