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Manchester United: Ten Hag vor dem Aus – Kommt Thomas Tuchel jetzt wieder?


Top-Klub in der Krise
Dann wäre der Weg für Thomas Tuchel frei


14.09.2024Lesedauer: 6 Min.
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Thomas Tuchel: Für ihn könnte sich bald eine neue Joboption auftun. (Quelle: IMAGO/Michael Weber IMAGEPOWER/imago)

Die neue Saison ist erst wenige Wochen alt und Manchester United steckt schon wieder in der Krise. Das wäre zu vermeiden gewesen. Doch der einst so erfolgreiche Klub hat sich blenden lassen.

Bei Manchester United brennt bereits zu Saisonbeginn und nach gerade einmal drei Punkten aus den ersten drei Spielen der Baum. Mal wieder, muss man fast schon wehleidig feststellen, denn der einst so glorreiche Klub aus dem Nordwesten Englands ist seit dem Rücktritt von Trainerlegende Sir Alex Ferguson vor über zehn Jahren nur noch ein Schatten seiner selbst.

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Der Rekordchampion der Premier League konnte nach dem Aus des knorrigen Schotten keinen einzigen Titel mehr in Englands höchster Spielklasse gewinnen. Für das Selbstverständnis bei United pures Gift – vor allem, weil Stadtrivale Manchester City seit Jahren die Liga fast schon nach Belieben dominiert und eine Trophäe nach der nächsten einsackt.

Nachdem Top-Trainer wie Louis van Gaal, José Mourinho oder Ralf Rangnick sich in den vergangenen Jahren mehr oder minder erfolgreich die Klinke in die Hand gedrückt hatten, hat seit Sommer 2022 Erik ten Hag das Kommando bei den "Red Devils". Unter dem Niederländer liefert United immer wieder unerklärliche Auftritte ab, so wie zuletzt bei der 0:3-Heimpleite gegen den FC Liverpool. Dass ten Hag noch immer Trainer bei Manchester United ist, grenzt daher fast an ein Wunder. Doch der Grund ist offensichtlich: United hat sich im falschen Moment vom kurzzeitigen Erfolg blenden lassen.

Der Sieg im FA Cup war teuer erkauft

Denn tatsächlich konnte ten Hag in seiner seit etwas mehr als zwei Jahren währenden Amtszeit in Manchester zwei Trophäen sammeln. 2023 gewann er mit seinem Team den – zugegebenermaßen relativ belanglosen – Ligapokal. 2024 aber sicherte sich Man United den überaus prestigeträchtigen FA Cup. Ein Umstand, mit dem wohl kaum einer nach der für die eigenen Verhältnisse gruseligen Saison der Mannschaft gerechnet hätte. Vor allem nicht, weil sie sich im Halbfinale nur mit Ach und Krach im Elfmeterschießen gegen Zweitligisten Coventry durchgesetzt hatte und im Endspiel in Wembley auf den übermächtig wirkenden Erzrivalen City traf. Doch am Ende stand ein völlig überraschender 2:1-Erfolg – und United hatte plötzlich unerwarteterweise einen Pokal mehr im Trophäenschrank.

Im Nachhinein hätte der eine oder andere Fan aber wohl gerne auf den FA-Cup-Sieg verzichtet. Denn dieser war offenbar teuer erkauft. Durch den Erfolg hatte ten Hag trotz einer bescheidenen Saison nämlich plötzlich alle Argumente auf seiner Seite, seinen Job in Manchester zu behalten. Dabei war er vor dem Endspiel im Mai bereits stark angezählt. Ten Hags Aus sollte damals laut "Guardian" ungeachtet des Spielausgangs bereits beschlossene Sache sein. Doch es kam anders.

Offenbar siegestrunken vom Erfolg im Pokalwettbewerb entschieden sich die Verantwortlichen um den neuen United-Besitzer Jim Ratcliffe, den Vertrag mit ten Hag bis 2026 zu verlängern. Dabei hatten sie offenkundig bereits mit anderen Trainerkandidaten verhandelt – wie sogar ten Hag zugab.

Über seine Verlängerung in Manchester sagte dieser nämlich: "Sie standen plötzlich vor meiner Tür und haben mir gesagt, dass sie mit mir weitermachen wollen." Und weiter: "Sie haben mir tatsächlich gesagt, dass sie mit anderen Teammanagern gesprochen haben. Am Ende sind sie zu dem Schluss gekommen, dass sie bereits den besten Trainer im Haus haben."

Ein offensichtlicher Trugschluss, der sich allein bei dem Blick auf die vergangene Saison erkennen lässt. United war in der Liga unter ten Hag lediglich auf Rang acht gelandet. Seit der Gründung der Premier League 1992/1993 hat der Klub noch nie eine Spielzeit von der Platzierung her so schlecht abgeschnitten. Die 60 eingefahrenen Punkte wurden zuvor nur in der Saison 2021/2022 unterboten, als man unter Ralf Rangnick lediglich 58 Zähler sammelte, diese aber immerhin zu Rang sechs reichten. Ein Armutszeugnis für den Klub, der jeden Sommer Millionensummen in neue Spieler investiert.

Der teuerste Transfer wird zum absoluten Flop

Seit ten Hags Ankunft in Manchester gab der Klub sage und schreibe mehr als 650 Millionen Euro für neue Stars aus. Nicht wenige von ihnen sind alte Weggefährten ten Hags aus seiner Zeit bei Ajax Amsterdam (2017 bis 2022). Dazu zählen Lisandro Martínez (2022, 57 Millionen Euro) sowie die gerade vom FC Bayern nach Manchester gewechselten Matthijs de Ligt (45 Millionen) und Noussair Mazraoui (15 Millionen). Bei ihnen ließe sich zumindest argumentieren, dass sie grundsätzlich das Potenzial besitzen, das Team zu verbessern. Gerade Martínez und de Ligt gelten aber auch als chronisch verletzungsanfällig. Der Argentinier verpasste aufgrund verschiedener Blessuren seit seiner Ankunft vor zwei Jahren beispielsweise 56 Spiele (!) für United und seine Nationalmannschaft.

Sinnbildlich für das Missmanagement bei Transfers unter ten Hag steht aber vor allem ein anderer Spieler: Antony. Für den Brasilianer überwies United 2022 unglaubliche 95 Millionen Euro nach Amsterdam – und zahlte damit 60 Millionen Euro mehr, als der Marktwert des Spielers damals betrug.

Wirklich gelohnt hat sich der Deal seither nicht. Antony, seines Zeichens Offensivspieler, steuerte seit seiner Verpflichtung wettbewerbsübergreifend gerade einmal elf Tore bei. In der Liga gelang ihm in der vergangenen Spielzeit gerade einmal ein einziger Treffer beim 1:1 am 35. Spieltag gegen den späteren Absteiger FC Burnley.

Hochkarätige Alternativen stehen schon lange parat

Dass überteuerte und überbezahlte Spieler wie Antony ohne erkennbaren Leistungsnachweis in Manchester spielen dürfen, ist ein hausgemachtes Problem. Denn verpflichtet wurden sie nur, weil ten Hag sie wollte. Gerade Antony, seinen teuersten Einkauf, hat der Coach in England aber nie in die Spur bekommen, obwohl er ihn über zwei Jahre lang Kritikern gegenüber immer wieder verteidigte. Auch das wäre bei anderen Spitzenvereinen eigentlich Grund genug gewesen, sich spätestens im vergangenen Sommer von ten Hag zu trennen.

Besonders verwunderlich ist aber vor allem, dass die Verantwortlichen im Old Trafford an ihrem Trainer festhielten, obwohl schon seit Langem hochkarätige Alternativen parat stehen. Mauricio Pochettino wurde beispielsweise gehandelt. Der ehemalige Coach von Tottenham, Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea unterschrieb jüngst aber als Nationaltrainer der USA. Auch über Gareth Southgate wurde spekuliert. Der englische Ex-Nationaltrainer wäre aktuell sogar noch zu haben. Genauso wie ein ehemaliger Übungsleiter des FC Bayern.

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Thomas Tuchel ist aktuell noch vereinslos. Der 51-Jährige war gegen Ende der vergangenen Saison einer der Kandidaten, mit denen sich die Bosse von United über ein mögliches Engagement ausgetauscht hatten. Kein Wunder: Seine Qualitäten in der Premier League hat Tuchel während seiner Zeit beim FC Chelsea bereits unter Beweis gestellt. Und: Mit den Londonern gewann er 2021 sogar die Champions League.

Tuchel wäre "die Lösung für Manchester Uniteds Probleme"

Von der Königsklasse ist United nach dem Katastrophenstart in der Liga aktuell meilenweit entfernt. Dem knappen 1:0-Heimerfolg gegen den FC Fulham folgten eine 1:2-Last-Minute-Pleite in Brighton und die bereits erwähnte 0:3-Klatsche gegen Liverpool. Ten Hags Stuhl soll deshalb bereits wieder kräftig wackeln. Erneut fällt in britischen Medien der Name Thomas Tuchel.

Ex-Chelsea-Star William Gallas sagte nach der Niederlage gegen Liverpool: "Vielleicht ist Manchester United ein zu großer Klub für Erik ten Hag. Der Druck ist zu groß für ihn. Thomas Tuchel könnte die Lösung für Manchester Uniteds Probleme sein." Und weiter: "Wenn er in den Klub käme und man ihm Zeit geben würde, man ihm zwei Jahre geben würde, um ein Team zu bauen, wäre der Klub an einer ganz anderen Stelle, als er es jetzt ist."

Gut möglich, dass die Diskussionen um ten Hag und damit auch um Tuchel bereits in den nächsten Tagen weiter hochkochen. Am Samstag reist Manchester United zum Auswärtsspiel nach Southampton. Fährt der eigentliche Favorit beim Aufsteiger keine drei Punkte ein, könnte ten Hags Zeit im Klub endgültig vorüber sein. Dann wäre der Weg für Tuchel frei. Sofern er sich den Klub denn antun möchte.

Laut Transferexperte Fabrizio Romano soll es im Sommer nämlich der Trainer gewesen sein, der dem Klub einen Korb gegeben hat. Tuchel wollte nach seinem Bayern-Aus im Sommer keinen neuen Verein übernehmen, habe deshalb damals die Gespräche mit United gestoppt. Sollte der Job in Manchester nun aber frei werden, setzt beim Bayer womöglich ein Umdenken ein. United könnte dann den größten Fehler des Sommers, ten Hag nicht zu ersetzen, im Nachhinein doch noch korrigieren.

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