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DFB vor Klassiker gegen England – verzichtet Flick auf seinen wichtigsten Spieler??


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Klassiker gegen England
Verzichtet Flick auf seinen wichtigsten Spieler?

  • Noah Platschko
Noah Platschko, München

Aktualisiert am 07.06.2022Lesedauer: 4 Min.
Der Bundestrainer herzt Thilo Kehrer: Ob der Verteidiger auch gegen England in der Startelf steht, ist fraglich.Vergrößern des Bildes
Der Bundestrainer herzt Thilo Kehrer: Ob der Verteidiger auch gegen England in der Startelf steht, ist fraglich. (Quelle: Zink/imago-images-bilder)

Am Dienstag trifft die DFB-Elf in München auf England. Das Ziel: die Revanche für das EM-Aus in Wembley vor gut einem Jahr. Ein Spieler, der zuletzt immer in der Startelf stand, könnte dann zunächst auf der Bank Platz nehmen.

"Müller spielt immer". Mit dieser Aussage vor über 12 Jahren gab der frühere Bayern-Trainer Louis van Gaal dem aus der Jugend hochgezogenen Thomas Müller eine Einsatzgarantie beim Rekordmeister. Es war ein Ritterschlag für den jungen Burschen, der unter van Gaals Vorgänger Jürgen Klinsmann noch an die TSG Hoffenheim hätte abgegeben werden sollen. Doch Co-Trainer Hermann Gerland, mittlerweile bei der deutschen U21 angestellt, legte sein Veto ein. Müller blieb – und spielte.

Dass ein Trainer öffentlich einem einzigen Spieler in solch einer Deutlichkeit zu verstehen gibt, regelmäßig auf ihn zu setzen, geschieht selten. Selbstverständlich nicht bei absoluten Superstars, aber doch bei Profis, die nicht jeder Coach automatisch in seiner ersten Elf sieht. Einen ähnlichen Satz wie einst van Gaal über Müller sagte vor etwas weniger als drei Jahren Joachim Löw über Bayerns Serge Gnabry. "Serge Gnabry spielt immer bei mir", stellte der Ex-Bundestrainer 2019 grinsend klar.

Ein solches Zitat über irgendeinen Spieler ist von Hansi Flick bis zum heutigen Tag nicht überliefert. Dabei gäbe es sogar einen Akteur im aktuellen Kader des DFB-Teams, bei dem eine solche Aussage Flicks absolut zutreffen würde: Thilo Kehrer.

Der PSG-Profi hat seit der Übernahme Flicks von Löw alle zehn Partien im DFB-Dress von Anfang an absolviert. Von den möglichen 900 Minuten spielte der frühere Schalker satte 866, wurde lediglich drei Mal in der Schlussphase ausgewechselt.

Dass Kehrer, der in Paris in der abgelaufenen Spielzeit nicht zum Stammpersonal gehörte, dermaßen oft vom Bundestrainer eingesetzt wird, scheint auf den ersten Blick verwunderlich. Vorgänger Löw verzichtete bei der EM 2021 gänzlich auf die Dienste des gebürtigen Tübingers. Und auch die geringe Einsatzzeit beim französischen Serienmeister lässt nicht gerade darauf schließen, einen Stammplatz mit dem Adler auf der Brust sicher zu haben.

Doch Flick schätzt die Vielseitigkeit des 25-Jährigen. Dreimal startete Kehrer auf der Innenverteidigerposition, dreimal auf der des Rechtsverteidigers und viermal, wie zuletzt am Samstag gegen Italien, auf der des Linksverteidigers. Auf dieser Position sieht der Bundestrainer Kehrer auch in erster Linie.

Kehrer gegen Italien nicht überzeugend

"Als ich die Jugendmannschaften des DFB durchlief, war Hansi noch Sportdirektor beim DFB. Er war bei vielen Lehrgängen und Turnieren dabei, da hat man sich immer wieder gesehen und auch ausgetauscht", berichtete Kehrer auf einer DFB-Pressekonferenz von seiner langjährigen Verbindung zum Bundestrainer. "Ich bin sehr froh, diese Rolle hier im Team zu haben und möchte mit dem Team wachsen." Schon im Oktober vergangenen Jahres hatte sich der Allrounder lobend über den DFB-Cheftrainer geäußert. Flick würde "alle mitnehmen", sei sehr kommunikativ.

Beim Spiel gegen den Europameister am vergangenen Samstag absolvierte Kehrer, der erneut das Vertrauen Flicks bekam, aber nicht seinen besten Auftritt beim DFB-Team. Vor dem 0:1-Rückstand ließ er Vorlagengeber Wilfried Gnonto zu leicht passieren. Mit drei Fouls beging er die meisten im deutschen Team. Und auch offensiv setzte der PSG-Profi kaum Akzente.

Mit David Raum sitzt Kehrer zudem ein Linksverteidiger im Nacken, der mit seiner Flankenstärke und seinem Zug nach vorne das Offensivspiel der deutschen Mannschaft noch mal stärker belebt. So könnte es im Duell am Dienstag gegen England (20.45 Uhr, im Liveticker bei t-online) tatsächlich zu einer Premiere kommen. Erstmals unter Flick könnte Kehrer zu Spielbeginn nur auf der Bank sitzen.

Die Partie im schwülwarmen Bologna hat Kräfte gekostet. Flick hatte bereits am Montag in Herzogenaurach angekündigt, diverse Spielerwechsel vorzunehmen, hielt sich beim Personal aber noch bedeckt. Es seien "mehrere Spieler, die infrage kommen, da haben wir noch ein bisschen Zeit".

Und auch was Kehrers Spielposition angeht, zeigte sich der Chef auf eine entsprechende Frage selbstkritisch. "Das ist so eine Sache, wo wir Trainer uns selbst hinterfragen müssen, ob wir alles richtig machen." Bei den Länderspielen im März hatte der dreifache französische Meister noch auf der rechten Seite agiert – und dort überzeugt.

Kehrer trifft Zukunftsentscheidung – auch mit Blick auf Katar

Sorgen um einen Kaderplatz muss sich Kehrer vor der anstehenden Winter-WM jedenfalls keine machen, dafür ist seine Flexibilität zu wertvoll. Doch auch er macht sich Gedanken und überlegt, vor der Weltmeisterschaft noch einen Vereinswechsel zu durchziehen. Erst vor wenigen Tagen wechselte das Abwehr-Ass seinen Berater.

Wurde er bisher noch von Roger Wittmanns Agentur "Rogon" betreut, so kümmert sich nun Reus-Berater Dirk Hebel um den 25-Jährigen. "Ich hatte einen sehr, sehr guten Weg, mit der bisherigen Agentur, hatte aber das Gefühl, mich in dem Bereich neu aufzustellen und etwas Neues zu machen. Ich habe große Ziele und deswegen auch diese Entscheidung getroffen", so Kehrer vielsagend auf einer DFB-Presskonferenz Ende Mai. Ein klarer Fingerzeig in Richtung eines Vereinswechsels.

Ob der Bundestrainer von Kehrers Zukunftsplänen weiß, ist nicht bekannt. Dass er es aber mehr als begrüßt, dass seine Spieler im Verein Spielpraxis erhalten, ist keine Überraschung. Bestes Beispiel: Robin Gosens. Der EM-Held aus dem Portugal-Spiel wechselte zum Jahreswechsel aus Bergamo zu Inter Mailand, musste sich dort aber hinter Ex-Bayern-Profi Ivan Perisic einreihen (mittlerweile bei Tottenham) – und fand zuletzt, trotz längst auskurierter Oberschenkelverletzung, keine Berücksichtigung.

Interessenten für Kehrer gibt es viele. Oberstes Gebot dürfte für den Ex-Schalker dann neben einem angemessenen Gehalt eine Stammplatzgarantie sein. Sodass es dann auch im Verein heißt: "Kehrer spielt immer."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • DFB-Pressekonferenzen mit Hansi Flick und Thilo Kehrer
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