Ein DFB-Star überzeugt – viele andere enttäuschen
Zum Auftakt der Nations League ist die deutsche Nationalelf gegen eine italienische B-Elf nur zu einem Remis genommen. Am Ende hieß es in Bologna 1:1. Dabei fiel nur ein Akteur nachhaltig positiv auf. Viele andere enttäuschten dagegen. Die Einzelkritik.
Manuel Neuer: Die Nummer eins musste im ersten Durchgang nie zum Ball greifen. Lediglich in der 35. Minute wurde es gefährlich, als der Abschluss von Gianluca Scamacca an den linken Außenpfosten prallte. Schlampig im Doppelpass mit Süle (48.), als er den Ball ins eigene Toraus spielte. Sonst auch im weiteren Spielverlauf kaum geprüft. Beim Gegentreffer durch Lorenzo Pellegrini machtlos (70.). Note 4
Benjamin Henrichs (bis 59.): Versuchte seinen Startelfeinsatz mit viel Engagement zu rechtfertigen. Bediente einmal stark Goretzka vor dem Zentrum des Sechzehnmeterraumes (13.), der aber den Abschluss verpasste. Leistete sich mit zunehmender Spieldauer zu viele Ungenauigkeiten, dazu selten offensiv gefährlich. Konnte sich nicht wirklich empfehlen. Note 4
Niklas Süle: Geriet mit seiner hochstehenden Hintermannschaft bei einem Konter ins Hintertreffen (9.), Angreifer Gianluca Scamacca war aber im Abseits gestanden. Ansonsten zeigte der Neu-Dortmunder ein gutes Stellungsspiel und solide Übersicht bei Pässen in die Spitze. Die schwülen Temperaturen schienen dem 1,95 Meter großen Hünen wenig auszumachen. Note 2
Antonio Rüdiger: Der "Boss", wie er von Flick noch vor dem Spiel geadelt wurde, absolvierte eine unauffällige erste Halbzeit, fiel hauptsächlich durch Klärungsaktionen auf. Auch im zweiten Durchgang war der neue Real-Verteidiger viel am Dirigieren und am – nun – Klären (57.). Note 3
Thilo Kehrer: "Müller spielt immer", sagte Louis van Gaal einst über Stürmer Thomas beim FC Bayern. Was unter van Gaal den Bayern galt, gilt für Thilo Kehrer unter Flick im DFB-Team. Im Gegensatz zu den Länderspielen lief der PSG-Spieler nicht als rechter, sondern als linker Verteidiger auf. Hartnäckig gegen Frattesi (28.), als er die linke Seite zumachte. Fing auch sonst immer wieder einige Bälle ab. Aber zu passiv dann beim Gegentreffer, der über seine Seite fiel (70.). Note 3
Joshua Kimmich: Gewohnt der Ballverteiler im defensiven Mittelfeld, versuchte der Bayern-Star mit Diagonalpässen auf die Außen das Flügelspiel des DFB-Teams zu beleben. Verlor aber wie auch Nebenmann Goretzka nach ordentlicher Anfangsphase etwas die Kontrolle über das Zentrum. Seine gefürchteten Chipbälle kamen gegen defensiv eingestellt Italiener nicht zur Geltung. Erzwang den schnellen Ausgleich (73.) und hätte kurz darauf fast sogar noch den Siegtreffer erzielt (79.) Note 3
Leon Goretzka (bis 69.): Offensiv mit zwei Abschlüssen aus der Distanz, die allerdings beide klar über das Tor gingen (26., 36.). Generell mit den meisten Torabschlüssen (drei) der deutschen Mannschaft in Halbzeit eins. Arbeitete zudem gut nach hinten mit und half auch auf den Außenpositionen, baute in der schwülen Hitze von Bologna im zweiten Durchgang etwas ab und durfte dann auch früher Feierabend machen. Note 3
Leroy Sané (bis 59.): Versuchte es mit einer frechen Ecke direkt aufs Tor (5. Minute), zeigte sich sehr engagiert im Anlaufen der italienischen Defensive. Sorgte für den ersten richtigen Abschluss der DFB-Elf (10.), der aber klar rechts am Tor vorbeihoppelte. Wie auch sein Pendant Gnabry auf der Gegenseite mit vielen einfachen Ballverlusten. Hatte nach einer Stunde Feierabend. Note 4
Thomas Müller (bis 69.): Ließ sich schön zurückfallen, als er von der Sechzehnmeterkante zu seinem ersten Abschluss kam. Alessandro Florenzi blockte den Abschluss aber zwei Meter vor der Linie (25.). Manchmal in Situationen zu verspielt, in denen er selbst den Abschluss hätte suchen können. War im zweiten Durchgang teils mehr vor dem eigenen Strafraum zu finden als vor dem des Gegners. Note 4
Serge Gnabry (bis 80.): Tolle Einzelleistung, als er sich wendig durch die Defensive der Italiener dribbelte (15.). Sein Abschluss geriet aber zu unpräzise. Immer wieder mit klugen Pässen, insbesondere in den Momenten, als die Italiener aufgerückt waren. Vergab aus guter Position das 1:0 (38.). Versuchte viel mit Einzelaktionen, blieb aber allzu oft (vier Mal allein in Durchgang eins) am Gegner hängen. Note 4
Timo Werner: Versuchte, sich immer wieder fallen zu lassen und so mehr Ballkontakte zu generieren, kam aber selbst kaum in Abschlusssituationen. Auch das Ausweichen auf die linke Seite sorgte kaum für Torgefahr. Unglücklicher Auftritt in der 1. Halbzeit. Auch im zweiten Durchgang wurde es nicht besser. Seine "Vorlage" auf Kimmich, als er einfach angeschossen wurde, war bezeichnend. Sah für ein rüdes Einsteigen noch Gelb (89.). Note 4
Jamal Musiala (ab 59. für Sané): Ließ die große Chance auf den ersten Treffer liegen, als er von Goretzka bedient vom linken Strafraumeck aus aussichtsreicher Position den Ball nicht traf. Note 3
Jonas Hofmann (ab 59. für Henrichs): Sorgte für etwas mehr Belebung auf der rechten Offensivseite des DFB-Teams. War mit seiner scharfen Hereingabe maßgeblich am deutschen Ausgleich durch Kimmich beteiligt (73.). Rückte für die letzten zehn Minuten auf die offensive Gnabry-Position. Note 3
Kai Havertz (ab 70. für Müller): Guter Körpereinsatz im Strafraum der Italiener, mit dem er den Ball behauptete und so die Flanke zum schnellen Ausgleich erst ermöglichte. Kam zu spät für eine Benotung. Ohne Note
Ilkay Gündogan (ab 70. für Goretzka): Kam zwölf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit zum Abschluss, der allerdings zu zentral geriet. Kam ebenfalls zu spät für eine Benotung. Ohne Note
David Raum (ab 80. für Gnabry): Sollte für die letzten Minuten noch mal den linken Flügel beleben, Kehrer wanderte auf die rechte Seite. Nur mit einer nennenswerten Aktion, als er sich in der Nachspielzeit bis zur Grundlinie durchtankte (90.+2). Ohne Note