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Nations League: Hansi Flicks historischer Abend – mit fadem Beigeschmack


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Wieder kein Sieg in Italien
Historischer Abend für Flick – mit fadem Beigeschmack

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko, Bologna

Aktualisiert am 05.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Hansi Flick: Der Bundestrainer war nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.Vergrößern des Bildes
Hansi Flick: Der Bundestrainer war nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. (Quelle: sportphoto24/imago-images-bilder)
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1:1 zum Auftakt der Nations League. Die deutsche Mannschaft offenbarte gegen Italien eine Menge Verbesserungspotenzial – obwohl Trainer Flick einen historischen Erfolg verbuchen konnte.

Karl-Heinz Rummenigge hatte damals auf dem Platz gestanden. Gemeinsam mit Klaus Allofs bildete der Stürmer von Inter Mailand das deutsche Sturmduo. Felix Magath und Wolfgang Rolff im Mittelfeld, dazu Förster, Buchwald und Augenthaler in der Defensive. Und Toni Schumacher, klar, im Tor.

36 Jahre ist es her, dass diese Spieler in der Startelf der Nationalmannschaft standen. Im Februar 1986 gewann die Elf von Teamchef Franz Beckenbauer mit 2:1 (Siegtorschütze Lothar Matthäus) im süditalienischen Avellino. Es war die letzte deutsche Mannschaft, die eine Partie in Italien für sich entscheiden konnte. Daran änderte sich auch nun an diesem schwülen Samstagabend in Bologna nichts.

Zwei Siege aus elf Nations-League-Spielen

1:1 trennten sich Europameister Italien und Deutschland zum Auftakt des neuen Nations-League-Zyklus. Die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick hat es wie schon so oft nicht geschafft, eine Partie im 2018 ins Leben gerufenen Wettbewerb zu gewinnen. Nur zwei Siege aus elf Partien stehen für Deutschland in der Nations League seit deren Gründung zu Buche.

Doch unabhängig von der ausbaufähigen Bilanz hat die deutsche Mannschaft nach diesem Remis auch spielerisch noch viel Luft nach oben.

"Ich glaube nicht, dass man ganz zufrieden sein kann nach diesem Spiel", bilanzierte Flick nach Abpfiff beim TV-Sender RTL. "Die Anfangsphase war ganz ok, dann haben wir nicht so die Räume gefunden und den Rhythmus verloren. Insgesamt war es ein ausgeglichenes Spiel", so der 57-Jährige, der mit dem Punkt leben konnte, bei seiner Mannschaft allerdings noch viel "Luft nach oben" sah.

Müller und die unerzwungenen Fehler

Ähnlich sah es der im zentralen offensiven Mittelfeld aufgestellte Thomas Müller: "Vor allem in der ersten Halbzeit hatten wir zu viele Unforced Errors (unerzwungene Fehler, Anm. d. Red.), wie man im Tennis sagt. Wir haben eigentlich gut angefangen, aber dann durch eigene Fehler im Ballbesitz das Spiel verschleppt", so der Bayern-Star. "Unser Anspruch ist es, dominanter und zielstrebiger nach vorne zu spielen – mit einer geringeren Fehlerquote."

Insbesondere die zentralen Spieler, Angreifer Timo Werner sowie Zehner Müller, ließen sich immer wieder nach hinten fallen, um gegen defensiv stehende Italiener zu Ballaktionen zu kommen. Mit Werner (30 Ballkontakte), Sané (39) und Müller (43) gehörten aber gleich drei Offensivkräfte des DFB-Teams zu den Spielern mit den wenigsten Ballkontakten. Auch Serge Gnabry ließ sein Können nur selten aufblitzen und vertendelte immer wieder im Dribbling den Ball.

Keine Durchschlagskraft über die Außen

Und auch das Flügelspiel der deutschen Mannschaft kam kaum zur Entfaltung. So konnten weder Leipzigs Benjamin Henrichs, der auf rechts den Vorzug vor Gladbachs Jonas Hofmann bekam, noch Flicks "Lieblingsspieler" Thilo Kehrer (machte unter Flick alle Partien von Anfang an) Druck auf die Viererkette der "Squadra Azzurra" erzeugen.

Das unerfahrene Team von Trainer Roberto Mancini hielt gut dagegen – und lauerte auf Konter. Die 28.000 Zuschauer im nicht ganz ausverkauften Stadio Renato Dall'Ara würdigten die Leistung ihrer Mannschaft immer wieder mit aufmunterndem Applaus und feierten sich mit La-Ola-Wellen selbst. Bei der WM in Katar werden sie ihre Mannschaft bekanntlich schmerzlich vermissen.

Flick schreibt Geschichte und ist nun einer von dreien

Die deutsche Mannschaft konnte aber zumindest eine positive Erkenntnis gewinnen: Nach dem Rückstand dauerte es keine 200 Sekunden, ehe das Team eine Antwort fand. Die Einwechselspieler Kai Havertz und Hofmann standen nur wenige Minuten auf dem Platz, waren aber unmittelbar am schnellen Ausgleich beteiligt. Und mit dem angeschlagenen, nicht mitgereisten Marco Reus sowie dem Neu-Dortmunder Karim Adeyemi, den Flick aus dem 23-Mann-Kader strich, hat die DFB-Elf noch weitere Offensivqualität in der Hinterhand. Ein Trumpf, den Flick im Ernstfall spielen kann.

Nun ist das erste von vier Nations-League-Spielen gespielt. Am Dienstag geht es in München im nächsten Klassiker gegen England, das am Samstag überraschend 0:1 in Ungarn verlor. Dann, so hatte es Flick bereits im Vorfeld angekündigt, dürfte eine veränderte Elf auf dem Platz stehen.

Doch auch wenn der Bundestrainer nicht glücklich war an diesem Abend und viel Verbesserungspotenzial bei seiner Mannschaft sah, so konnte er zumindest für sich selbst einen kleinen historischen Erfolg verbuchen. Neben Sepp Herberger und Jupp Derwall ist der 57-Jährige erst der dritte Trainer, der in seinen ersten zehn Länderspielen als Trainer ungeschlagen blieb. Ein historischer Abend für Flick in Bologna – mit Beigeschmack.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Statistiken bei whoscored.com
  • Aussagen von Hansi Flick und Thomas Müller bei RTL
  • Die falsche Neun auf Twitter
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