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DFB-Elf gegen Niederlande: Was das 1:1-Remis in Amsterdam jetzt bedeutet


DFB-Remis in Amsterdam
Und jetzt?

Aus Amsterdam berichtet Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 30.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Thomas Müller ballt die Faust: Den Härtetest hat die Nationalelf bestanden.Vergrößern des Bildes
Thomas Müller ballt die Faust: Den Härtetest hat die Nationalelf bestanden. (Quelle: ANP/imago-images-bilder)

Rund eine Stunde lang ist die deutsche Elf gegen die Niederlande das bessere Team, macht danach aber Fehler. Die Partie liefert dem Bundestrainer Antworten. Und sie offenbart einen Trumpf.

Erst war Hansi Flick an der Reihe, dann Louis van Gaal. Auch wenn sie nicht gleichzeitig im Presseraum der Johan-Cruijff-Arena waren, ähnelten sich die Kurzanalysen beider Trainer zum Spiel. Was van Gaal mit "was ein Spiel" zusammenfasste, formulierte Flick mit den Worten: "Die Zuschauer im Stadion und zu Hause können sich freuen, dass sie so ein Spiel gesehen haben".

Temporeich, intensiv, taktisch anspruchsvoll: Das Prestige-Duell in Amsterdam war mehr als nur das 1:1, das am Ende auf der Anzeigetafel stand. Es war eine Partie, nach der sich beide Trainer über einen Punkt hätten freuen oder ärgern können. Flicks Gesicht verriet, dass er zur ersten Kategorie zählte.

Bei ihm überwog die Freude. Dem 57-Jährigen ist es gelungen, ohne mehrere Schlüsselspieler gegen eins der besten Teams der Welt zu bestehen. In Joshua Kimmich und Leon Goretzka fehlte ihm sein Stammzentrum im Mittelfeld, in der Abwehr wären Niklas Süle und Robin Gosens wohl in der Startelf gewesen und auch Serge Gnabrys Fehlen hätte er gerne vermieden. Angesprochen auf die Ausfälle führte er weiter aus: "Auch Flo Wirtz hat gefehlt, Marco Reus hat gefehlt, Karim Adeyemi hat gefehlt. Das sind interessante Spieler, die nicht dabei waren."

Bis auf Wirtz werden diese Namen aller Voraussicht nach im Juni wieder dabei sein, wenn die Nations League beginnt. Besonders vermisst haben wird er diese Namen nach dem 1:1-Ausgleich, als die Arena zum Hexenkessel wurde und das deutsche Team unsicher wirkte. Er wollte mit Wechseln für neue Impulse sorgen, doch auf der Bank saßen vor allem Nachrücker und Wackelkandidaten für die WM. Flick entschied sich in der 69. Minute zunächst für Florian Neuhaus und Julian Brandt, die das Spiel nicht großartig beeinflussten. Erst die Hereinnahme von Benjamin Henrichs und Lukas Nmecha zehn Minuten vor Schluss führte zu mehreren Torchancen.

Van Dijk bedeutet Ballverlust

Auffällig war, dass mit dem Ausgleich die taktische Disziplin etwas abhandenkam. Die Abstände zwischen Angriff und Abwehr wurden größer. Während Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck im ersten Durchgang die langen Bälle eher auf die Außen spielten, landeten sie im zweiten vermehrt im Zentrum. Ein flacher Spielaufbau war durch das höhere niederländische Pressing gepaart mit den teils falschen Positionierungen der unmittelbaren Vorderleute kaum mehr möglich. So schlugen sie die Bälle eher dorthin, wo Timo Werner – oder später Lukas Nmecha – es mit Virgil van Dijk in der Luft zu tun bekamen. Das Ergebnis: Ballverlust.

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In der ersten Hälfte waren die langen Pässe noch Alternativen zur flachen Kombination durchs Zentrum, in der zweiten waren sie teilweise die einzige Option. Generell verlor das deutsche Team viel zu oft leichtfertig den Ball. Ungenauigkeiten im Passspiel und fehlende Abstimmungen gaben den Niederländern die Möglichkeit, überfallartig zu kontern. Mit schnellen Stürmern wie Memphis oder Steven Bergwijn waren sie dafür bestens vorbereitet.

Jene taktische Disziplin in Kombination mit den Ballverlusten wird Hansi Flick in den kommenden Länderspielpausen angehen müssen, wenn er mit dem Team bei der WM Erfolg haben will.

Wohin mit den "Alleskönnern"?

Eine weitere Aufgabe Flicks ist es, Antworten für seine "Alleskönner" zu finden. Thilo Kehrer beispielsweise spielte bereits sowohl auf der linken Seite, im Zentrum als auch rechts. Der Spieler von Paris Saint-Germain verpasste kein einziges Spiel unter dem neuen Bundestrainer. Er sprang dort ein, wo andere verletzt fehlten. Mal war er der Gosens-Ersatz auf links, gegen Israel und die Niederlande ersetzte er Hofmann auf rechts. Doch ob er einen Platz in der Startelf haben wird, wenn beide wieder fit sind, ist noch unklar.

Was Thilo Kehrer für die Abwehr ist, ist Jamal Musiala für das Mittelfeld. Der 19-Jährige kann alle drei Positionen im offensiven Mittelfeld und die Rolle auf der "Sechs" besetzen. Das stellte er am Dienstag erneut unter Beweis. Flick sah zu Bayern-Zeiten in Musiala eher einen Mann für die Offensive, dort wird er ihn bei der Rückkehr des Duos Kimmich/Goretzka wohl auch wieder sehen. Die Option mit Musiala im defensiven Mittelfeld bleibt aber definitiv eine interessante für den Hinterkopf.

Flicks Fazit nach den Partien gegen Israel und die Niederlande wird ein positives sein. Die Mannschaft hat seine Vorstellung vom Fußball verstanden und umgesetzt. "Neuere" Nationalspieler wie David Raum und Nico Schlotterbeck haben sich schnell zurechtgefunden und passen ins Team. Für das Trainerteam geht es jetzt darum, den Kandidatenkreis allmählich zu verkleinern und die zuletzt fehlenden Akteure im Juni wieder einzufügen. Wenn das gelingt, wird Flick den Presseraum auch in Zukunft mit einem freudigen Gesicht betreten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
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