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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ex-Bundesliga-Profi erklärt "Das ist Ungarns Waffe gegen Deutschland"
Gegen Ungarn ist der deutschen Mannschaft ein Sieg sicher. Diesen Eindruck vermitteln zumindest einige Experten in den Tagen vor dem Spiel. Doch ein ungarischer Ex-Profi sieht eine Chance.
Nach der 0:1-Niederlage zum Auftakt gegen Frankreich und dem 4:2-Sieg gegen Portugal trifft die DFB-Elf heute (21 Uhr, im Liveticker bei t-online) auf Ungarn. Die Magyaren überraschten zuletzt beim 1:1 gegen Weltmeister Frankreich und haben vor dem Spiel gegen Deutschland auch noch Chancen auf das Achtelfinale.
Szabolcs Huszti absolvierte 51 Länderspiele für die ungarische Nationalmannschaft. In der Bundesliga spielte er für Hannover 96 und Eintracht Frankfurt. Mittlerweile ist der 38-jährige Trainer des ungarischen Vereins Debrecen, mit dem er im Frühjahr in die erste ungarische Liga aufgestiegen ist.
Im Interview mit t-online spricht Huszti vor dem Gruppenfinale unter anderem über die Stärken der deutschen Nationalmannschaft und über die defensive Leipzig-Achse Ungarns. Außerdem erzählt er, mit welchem Spiel aus seiner Karriere er das Aufeinandertreffen zwischen Deutschland und Ungarn vergleicht.
t-online: Herr Huszti, Hand aufs Herz: Glauben Sie daran, dass Ungarn gegen Deutschland gewinnen kann?
Szabolcs Huszti (38): Wenn wir nicht daran glauben, haben wir keine Chance. Wir haben gegen Frankreich gepunktet, weshalb sollte das nicht auch gegen Deutschland gelingen? Die Ungarn glauben an die Überraschung.
Wie blickt man denn in Ungarn auf die sportliche Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft?
Das deutsche Team gehört weiter zu den besten der Welt. Viele der deutschen Spieler haben die Weltmeisterschaft 2014 gewonnen. Klar, auch sie werden älter, aber der Respekt der Ungarn vor diesem deutschen Team ist gewaltig. Und es rücken ja schon wieder spannende, talentierte Spieler nach. Aber etwas ganz anderes macht doch Deutschland so besonders.
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Und zwar?
Ein Beispiel: Sie liegen gegen Portugal 0:1 zurück, aber es interessiert sie überhaupt nicht – und sie kommen einfach wieder zurück. Drehen das Spiel. Und gewinnen. Das ist der deutsche Spirit! Es gibt doch dieses Fußball-Sprichwort: "Du kannst spielen, wie du willst, am Ende gewinnen immer die Deutschen." Und irgendwie stimmt das leider (lacht). Das DFB-Team hat eine überragende Mentalität.
Was ist Ihr Tipp für das direkte Aufeinandertreffen an diesem Mittwoch?
Deutschland ist definitiv Favorit. Aber man weiß ja nie. Als wir mit Hannover 96 2006 auf dem letzten Tabellenplatz in der Bundesliga standen und dann gegen Rekordmeister Bayern München ranmussten, haben wir durch ein Tor von mir völlig überraschend mit 1:0 gewonnen. Eine Chance ist immer da.
Auf welchen ungarischen Spieler muss die DFB-Elf besonders aufpassen?
Einer der wichtigsten Spieler ist Torhüter Péter Gulácsi. Er ist sehr sicher und der Rückhalt des Teams. Er ist ein wahrer Leader.
Mit Willi Orban und Péter Gulácsi setzt der ungarische Trainer Marco Rossi auf eine Leipzig-Achse. Wie wichtig ist diese?
Die beiden sind in der Nationalmannschaft Führungsspieler. Dieses Duo ist sehr wichtig für das Team.
Und dann hoffen alle Ungarn auf die Tore von Bundeliga-Legionär Ádám Szalai, richtig?
Er ist der Kapitän. Er trainiert viel, ist ein super Spieler und ein Torjäger. Er hat nicht den einfachsten Job, da er vorne immer allein ist. Aber er hält den Ball sehr gut. Sein Nachteil: Er ist leider nicht besonders schnell. Aber das gleicht Roland Sallai vom SC Freiburg aus. Wenn Ádám den Ball festmacht und zu ihm spielt, kann Roland seine Schnelligkeit ausspielen. Ádám ist gefährlich im Strafraum – bei Freistößen und Ecken – und Roland verwickelt die Gegner in Laufduelle. Das ist Ungarns Waffe.
Was zeichnet die ungarische Nationalmannschaft noch aus?
Wir haben ein Team. Jedes Tor wird von allen Spielern im Kader frenetisch bejubelt – ganz egal, ob in der Qualifikation oder jetzt beim Turnier. Das gefällt mir richtig gut. Aber natürlich haben wir auch sehr gute Spieler: Gulácsi und Orban sind in Ungarn Superstars.
Wenn wir die Einzelspieler der deutschen und der ungarischen Mannschaft vergleichen, sind die DFB-Spieler im Schnitt besser. Aber als Team haben wir auch gegen Deutschland eine Chance. Gerade wenn wir das erste Tor schießen, ist es ganz schwierig, uns zu knacken.
- Interview mit Szabolcs Huszti