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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jens Lehmann "Torhüter können nicht mehr richtig kommunizieren"
Der ehemalige deutsche Nationaltorwart spricht über den aktuellen Kampf ums DFB-Tor zwischen Neuer und ter Stegen. Zudem kritisiert er die heutigen Schlussmänner.
Jens Lehmann war eine der prägendsten Figuren im deutschen Torwart-Geschäft. Erst spielte er für Schalke 04, dann für Borussia Dortmund. Schließlich nahm er den Kampf im Nationaltrikot mit Weltklasse-Torhüter Oliver Kahn auf – und gewann.
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Im Interview mit t-online.de blickt er auf den immer wiederkehrenden Konkurrenzkampf um die Torhüter-Stammposition in der Nationalmannschaft, wo sich aktuell Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen nichts schenken. So viel ist klar: Am Mittwoch gegen Argentinien wird der Topmann vom FC Barcelona den deutschen Kasten hüten.
Herr Lehmann, das Duell zwischen Neuer und ter Stegen elektrisiert aktuell Fußballdeutschland. Was passiert, wenn der Torhüter des FC Barcelona gegen Argentinien am Mittwoch überragend hält?
Jens Lehmann: Ich war immer ein Freund davon, dass die Nummer zwei – und auch die Nummer drei – Druck ausübt und sich so ein gesunder Konkurrenzkampf entwickelt. Davon kann jeder Akteur nur profitieren.
Worum geht es im Torhüterkampf wirklich?
Unter dem Strich geht es gar nicht darum, wer die Nummer eins ist. Es geht darum: Wer spielt gerade am besten?
Und das ist schon alles?
Nein. Eine Komponente, die aus meiner Sicht noch viel wichtiger ist: Wie kommuniziert ein Torhüter mit seiner Vordermannschaft? Das ist aus meiner Sicht die größte Schwierigkeit heutzutage bei Torleuten.
Wie meinen Sie das?
Torhüter können heute nicht mehr richtig kommunizieren. Dabei ist gerade das so wichtig. Darin grenzt sich das Topniveau ab. Das ist eine große Qualität, die ich nur noch sehr selten sehe. Und wenn Sie mich fragen, ist das auch eine der wichtigsten Qualitäten eines Nationaltorhüters.
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Die Torwartposition ist tückisch. Es gibt eben pro Mannschaft nur einen zu vergebenen Stammplatz.
Es gibt auch im Sturm nur Platz für einen Mittelstürmer – wenn da plötzlich drei profilgleiche Stürmer auf einem Quadratmeter zusammenstehen, bringt das der Mannschaft auch nichts.